Nachhaltigkeit

Das Heppenheimer Saalbaukino setzt auf Photovoltaik

Außerdem hat das Kino bereits eine Wärmepumpe. Der 100 Jahre alte Bau dient als von Bund und Land gefördertes Vorzeigebeispiel.

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mbl/ü
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Noch nicht lange darf auf denkmalgeschützte Gebäude Solar auf das Dach gepackt werden. Das Heppenheimer Saalbau-Kino, zurzeit auch mit Freiluft-Programm, ist eines der ersten, in dem dies umgesetzt wird. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Schon seit Langem wird der Tod des Kinos hinaufbeschworen. Als Betreiber des Saalbau in Heppenheim kennt und spürt Jörg Fritz all die Hürden, aber er meistert das Überleben immer wieder – und nachhaltig. Das oft genug überstrapazierte Wort hat und macht bei ihm Programm.

So dient der inzwischen hundertjährige Bau sogar als von Bund und Land gewürdigtes und gefördertes Vorzeigebeispiel. Samt schon eingerichteter Wärmepumpe und gerade hinzugekommener Photovoltaik-Anlage. Wer ein größeres Unterfangen zu organisieren hat, stellt zwar in aller Regel einen Zeitplan auf, kann den aber schon aufgrund zu vieler unklarer Variablen selten halten. „Wir sind sogar ein bisschen schneller als geplant“, kann Fritz berichten. Überhaupt besitzt er, mit einer Portion Glück, offensichtlich ein gutes Gespür für das richtige Timing.

Lüftungsanlage als Investition

Mit der alten Ölheizung wäre es nicht mehr lange weitergegangen, so stellte sich schon 2020 die Frage: Gas oder Strom? Den Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Gas-Krise hat auch er natürlich nicht vorhersehen können, doch das Konzept der Wärmepumpe überzeugte.

Der passionierte Kino-Betreiber spricht von der Saalbau-Welt „vor und hinter den Tapeten“. Hinten wird es ernst, die Lüftungsanlage war das erste größere Invest in diesem Zusammenhang. Die Corona-Pandemie verlangte und forcierte technische Anpassungen, und auch dazu gab es Förderungen. Da die Politik den Wert von Kinos erkannte. Gerade dann zumindest, wenn sie wie in und für Heppenheim kulturelle wie gesellschaftliche Bedeutung über die Vorführ-Rolle hinaus entfalten.

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Gerade beherbergte das Saalbau wieder den bei Liebhabern begehrten Plattenflohmarkt, auch beispielsweise den Gassensensationen diente das Ensemble auch dieses Jahr als Spielort. Zurück zur Energetik. Auf Wärmepumpe und Wärmerückgewinnungs-Anlage zu setzen, ergab für Fritz einfach Sinn. „An diesem Standort. Das könnte an der Tromm schon wieder anders aussehen.“

Bei relativ wenig Frost und einem System, das wenig Vorwärme braucht (etwas über 20 und nicht wie bei einer klassischen Heizung um die 60 Grad im Funktionsmodus) klappt das Ganze gut. Im März 2022 ging die Anlage in Betrieb. Kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin den Sturm auf die Ukraine begann, mit den entsprechenden Auswirkungen – auch für Deutschland.

Das wirtschaftliche Überleben als Kino ist das Eine, strukturell derart „in die Tiefe zu gehen“ etwas ganz Anderes. „Man bekommt ja nur selektive Info“, ahnt er die Fallstricke eines jedweden Fachgesprächs, etwa bei Energie und Technik. Die jetzige Lösung überzeugte Jörg Fritz, weil er das selbst als plausibel nachvollziehen konnte.

Paletten sind schon auf dem Dach

Sowohl mit der Wärmepumpe als auch mit der Photovoltaik-Anlage erfährt das altehrwürdige Saalbau-Kino Wertschätzung als Best-Practice-Beispiel. Von Seiten derer, die diese Umrüstung überhaupt erst ermöglichten. Im Konkreten sind das die Filmförderungsanstalt auf Bundes- sowie Hessen Film und Medien auf Landesebene.

„Wozu will man solche Orte erhalten?“, beschreibt Fritz die Leitfrage der Verantwortlichen, die sich gern auch für seine Anlauf- und Begegnungsstätte erwärmten. Teil der Vereinbarung ist ein Dreiklang aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit.

Der eingeschlagene Weg schont die Umwelt, er scheint sich auch zu rechnen, wie jedenfalls nach einjähriger Erfahrung mit Pumpe und Rückgewinnung zu konstatieren, und Kooperationen wie die mit dem BUND rücken das Natur- und Umweltschutz beim Programm in den Fokus. Der aktuelle in Sachen Umbau ruht auf Photovoltaik, und entsprechende Platten sind bereits auf dem Dach.

Lösungen zum Speichern gesucht

Nun gilt es noch, Lösungen des Speicherns auszuloten. Jörg Fritz kommen kommunale Ideen in den Sinn. Das Landratsamt könnte ja zum Beispiel seine gewonnene Sonnenkraft für sich nutzen, „etwas Gutes tun und dabei noch sparen“, dafür im Gegenzug Heizkosten des Saalbaus übernehmen, das kein reiner Drinnen-Ort ist, wie sich beim Gespräch in lauschiger Kulisse unter den Kastanien des Hofs zeigt. Gemütliche Stühle stehen für das noch bis 1. Oktober ab Sonnenuntergang laufende Freiluft-Programm parat. Kino mit Kopfhörern im Übrigen, also nachbarschaftsfreundlich ruhig.

Jörg Fritz ist auch Bauleiter. Noch nie habe ein Handwerker Finanznachweise verlangt, aber dank der Förderung ist das Projekt gesichert. Wie bei einem Kredit reicht Fritz eine zweckgebundene Rechnung vor und erhält dann den entsprechenden Betrag der gesamten Fördermenge. Auf sich gestellt, hätte er das Dach gar nicht sanieren können. Nun geschah das, um es sodann durch Photovoltaik aufzuwerten. Eine Entscheidung, die erst noch vom Denkmalschutz abzusegnen war. Auf der Basis von gestern entsteht heute gemeinsam das morgen. mbl/ü

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