Heppenheim liest ein Buch - Auftakt der Reihe zum Roman "Tschick" mit Lesung im Marstall

Jugendsprache spaltet die Gemüter

Lesedauer: 

Eine Lesung mit verteilten Rollen machte im Marstall den Auftakt der Reihe "Heppenheim liest", in der dieses Jahr das Buch "Tschick" im Mittelpunkt steht. Das Foto zeigt (von links) Heide Wirth, Eva Knop, Anne Bub, Fabian Jordan, Lennart Grabisch und Wolfgang Kopf.

© igiel

Heppenheim. Das Schlitzohr Andrej Tschichatschow, kurz "Tschick" genannt, ist Namensgeber und eine der Hauptpersonen des Romans von Wolfgang Herrndorf. "Tschick" steht dieses Jahr im Mittelpunkt von "Heppenheim liest". Der Auftakt der Veranstaltungsreihe erfolgte jetzt im Marstall. Da der Jugendbezug im Buch groß ist, saßen neben Eva Knop von "Heppenheim liest" und Wolfgang Kopf als Lesecoach drei Jugendliche aus dem Starkenburg-Gymnasium auf dem Podium. "Nachgefragt" wurde im zweiten Teil des Abends. Im ersten lasen Anne Bub, Fabian Jordan, Lennart Grabisch und Wolfgang Kopf mit verteilten Rollen aus dem Buch.

"Arschlöcher", "endbescheuert" oder "schwul" - die Sprache des Romans orientiert sich an der Jugendsprache und macht sich damit nicht nur Freunde. "Ich war zunächst auch voller Vorbehalte und Zurückhaltung. Mit der Zeit aber bin ich ein Tschick-Fan geworden. Das lag aber nicht an der Sprache", betonte Eva Knop.

Entzückt oder entnervt

Initiatorin Heide Wirth sieht die Diskussion um das Buch positiv. "Es gibt durchaus zwei Fraktionen: Einige sind entzückt, andere entnervt", sagt Wirth. Sie verwies zudem auf Leserbriefe zu dem Buch. Dies zeige, dass eine Diskussion angestoßen worden sei, was Ziel der Initiative ist.

Primäre Zielgruppe des Buchs, obgleich es kein reines Jugendbuch sein will, sind Jugendliche. Und diese haben eine sehr klare Einschätzung. "Es ist amüsant, schön zu lesen und geschrieben, wie sich die Jugend unterhält", betonte Fabian Jordan. "Bisher wurden ja nicht so Jugendbücher gelesen und daher finde ich es gut, dass Sie es ausgewählt haben", sagt Lennart Grabisch. Anne Bub fand die Entscheidung für Tschick "super" und "lustig". Insofern hatten die Schüler der zehnten Klasse auch Spaß daran, den Text mit Wolfgang Kopf einzustudieren.

Die Gäste, die bei der Darbietung auch mal lachten, was angesichts der Textvorlage von Wolfgang Herrndorf unvermeidlich ist, erlebten den Roman im Mini-Format. Die vorgetragenen Passagen mit verteilten Rollen verband Eva Knop geschickt durch Überleitungen. Sie war Moderatorin, Souffleuse und Bindeglied in einer Person, während Heide Wirth die Begrüßung übernahm. Die Veranstaltung sollte keine trockene Analyse des Lesestoffes sein, sondern jenen, die noch unentschlossen sind, Lust auf "Tschick" machen.

Ob der "Hype" in keinem Verhältnis zum "literarischen Wert" des Romans stehe, wie Kritiker behaupten, kann am besten einschätzen, wer sich selbst ein Bild von "Tschick" macht. Sollten das viele und dazu möglichst noch unterschiedlichen Alters sein, so hat die Initiative alles richtig gemacht. Daran will sie sich messen lassen.

Eva Knop verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es von Anfang an eines der Ziele der Gemeinschaftsaktion gewesen sei, ein Buch auszuwählen oder vom Publikum auswählen zu lassen, das generationenübergreifend sei. lev

Fortsetzung am 29. August

"Ich freue mich, dass so viele junge Gesichter gekommen sind und damit ein gewisser Publikumsaustausch stattfindet", erklärte Heide Wirth vom Initiativkreis "Heppenheim liest ein Buch". Wirth hofft, dass sich dies bei den anderen Veranstaltungen fortsetzt.

Am 29. August führt Frank Meessen ein Gespräch mit Jugendlichen zum Thema "Freiheit" ab 20 Uhr in der alten Sparkasse. Am 30. August liest Hanno Koffler ab 20 Uhr an gleicher Stelle aus "Tschick". Da Autor Wolfgang Herrndorf krank ist und sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, steht er nicht zur Verfügung.

Für den 4. September ab 20 Uhr laden Initiative und Stadt Heppenheim zu "Literatur im Rathaus" ein. Am 7. September, 20 Uhr, ist eine "Lesenacht" im Starkenburg-Gymnasium vorgesehen. Zusätzlich gibt es Lesungen für Senioren und für den Katholischen Frauenbund. lev

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Festspiele Heppenheim
  • Bürgermeisterwahl Heppenheim