Marktplatz

"Goldener Engel" in Heppenheim aufwändig saniert

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dj/ü
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Heppenheim. Das Hotelrestaurant „Goldener Engel“ am Heppenheimer Marktplatz wurde bereits 1782 erbaut und wird heute von der Familie Bräutigam in siebter Generation geführt. Vor 15 Jahren haben Marianne und Florian Bräutigam übernommen und das Haus in dieser Zeit, wie sie sagen, einmal komplett durchsaniert. Während der letzten zwei Jahre Corona-Pandemie haben sie nach eigenen Angaben einen niedrigen sechsstelligen Betrag in die Hand genommen und vor allem das Restaurant mit Freisitz umgestaltet.

Schneiderzunft gegründet

Mit Bedacht hat das Ehepaar im Inneren des Restaurants modernisiert und zugleich Althergebrachtes beibehalten. Schließlich hat sich hier in der 240-jährigen Geschichte des Hauses auch die Heppenheimer Schneiderzunft gegründet. Die Farbe Tannengrün beispielsweise an der Wand des kleinen Nebenraums mit großer Schiebetür hebt erst recht den Spruch dieser Zunft in Sütterlin deutlich hervor. „An diesem Spruch haben wir natürlich nichts geändert“, sagt Marianne Bräutigam. Und so steht weiterhin über drei Wände geschrieben: „Ein jeder braver Mann, der hier zugegen ist, der sei von Herzensgrund liebevoll von mir gegrüßet, auch jedes brave Weib hat Teil an diesem Gruß und auch ihr Jungfernfrauen. Euch gebe ich einen Kuss. Doch dürfet ihr meinem Weib nichts sagen, sie wird mich aus dem Hause jagen.“

Wimmelbild als Blickfang

Im Restaurant selbst zieht ein Wimmelbild über drei große Holztafeln die Blicke der Gäste auf sich. Während der Umgestaltung der Theke, Tische und Bänke kam das Ehepaar Bräutigam auf die Idee, das auf den „Goldenen Engel“ abgestimmte Wimmelbild auf ebensolche Tischplatten aus Eichenholz drucken zu lassen, wie sie der Heppenheimer Möbeltischler Timmo Lenhardt auch für den Restaurantbetrieb angefertigt hat. Wer sich in Heppenheim und der Region auskennt, findet viele bekannte Gesichter, Gebäude und geografische Formationen auf dem Bild, darunter das Rathaus, die Liebig-Apotheke, das Hotelrestaurant selbst, die Ente, die früher im Marktplatzbrunnen schwamm, aber auch das Coronavirus. Oder der verstorbene Wirt des „Schwanen“, Lothar Klapper, Bürgermeister Rainer Burelbach, der Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und viele mehr.

Moos fürs Raumklima

Einem Gebäude des Wimmelbildes, das hinter Sankt Peter hervorscheint, fehlt der Erkennungswert. „Das ist das Interkontinental in Frankfurt“, erklärt Marianne Bräutigam. Hier arbeiteten beide im Catering, als sie sich kennenlernten. Nicht nur dieses Kunstwerk von Mathias Suess aus Bayreuth gibt viel Anlass zum Gespräch; auch die auf beiden Seiten flankierenden Moosflächen, gerahmt auf etwa einen Quadratmeter, sind ein interessantes Thema. Das Moos sorge für ein gutes Raumklima. Für die Hotelgäste wurde außerdem ein neuer Frühstücksbereich eingerichtet.

Diskussion mit Denkmalschutz

In Sachen Nachhaltigkeit würden die Wirtsleute gerne ein vom Marktplatz kaum einsehbares Flachdach energetisch sanieren und mit Fotovoltaik bestücken. „Wir sind hier noch ganz am Anfang des Prozesses“, sage Florian Bräutigam. Gerade deshalb könne er ein kategorisches „Nein“ des Denkmalschutzes nicht verstehen. Es gebe mittlerweile sogar PV-Biberschwänze. „Denkmalschutz in allen Ehren, aber für Nachhaltigkeit sollte er schon ein offenes Ohr haben“, so Bräutigam. dj/ü

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