Steinbruch Röhrig - Mittlerweile über 3600 Unterschriften bei Online-Petition gegen die geplante Erweiterung

Bürgerinitiative freut sich über weiter wachsende Unterstützung

Von 
Iris Kleefoot
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Sonderbach/Juhöhe. Trotz Corona-Krise gewinnt die Petition gegen die Erweiterung des Steinbruchs der Firma Röhrig in Heppenheim-Sonderbach immer mehr Befürworter. Bis zum vergangenen Freitag (17.) unterschrieben über 3650 Menschen die Eingabe von Manuela Kraus auf der Online-Plattform „openPetition“. Gestartet worden war die Aktion am 9. Dezember. Kraus ist Mitglied der Bürgerinitiative „Für Schutzwald und Kleines Felsenmeer“, die seit über einem Jahr gegen das Vorhaben von Röhrig-Granit kämpft, den Steinbruch in Richtung Juhöhe zu erweitern.

Noch im Frühjahr hatten die Gegner des Steinbruchs auf der Juhöhe zusätzliche Unterschriften bei den Besuchern des Waldgebietes gesammelt, um sie in die Online-Petition einzupflegen. Damit ist seit dem Kontaktverbot Schluss. „Es verbietet sich in der momentanen Situation, dass wir Spaziergänger ansprechen und Kugelschreiber von einer Hand in die andere gereicht werden“, erklärt Benjamin Höfle als Sprecher der Bürgerinitiative. Umso mehr freut er sich über den anhaltenden Zuspruch, den die Petition genießt. Allein in den zurückliegenden sechs Wochen kamen über 500 Unterschriften dazu, obwohl zuletzt nicht mehr aktiv gesammelt werden konnte.

Das mag zum einen an den Flyern liegen, die am Waldparkplatz mit dem drolligen Namen „Eichhörnchenspitze“ ausliegen und auch in Kästchen an den Häusern der BI-Mitglieder hängen. Zum anderen aber auch an den 15 Bannern, mit denen die Gegner des Steinbruchs auf ihr Anliegen aufmerksam machen. In großen weißen Lettern steht auf grünen Grund, was viele Menschen im Mörlenbacher Ortsteil sich wünschen: die Erhaltung des Naherholungsgebietes Juhöhe. Die Banner wurden von Bürgern privat finanziert. Für Benjamin Höfle und Manuela Kraus ist das eine Investition in die Zukunft und in die Natur. Schließlich sollen im Zuge der geplanten Steinbrucherweiterung rund 62 000 Quadratmeter ökologisch wertvollen Schutzwaldes im Unesco-Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald gerodet werden.

Rückschläge und Bestätigung

Zwei Rückschläge musste die Bürgerinitiative bereits in ihrem Kampf gegen die Steinbrucherweiterung einstecken. Der Bergsträßer Kreistag stimmte im März des zurückliegenden Jahres der Löschung des Kleinen Felsenmeeres als Naturdenkmal zu. Und auch die Regionalversammlung Südhessen gab der Firma Röhrig-Granit bereits grünes Licht, ihren Erweiterungsantrag für den Steinbruch in Richtung Juhöhe beim Regierungspräsidium Darmstadt stellen zu können.

Bestätigt in ihrem Bemühen sehen sich die Mitglieder der Initiative dagegen durch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die vergangene Woche Klage gegen den raumordnerischen Entscheid zur Erweiterung des Steinbruchs einlegte (wir haben berichtet).

Benjamin Höfle: „Wir freuen uns, dass auch von anderen anerkannt wird, dass dieses Naherholungsgebiet einen hohen Stellenwert hat.“ Das gilt nicht nur für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald; auch die Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen hat sich bereits gegen die Rodung ausgesprochen. Und schon im Dezember forderte der BUND eine wasserdichte Regelung, um zukünftige Erweiterungen auszuschließen. Das zeigt für Höfle: „Der Wald ist für das Klima im ganzen Kreis Bergstraße wichtig.“

Den Naherholungseffekt betont Manuela Kraus. „Die beiden schönsten Rundwege würden zerstört werden und das Naherholungsgebiet wäre entstellt“, mahnt sie. „Viele starten ihren Spaziergang oder ihre Radtour entweder am Parkplatz ,Hölzerne Hand‘ oder bei der Waldschenke Fuhr und laufen dann eine Runde. Dies wäre nicht mehr möglich.“ Sie möchte dieses Stück heile Natur gerettet wissen. „Der Wald gehört schließlich zum Unesco-Geo-Naturpark und wird sogar vom Geo-Naturpark mit Schildern ausgewiesen.“

Großer Natur- und Erholungswert

Manuela Kraus führt zusätzlich die Zerstörung der Pflanzenwelt ins Feld. Kraus: „Dort wachsen viele Pilze, aber auch Pflanzen wie Waldmeister und Schlüsselblumen. Im Totholz leben zahlreiche Insekten, und wenn man sich ganz ruhig verhält, sieht man auch Rehe, Wildschweine oder sogar mal einen Uhu.“

Das Gebiet werde von Spaziergängern, Joggern und Radfahrern oft genutzt. Besonders während der aktuellen Corona-Pandemie sei das Gebiet besonders wichtig. Sie weiß: „Gerade in den letzten Wochen sind zahlreiche Kinder im Wald unterwegs, um dort Hütten zu bauen und zu klettern, da die Spielplätze geschlossen sind.“

Die Petition soll noch bis Ende Mai online stehen. Dann ist eine Übergabe der Unterschriften an die Darmstädter Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid vorgesehen. Doch lässt sich die Steinbrucherweiterung tatsächlich noch verhindern? „Wir erhoffen uns ein Erwachen“, so Höfle. „Wir haben den Rückhalt der Region, das zeigen die vielen Unterschriften.“ Und mittlerweile 1100 Mitglieder in der Bürgerinitiative sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.

Info: Zur Online-Petition gelangt man über die Homepage der Bürgerinitiative unter www.BI-FSkF.de

Die Planungen

Die geplante Erweiterung des Steinbruchs Sonderbach umfasst ein 6,2 Hektar großes Waldstück. Sie soll schrittweise über die nächsten Jahre erfolgen.

Für die auf der Erweiterungsfläche stehenden Bäume will das Unternehmen Röhrig zuvor an anderen Stellen in der Region die gleiche Fläche Wald wieder aufforsten.

Der Abstand zur Juhöhe soll sich durch die Erweiterung von 500 Metern auf 400 Meter reduzieren.

Röhrig-Granit plant im Zuge der Erweiterung Waldwege zu verlegen und ein neues Wegenetz zu schaffen. Auch der Rastplatz („Gerhard-Röhrig-Rast“) bekommt einen neuen Standort – als Aussichtspunkt am zukünftigen Rand des Steinbruchs. Das Kleine Felsenmeer soll verlegt werden. Zudem wird ein anderes Felsenmeer als Naturdenkmal ausgewiesen. ik

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