Heppenheim. Im September 2020 ist das „Hotel Michel“ an der Siegfriedstraße 1 vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) noch mit vier Sternen versehen worden, im März 2023 hat an gleicher Stelle das Achat-Hotel eröffnet.
Und dazwischen? Da wütete die Coronapandemie. Nahezu alle Branchen waren von Einschränkungen betroffen, besonders hart traf es die Hotels und Gaststätten. Längst nicht alle Betreiber haben sich davon erholt, hinzu kommt nun auch noch die schlechte wirtschaftliche Lage in ganz Deutschland.
In diese Gemengelage hinein verbreiten die Achat-Hotels schlechte Nachrichten. Die Gruppe mit ihrem Tochterunternehmen Loginn Hotels steckt in finanziellen Schwierigkeiten und hat deshalb beim Amtsgericht Mannheim einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.
Auf LinkedIn schrieb das Unternehmen: „Keine Panik, unser Geschäftsbetrieb läuft ganz normal weiter, unsere Hotels sind und bleiben geöffnet. Ihre Reservierungen sind im Rahmen der getroffenen Vereinbarungen gesichert und bestätigt.“
Hotel kann auf mehrere Betreiber zurückblicken
Das gilt auch für Heppenheim, wie die mit der Pressearbeit beauftragte Agentur betont. Demnach laufe der Geschäftsbetrieb regulär und ohne Einschränkungen weiter.
„Alle Hotels der Achat-Gruppe bleiben unverändert geöffnet und sämtliche Leistungen werden jetzt und in der Zukunft wie bisher verfügbar sein. Gehaltszahlungen für die Mitarbeitenden sind nach Angaben der Achat-Hotels gesichert und getätigte Buchungen von Kunden bleiben unverändert bestehen“, teilt die Agentur auf Anfrage mit.
Das Achat-Hotel in der Kreisstadt verfügt über 111 Zimmer, moderne Tagungsräume sowie einen Fitnessraum. Betroffen sind 17 Mitarbeiter in den Bereichen Service, Housekeeping, Rezeption, Haustechnik und Ausbildung (Hotelfachmann/frau), darunter sind auch geringfügig Beschäftigte.
Während des Lockdowns, noch unter dem damaligen Betreiber Ido Michel, war die Lobby renoviert worden. Und die vier Sterne bekam das Hotel für die Neuausstattung der Zimmer und die Eröffnung eines Restaurants. Dafür war eigens eine Küche eingebaut worden.
Das Hotel an der Siegfriedstraße kann auf mehrere Betreiber zurückblicken. Eröffnet wurde es 1994 als Carat-Hotel, später wurde das Haus unter anderem in Mercure Hotel umbenannt, unter Leitung der Provent Hotel GmbH hieß es schließlich auch eine Weile Park Inn. Doch nicht nur das Hotel, auch das Gebäude selbst hat eine wechselvolle Geschichte.
Der Komplex wurde zwischen 1993 und 1994 mit Tiefgarage am Rande der Heppenheimer Altstadt gebaut, 20 Millionen Mark hatte ein Frankfurter Investor in das Projekt gesteckt. Für den Neubau mussten einige verfallene Häuser entlang der Siegfriedstraße abgerissen werden. Nicht wenige Heppenheimer waren seinerzeit froh, dass dort damit auch ein Schandfleck beseitigt wurde.
Woran sich wohl vor allem ältere Heppenheimer noch gut erinnern: Das Jahrhunderte alte Haus Laumann in der Kleinen Bach lernte im Zuge der Bauarbeiten fliegen. Und zwar buchstäblich.
Denn auf Drängen der Altstadtfreunde wurde das zur Stabilisierung eingerüstete Fachwerkgerippe 1993 mit einem Kran auf einen nahe gelegenen Parkplatz gehoben, damit die Tiefgarage gebaut werden konnte.
Danach flog es auf gleichem Weg zurück. Hunderte Schaulustige hatten sich damals eingefunden, um das Spektakel zu beobachten.
Folgen der Corona-Pandemie als Ursache für die Schieflage
30 Jahre später folgt der Insolvenzantrag der Achat-Gruppe.
In einer Pressemitteilung der Achat-Gruppe heißt es: „Als Stressfaktoren erwiesen sich die nachgelagerten Folgen der Corona-Pandemie sowie die Auswirkungen der Inflation und Preissteigerungen über alle Bereiche des Geschäftsmodells hinweg.
Herausforderungen stellten zudem das veränderte Buchungsverhalten von Geschäftskunden und die angeschobene digitale Umstrukturierung des Unternehmens dar.“
Das aus dem Zusammenwirken der Faktoren resultierende Minus habe zu Liquiditätsengpässen geführt. Bisher ist ungewiss, ob es zu einem späteren Zeitpunkt zu Entlassungen kommt oder Hotels geschlossen oder verkauft werden und welche Standorte davon betroffen sein könnten.
„Das Unternehmen setzt alles daran“, so die Achat-Gruppe weiter, „das Sanierungs- und Restrukturierungskonzept zügig und erfolgreich umzusetzen, um nachhaltige Zukunftsaussichten sowie Lösungen für die Befriedigung der Gläubigerforderungen zu schaffen.“ ks/ü
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