1. Bergsträßer Schul-Klimatag - Schüler diskutierten in der Martin-Buber-Schule über den Klimawandel – und werden dafür auch verhöhnt

AfD-Mail sorgt für Aufsehen

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rori
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Beim 1. Bergsträßer Schul-Klimatag in Heppenheim wurden verschiedene Workshops angeboten: Sophie und Raquel (rechts) nahmen am veganen Kochkurs teil. © gutschalk

Heppenheim. Veganes Kochen fürs Klima, Energiewende und Klimapolitik: Die insgesamt sechs Workshops des 1. Bergsträßer Schul-Klimatags deckten eine große Bandbreite an Themen ab – und waren gut besucht: Über 50 Schüler waren am Samstag nach Heppenheim in die Martin-Buber-Schule gekommen, um über den Klimawandel und ihre Zukunft zu diskutieren. Veranstaltet wurde der Tag von der Kreisschülervertretung in Kooperation mit dem Kreis Bergstraße: „Es ist unglaublich, was die Schülervertretung hier auf die Beine gestellt hat“, lobte Landrat Christian Engelhardt.

Workshops und Umweltmesse

Neben den Workshops gab es eine Umweltmesse mit Ständen von Umweltverbänden, Solidarischer Landwirtschaft und dem „Unverpackt“-Laden in Lorsch, im Anschluss folgte eine Diskussion mit den im Kreistag vertretenen Parteien über politische Maßnahmen gegen den Klimawandel. Für besonderes Aufsehen sorgte dabei die Antwortmail der AfD-Fraktion, die nicht einfach nur abgesagt, sondern die Schülervertretung und Klimaaktivistin Greta Thunberg in ihrer Mail zudem verhöhnt hatte. Das Schreiben von Rolf Kahnt wurde mit dessen Zustimmung laut verlesen. Darin heißt es unter anderem: „Wir beteiligen uns nicht an völlig überzogenen, apokalyptischen Untergangsszenarien, die keinen Mehrwert erzeugen.“

„Unser Ziel ist es, den Schülern zu zeigen, was sie selbst tun können, wie sie sich selbst engagieren und für ihre Interessen eintreten können“, erklärten Luc Châtelais und Annabelle Bechtel von der Kreisschülervertretung, die die Veranstaltung organisiert hatten.

Deshalb ging es in den Workshops auch zur Sache: So wurden in einem Workshop innerhalb von zwei Stunden die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, aber auch die derzeitig absehbaren Folgen vermittelt.

„Konstruktive Konsumkritik“

„Die Welt in 2050 wird eine andere sein als heute“, erzählte Paul Guire von Scientists for Future. Er setzte auf eine Schocktherapie: Bilder von Katastrophen, von Opfern der Waldbrände in Portugal etwa, sollten die Auswirkungen des Klimawandels verdeutlichen. „Die Kenntnis des Problems wird aber größer“, sagte er.

Nebenan ging es dagegen um konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel, nämlich die Energiewende: Aufmerksam lauschten die Oberstufenschüler hier den Ausführungen von Jürgen Eiselt, ebenfalls von Scientists for Future, zu Solarenergie, Windkraft und der Verkehrswende – und stellten durchaus kritische Fragen, etwa zur Recyclingfähigkeit der PV-Anlagen.

Bei aller Technik wurde es am Ende dann doch emotional: „Ich bin seit den 70er-Jahren dabei, zwischendrin war es schon hoffnungslos. Aber bei dem, was Ihr in einem Jahr erreicht habt, können wir es tatsächlich schaffen und gemeinsam vollenden, was wir damals angefangen haben“, so Eiselt.

Einige Räume weiter ging es um eine „konstruktive Konsumkritik“: „Konsumkritik wird schnell persönlich und beleidigend. Wir wollen deshalb eine reflektierte Konsumkritik dagegenstellen, die niemanden auf persönlicher Ebene angreift“, erklärten Marie und Debby vom SV-Bildungswerk in Berlin. Dafür hatten sie ein absolutes Negativbeispiel namens „Karsten“ erfunden. „Karsten“, so erfuhr man an der Tafel, ernährt sich hauptsächlich von Walfleisch, fliegt wöchentlich durch die Gegend und besitzt mehrere SUVs. Das Ziel der Übung: Den Schülern zeigen, wo sie schon viel besser dastehen – und wo es noch realistische Möglichkeiten zur Optimierung gibt.

Das Feedback der Kursteilnehmer fiel größtenteils positiv aus: „Ich bin hier, weil ich mich für Klimaschutz interessiere, und finde es recht gut“, sagte Felix aus der 12. Jahrgangsstufe der Bensheimer Karl-Kübel-Schule. Und auch Catharina Diehl aus der 10. Klasse der Bensheimer Heinrich-Metzendorf-Schule fand ihren Workshop spannend – etwas Kritik übte sie aber auch: „Ich fand es schon interessant. Nur das Thema CO2 durch Tierhaltung habe ich vermisst“. rori

Im Wortlaut: Das Schreiben der AfD

Die Mail, mit der Rolf Kahnt für die AfD Bergstraße auf die Einladung zum 1. Bergsträßer Schul-Klimatag reagiert hat, hat folgenden Wortlaut:

„Die Fraktion der AfD im Kreistag hat einstimmig beschlossen, dass wir zu Ihrer Veranstaltung keinen Vertreter entsenden werden. Wir beteiligen uns nicht an völlig überzogenen, apokalyptischen Untergangsszenarien, die keinen Mehrwert erzeugen. Hier dürfen Sie gern unter sich bleiben.

Schon gar nicht beteiligen wir uns an Diskussionen um einen – in Anführungszeichen – ,Klimanotstand’. Laden Sie stattdessen Ihre so überaus kenntnisreiche 16-jährige Protagonistin aus Schweden ein. Sie und andere linksgrüne Schwarmintelligenz sind die richtigen, weil eindimensionalen Gesprächspartner für Sie.

Bedenken Sie dabei jedoch, dass die 16-jährige, weil sie höchstwahrscheinlich ein Fahrrad und ein Tretboot über die Weschnitz benutzt, noch rechtzeitig zum 14.09.2019 in Heppenheim ist. Über den Atlantik ging es ja auch nur mit Verspätung.

Wir wünschen Ihrer Veranstaltung einen erfolgreichen Verlauf. Wir sind sicher, dass Sie sich schon jetzt über Ihre wunderbaren Ergebnisse gegenseitig auf die Schultern klopfen können. Gern dürfen Sie unsere Mitteilung bei Ihrer denkwürdigen Veranstaltung verlesen.

Mit freundlichen Grüßen für die Fraktion der AfD im Kreistag, Rolf Kahnt“.

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