Katholiken - „Frauen in der Kirche mehr Gewicht geben“

Janina Adler aus Heppenheim ist Geschäftsführerin der Frauenkommission im Bistum Mainz

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rid
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Janina Adler arbeitet seit Anfang November beim Bistum Mainz. In Heppenheim ist man traurig, sie ziehen zu sehen. © Astrid Wagner

Heppenheim. „In der Abi-Zeitung hat jemand geschrieben, ich würde die erste Päpstin.“ Janina Adler muss lachen, als sie an den Spruch eines Mitschülers zurückdenkt. „Das war nie meine Motivation“, sagt sie dazu. Auch Pfarrerin habe sie nie werden wollen – aber eben nur nicht, weil das bei der katholischen Kirche ja sowieso nicht möglich sei. Mit Frauengerechtigkeit ist es in der katholischen Kirche nicht weit her, das weiß die Heppenheimerin, die bis Ende Oktober Pastoralreferentin des Heppenheimer Pfarreienverbundes war.

Seit Anfang November nun führt sie ihr Weg zur Arbeit nach Mainz in ihr Büro am Bischofsplatz, denn Janina Adler hat mit Mitte 40 noch einmal eine ganz neue Herausforderung angenommen: Sie ist jetzt die Referentin für Frauenpastoral und Geschäftsführerin der Frauenkommission im Bistum Mainz.

30 Wochenstunden hat sie von 2019 bis zuletzt in Heppenheim als Pastoralreferentin gearbeitet, begonnen hatte die dreifache Mutter 2013 als Pastoralreferentin für St. Peter mit zehn Wochenstunden. „Es waren zwei superspannende Jahre, in denen ich vieles ausprobieren und machen durfte, gerade auch als Frau“, blickt sie zurück. Ob es nun die Wort-Gottes-Feiern gewesen seien, die sie habe leiten dürfen oder die Erstkommunion-Vorbereitung. Doch gerade weil in Heppenheim so viel möglich sei, sei der Wunsch in ihr gereift, sich weiter zu entwickeln. Die Ausschreibung des Bistums Mainz in diesem Jahr kam da gerade richtig.

Umdenken in Mainz

Mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche – das liegt Janina Adler schon seit jeher am Herzen. Und ganz langsam scheint es auch im Bistum ein Umdenken zu geben: Die Frauenkommission, die Bischof Peter Kohlgraf 2021 neu ins Leben gerufen hat, soll Themen und Wünsche von Frauen im Bistum identifizieren und benennen und die Entwicklungen, besonders den Pastoralen Weg aus der Perspektive von Frauen begleiten. Hierbei wünscht sich der Bischof von den zwölf in die Kommission gewählten Frauen ausdrücklich einen „kritischen Blick und ein waches Auge für Defizite“. Er erwartet, dass die Kommission konkrete Vorschläge erarbeitet, wie man den Themen und Wünschen der Frauen im Bistum besser gerecht werden kann.

„Gerade in den vergangenen zwei Jahren habe ich viele Erfahrungen sammeln dürfen und gemerkt, wie wichtig die Gleichberechtigung der Frau und Gerechtigkeit im Kontext Kirche sind“, sagt Janina Adler. Hat sie keine Angst, dass all ihre Bemühungen ins Leere laufen oder nur auf Widerstände treffen? „Ich weiß selbst, dass ich die Welt nicht ändern kann“, ist Adler realistisch. „Und auch das Bistum Mainz kann die Kirche allein nicht ändern. Aber ich sehe eine riesige Chance, mit den zwölf Frauen (die zwischen Anfang 20 bis 60 Jahre alt sind) der Frauenkommission, die total motiviert sind, etwas zum Umdenken beizutragen.“

Hoffnung auf Veränderungen

Die Heppenheimerin will „Dinge auf den Tisch bringen auf fachlicher und emotionaler Ebene“. „Für mich ist Kirche ein Miteinander. Und ich habe die Hoffnung, mit verändern zu können.“ Dennoch sei es ihr sehr bewusst, dass es im neuen Job „auch Frust geben“ könne. „Aber es ist jetzt die Zeit, es zu versuchen,“ zumal sich das Bistum gerade in einem großen Umstrukturierungsprozess befinde. Die positiven Erfahrungen aus Heppenheim möchte sie gerne auch in die theoretische Welt des Bistums tragen.

Was sagt Janina Adler mit Blick auf Rom zur Rolle der Frau in der katholischen Kirche? „Der Papst wendet sich vielen zu, zeigt viel Menschlichkeit – ist aber in vielen Bereichen konservativ. Trotzdem hat er synodale Prozesse angeregt.“

Was konkret stellt sie zur Diskussion? Hier nennt Janina Adler als Beispiel, dass Frauen und Laien zwar Wort-Gottes-Feiern halten dürfen, nicht aber Eucharistiefeiern. Im Gespräch bleiben möchte man bei den Veränderungsprozessen unter anderem mit der Gruppierung „Maria 2.0“ und dem Katholischen Frauenbund.

Ansprechpartnerin sein

Adler möchte den Dialog stärken, Netzwerke und ein neues Bewusstsein schaffen. Sie hofft, dass sie und die zwölf Frauen Ansprechpartnerinnen sind für Menschen aus dem Bistum und hofft, dass „unsere Ideen wieder an die Basis gehen.“ Und sie weiß: „Der Bischof sieht das nicht als Alibiveranstaltung.“

Die Stelle in Mainz ist nur eine halbe Stelle, weitere 10,5 Stunden bleibt Janina Adler den Heppenheimern als Pastoralreferentin verbunden, zumindest bis zum Sommer. Wie es danach weitergeht, ist aktuell in der Klärung. In Heppenheim ist man freilich traurig über den Weggang von Janina Adler. „Gleichzeitig hat man mir sehr viel Wertschätzung entgegengebracht und mir den Rücken gestärkt.“ rid

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