Heppenheim. Seit dem Jahr 1904 gibt es in Heppenheim die FG Bottschlorum und damit schon seit elf mal elf Jahren. Ein närrisches Jubiläum, das die Fastnachter an zwei Abenden im Heppenheimer Burgheim, dem ehemaligen Gossini, gebührend feierten. Anke Hildenbeutel, die Vereinschefin, ihre Stellvertreterin Sabine Holdermann und Sitzungspräsident Markus Wilfer begrüßten die Narrinnen und Narrhallesen und kündigten einen wunderbaren närrischen Abend an.
Das Stimmungsbarometer, es stieg von Minute zu Minute. Und spätestens, als der Musikzug Starkenburg in den Saal einmarschierte, war ein erster Höhepunkt erreicht. Seit dieser Kampagne haben die Heppenheimer Bottschloren mit Mia Koob ein neues Funkenmariechen. Bei ihrem Auftritt im schönsten Spagat zeigte sie auch dank ihrer Trainerin Manuela Kaufmann eine artistische Meisterleistung. Die Rolle des Bundeskanzlers ist Christopher Hörst schon seit elf Jahren wie auf den Leib geschnitten. Seitenhiebe verteilte er dabei in alle Richtungen, beispielsweise, als er den wirtschaftlichen Sachverstands Robert Habecks in Frage stellte: „Robert, der süße Kinderliterat, als Wirtschaftsmann ganz desolat.“
Nachwuchssorgen sind hier kein Thema
Zum „Leuchtturm“ von Nena vollführte das Krümelballett mit ihren beiden Trainerinnen Julia Mitsch und Simone Feder einen zackigen Gardetanz. Dass die FG Bottschlorum keine Nachwuchssorgen hat, das stellte auch das Geschwisterduo Sascha und Vanessa Funk unter Beweis, die das Publikum bei ihrem Zwiegespräch in die virtuelle Welt der Computer entführte. „Was machen die Holländer, wenn sie die WM gewonnen haben“, fragte Roberto und hatte die Antwort schnell parat: „Sie machen die Playstation aus.“
Silke und Marina Wanzel heißen die beiden Trainerinnen des Purzelballetts, das sich mit ihrer Aufführung zum Lied „Lollipopp“ einen Sonderapplaus verdiente. Schon seit vielen Jahren bereichert Hedwig Vock mit ihren Vorträgen die Fastnacht der Bottschloren.
Die „Ehrenjungfrau“ war nun eine Paraderolle für sie, in der sie ihre Auswanderung bekannt gab. „Nach Indien zieht’s mich hin, weil oalde Kieh dort heilig sind.“
Landrat macht überraschend „Bauch, Beine, Po“
Das war mal eine Ansage, die mit dem Refrain: „Gott Jokus zum Gruß. E schee Gesicht und en zierliche Fuß,“ nicht besser hätte abgerundet werden können. Das „bisschen Haushalt“ machte das Bottschloren-Ballett in Bezugnahme auf den Song aus den 1970er-Jahren von alleine. Dazu trugen auch die Trainerinnen Danja Herd, Kim Zehe und Alex Harder bei.
„Blauer Bott“ hieß danach in Anlehnung an die Fernsehsitzung des Hessischen Rundfunks eine witzige Vorführung, bei der Dr. Joachim Bauer den Heinz Schenk gab, den Bensemer Troppe verabscheute und dafür umso lieber den Hepprummer Schoppe trank. Dieses Ritual war eingebunden in die Playbackshow der Kakadus, die dem Publikum auch dieses Mal so richtig einheizte. Mit dem „Mitternachtschwimmen“ im Heppenheimer Schwimmbad machten sie mit viel Rabatz nach der Pause weiter. Kaum hatte der Bademeister im Schwimmbecken eine seniorengerechte XXL-Windel gefunden, leitete Pamela Anderson die Wassergymnastik an. Da wurde die „Sexbomb“, der Hit aus der Jahrtausendwende schnell zur „Arschbomb“.
Wenigstens bis 3 Uhr nachts, denn danach mussten die Schwimmbadbesucher, die nicht in Begleitung eines Zivis waren, die Badeanstalt verlassen. Wie schön ein Gardetanz sein kann, das zeigte das Jokus-Ballett. In die Freude des gelungenen Auftritts mischte sich aber auch ein Wermutstopfen, denn Stefanie Neher, die über Jahre hinweg erfolgreiche Trainerin der jungen Damen, kündigte ihren Abschied an. Kaum wusste Stefan Beile als Dönerverkäufer allerhand zu erzählen, da war der Tanz des Bottschlorenballetts, einstudiert von Marina und Fenja Wanzel, etwas fürs Auge. Wer die „Schennst und die Beschd“ ist, der ist für die Rolle der Vizelandrätin regelrecht prädestiniert. Das machte Jutta Klemmer den Heppenheimer Narren unmissverständlich klar. Kaum kurbelte sie den Umsatz in der neueröffneten Trinkhalle an, gab sie im schönsten Sächsisch die Integrationsbeauftragte.
Doch wo blieb der richtige Landrat? Christian Engelhardt schien sich zunächst mit der Rolle des Zuschauers zu begnügen, ehe er plötzlich im Sportdress auf der Bühne stand und zu Shirin Davids „Bauch, Beine, Po“ eine Choreografie hinlegte, nach der das Publikum außer Rand und Band war. Die Männergarde der Bottschloren mit ihrem von Alexandra Adler einstudierten Hexentanz beendeten einen Abend, der schöner kaum hätte sein können. mb/ü
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