Coronakrise - Organist Franz Lambert sagt das geplante Pfingstkonzert im Gasthof Jäger kurzfristig ab

Ein Anruf gibt den Ausschlag

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dj
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Organist Franz Lambert und seine Frau Christa werden ihr Pfingstkonzert anders als ursprünglich geplant nicht veranstalten. © Dagmar Jährling

Sonderbach/Erbach. Unterhaltungsabende der besonderen Art hatten Organist Franz Lambert und seine Frau Christa an Pfingstsamstag und -sonntag im Gasthof Jäger in Erbach geplant – natürlich corona-gerecht. Doch nun ist alles abgesagt.

Lambert, der schon vor 80 000 Zuhörern und zwei Millionen Fernsehzuschauern beim Finale der Fußball-WM 2006 im Olympiastadion in Berlin seine FIFA-Hymne gespielt hat, wollte ein vierstündiges Unterhaltungsprogramm für einen verhältnismäßig kleinen Kreis arrangieren. Statt mehr als 120 Musikfans sollten aufgrund der Bestimmungen zur Corona-Pandemie nur 30 Gäste kommen. Auch eine Tanzfläche sollte es nicht geben.

Noch während Lamberts Ehefrau Christa die Tische so stellte, dass der Abstand hätte eingehalten werden können, rief ein Gast an: Er habe Symptome und könne deshalb die Reise nach Heppenheim nicht antreten. Das Ehepaar Lambert war angesichts dieses Anrufs hin- und hergerissen. Alleine die Vorstellung, sie könnten verantwortlich dafür sein, dass der Kreis Bergstraße sich aufgrund des Konzerts zu einem Corona-Hotspot entwickeln könnte, bewog sie dazu, alles abzusagen. Die Sicherheit aller sei dann aber doch vorgegangen, so das Ehepaar unisono.

Eigentlich wären Gäste aus acht Nationen in Erbach zusammen gekommen: Wie jedes Jahr wollten Fans aus Holland, Belgien, Dänemark, England, Österreich, Luxemburg, Schweiz und weiten Teilen Deutschlands zum Pfingstkonzert anreisen. Doch aufgrund noch geschlossener Grenzen wäre dies zum Bedauern des Künstlers ohnehin nicht möglich gewesen.

Zu normalen Zeiten stehen die Fans dicht um Lamberts Tasteninstrument herum und schauen dem Organisten zu, wie er mit flinken Fingern die Tastatur bedient und an den Registern zieht. Auch dafür hatte das Paar eine Lösung parat: Die Zuhörer hätten Franz Lambert bequem im Sitzen via Leinwand über die Schulter schauen und dabei das Essen des Gasthofs Jäger genießen können.

Besonders bitter findet Wirt Berthold Jäger, dass gerade die Bestimmungen zur Fünf-Quadratmeter-Fläche gekippt wurden und eigentlich sogar mehr Gäste zum Konzert hätten kommen können. Aufgrund der Absage hat die Wirtsfamilie immerhin jetzt umso mehr Platz, um Gäste mit ihren Spargelgerichten verwöhnen zu können. „Die meisten setzen sich dann ohnehin auf die Terrasse“, so Jäger. Der Gasthof Jäger hatte sich mit dem Shutdown insofern arrangiert, dass sie einen Abholservice anboten und die Speisekarte dafür auf der Internetseite „Lieferservice Kreis Bergstraße“ eingestellt hatten. „Das lief ganz gut“, sagte Jäger zufrieden. Jetzt hofft die Familie, dass der Mittagstisch an den Pfingstfeiertagen angenommen wird und auch abends wieder mehr Gäste kommen. „Platz genug haben wir“, so Jäger.

Franz Lambert nutzte die Zeit des Shutdowns dafür, neue Melodien für seinen 108. Tonträger zu komponieren. Trotzdem sei das plötzliche Herunterfahren von 100 auf null gewöhnungsbedürftig gewesen. „Statt schon an den nächsten Termin zu denken, wurden wir auf uns reduziert“, erklärte Christa Lambert. Wochenlang haben wir keine Gäste empfangen. Der Sohn, der normalerweise im Haus seine Gitarrenschüler unterrichtet, hätte nur Online-Unterricht gegeben. „Es war sehr still bei uns“, meinte sie. Gespannt verfolgen Lamberts täglich die Nachrichten zu den neuen Entwicklungen. Sie hoffen sie inständig, dass die Pandemie eingedämmt werden kann. dj

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