Heppenheim. Sechs Wochen nach seinem Erfolg bei den „Mittelgebirge Classique“ hat der Heppenheimer Extremsportler Constantin Backmann auch das „Race across Germany“ gewonnen. In der Rekordzeit von 39 Stunden und 23 Minuten legte der 26 Jahre alte Investment-Manager die 1137 Kilometer zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen zurück. Damit war er acht Stunden früher am Ziel als der Zweitplatzierte Mark ten Cate aus den Niederlanden.
An der Flensburger Förde war Backmann am Freitag, 21. Juni, um 8.30 Uhr in der Kategorie „solo ohne Support“ aufgebrochen. Und schon am Samstag erreichte er kurz vor Mitternacht das Hotel „Garmischer Hof“. In unterschiedlichen Kategorien und Altersklassen waren 72 Frauen und Männer zwischen der dänischen und der österreichischen Grenze unterwegs, davon 38 in der Kategorie von Backmann.
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Es war nicht nur die Distanz, die es zu überwinden galt. Unterwegs hatte er ständig Gegenwind und es regnete. „Nach 200 Kilometern war ich zum ersten mal nass“, sagt er. Am frühen Nachmittag überquerte er bei Lauenburg die Elbe. Dort erreichte er bei Kilometer 260 den ersten Kontrollpunkt. Die Fahrer werden zusätzlich über ein GPS-Signal geortet, so dass Regelverstöße ausgeschlossen sind. Verboten ist auch das Windschattenfahren.
Nach weiteren 220 Kilometern erreichte Backmann eine Bushaltestelle, die die Anwohner eines Dorfes in eine Verpflegungsstation umfunktioniert hatten. „Dort haben 20 Leute auf die Radfahrer gewartet und gefeiert“, berichtet er. Für ihn blieben vier Minuten Pause, bevor es weiterging durch die norddeutsche Tiefebene an den Rand des Harzes. Fulda, Würzburg, Augsburg und der Ammersee zogen an ihm vorbei, bis er den Rand der Alpen erreichte. „Das Wetter wurde immer schlechter. Die letzten fünf Stunden hat es nur noch geschüttet“, so der Bericht des Rekordfahrers.
Sein Fahrradcomputer zeigte am Ende 1:30 Stunden Standzeit. Zum Schlafen bleibt bei solchen Rennen keine Zeit. In den kurzen Pausen hat sich Backmann an Tankstellen mit Gummibärchen und Cola eingedeckt. Nur auf diese ungesunde Art lassen sich die Kalorien zuführen, die der Körper für einen solchen Kraftakt braucht. Um möglichst wenig Gewicht bewegen zu müssen, war in der Rahmentasche nur Lichtanlage, Sonnencreme, Kettenöl, Regenjacke und Warnweste. Backmann war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,1 Kilometern pro Stunde unterwegs.
Sportliche Höchstleistungen sind Grenzerfahrungen, wie es Backmann selbst beschreibt. Während des Rennens ist er auf sich allein gestellt, muss sich selbst verpflegen und darf sich bei einer Panne nicht helfen lassen. Doch diese besondere Art von Einsamkeit scheint den Reiz solcher Rennen auszumachen, wenn vor allem das Fahren in stockdunkler Nacht die Psyche reizt. In menschenleerer Natur sah Backmann Füchse, Hasen, Igel und Rehe. Mond und Sterne blieben bei diesem Rennen hinter den dicken Regenwolken verborgen. So treten die Extremsportler wie in Trance in die Pedale.
Für „Race across America“ fehlt das Geld
Was sind seine nächsten Pläne? Mit dem Gewinn des „Race across Germany“ hat sich Constantin Backmann für das „Race across America“ qualifiziert. Unter anderem, weil er ein solches Rennen finanziell nicht bewältigen könnte, denkt er nicht daran, sich anzumelden. Näher läge ihm die Fernfahrt, die über 2000 Kilometer vom Mittelmeer an den Atlantik und wieder zurück durch die Pyrenäen führt. ai/ü
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