Heppenheim. Kaum sind die Lebensretter der DLRG Heppenheim an der Spessartstraße 2 aus ihren Fahrzeugen zur feierlichen Schlüsselübergabe für ihr neues Domizil ausgestiegen, da schrillt unerwartet der Alarm: Thomas Rech, Leiter Einsatz, entschuldigt sich: „Wir haben einen Einsatz, müssen zum Fluss!“ Sekunden später brausen sie mit Martinshorn und Blaulicht davon.
„Das zeigt doch, wie sehr die Arbeit der DLRG gebraucht wird“, sagt Dr. Anna Gilster, Geschäftsführerin von Infectopharm, und blickt in die perplexe Runde aus Mit-Geschäftsführer Michael Gilster, Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) und dem ehemaligen Stadtbrandinspektor Werner Trares.
Eine halbe Stunde später sind die Einsatzkräfte mit der guten Nachricht zurück: „Zwei Schwimmer konnten lebend aus dem Rhein gerettet werden.“ Und jetzt können auch die Schlüssel zum ehemaligen Festspielprobenhaus der Familie Richter, direkt gegenüber von Infectopharm, übergeben werden.
Das Richter-Gebäude ist Eigentum der Firma und wird nun kostenlos dem Heppenheimer DLRG-Ortsverband überlassen. „Wir fördern unter anderem schon die Gassensensationen und wollten unser Engagement auf MINT und Schwimmen ausweiten. Denn jedes Kind soll Schwimmen lernen können - es kann nicht sein, dass es keine Kurse gibt“, sagt Anna Gilster vor dem Hintergrund, dass Infectopharm vor allem Arzneimittel für Kinder entwickelt und herstellt. Seit 1995 ist Infectopharm in Heppenheim mit inzwischen über 400 Mitarbeitern ansässig.
DLRG wird Schwimmkurse für Kinder anbieten
„Wir sind fast zufällig bei einem Gespräch auf die Idee gekommen“, erläutert Bürgermeister Burelbach. Der bisherige Standort der DLRG an der Weiherhausstraße sei sanierungsbedürftig. Im Investitionsplan der Stadt standen bereits Mittel von über einer Million Euro für einen Neubau. Die Stadt übernehme nun stattdessen die Renovierungskosten der Räume an der Spessartstraße: „Da reden wir jetzt nur noch über zirka 100.000 Euro“, sagt Burelbach. Das Gebäude an der Weiherhausstraße möchte die Stadt gerne an das DRK verkaufen.
Anna Gilster spricht von einer „Win-Win-Win-Situation“: „Die DLRG bekommt ein neues Gebäude, die Stadt hilft der DLRG und wir bekommen tolle Mieter und Schwimmkurse für die Kinder.“ Denn Teil der Abmachung ist auch, dass die DLRG künftig regelmäßig Schwimmkurse im Heppenheimer Freibad anbieten wird - im Winter auch in benachbarten Hallenbädern. Der erste Kurs fand bereits mit sechs Kindern in diesem Sommer statt. Rech hofft auch darauf, über die Kinderkurse Eltern zu mehr Engagement im Ortsverband bewegen zu können.
Anna Gilster freut sich zudem über die Zuverlässigkeit ihrer neuen Mieter, da das Haus direkt neben der InKi-Kinderkrippe der Firma liegt: „Da müssen wir genau darauf achten, wer das Gebäude nutzt.“ Rech versichert: „Wir füllen am Wochenende und an Abenden das Gebäude mit Leben.“
Bis zum Einzug wird es aber noch ein paar Wochen dauern. Werner Trares koordiniert das Projekt für die Stadt: „Links vom Gebäude wird noch eine Zufahrt zur Halle gebaut, die auch ein neues Tor erhalten wird. Und die ehemalige Verbindung zum Haus wird wieder geöffnet. Die DLRG-Mitglieder wollen viel Eigenleistung mitbringen und Sponsoren anwerben.“
Thomas Rech erläutert derweil, was im Inneren noch zu tun ist: „Wir wollen eine neue Küche einbauen, es muss viel Farbe an die Wand und die Lampen in der Halle müssen erneuert werden.“ Das neue Gebäude biete nun genügend Platz für eine Werkstatt, Umkleiden, Duschen, Schulungsraum und „endlich einen Jugendraum. Die jungen Leute hatten bisher keinen richtigen Treffpunkt“, wie er ausführt.
Das Equipment wird derzeit noch in Containern gelagert
Insgesamt werden sechs Fahrzeuge und zwei Bootsanhänger mit drei Booten in der Spessartstraße untergebracht. „Wir haben uns in den letzten 15 Jahren stark vergrößert, werden auch immer öfter gebraucht. An der Weiherhausstraße hatten wir alles in Containern gelagert und haben nun die Chance, das Equipment gut unterzubringen“, sagt Rech.
Michael Gilster schätzt, dass der DLRG jetzt rund 500 Quadratmeter Büroräume und weitere 300 Quadratmeter in der Halle zur Verfügung stehen. „Die Halle räumen wir bereits frei, die Büroräume brauchen wir noch bis Oktober“, sagt er. Rech, der nicht verhehlt, auf die Stationen anderer DLRG-Ortsverbände bereits den einen oder anderen neidvollen Blick geworfen zu haben, freut sich: „Das ist wie ein Sechser im Lotto für uns!“
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