Umweltausschuss: 2

Windkraft in Einhausen wäre hilfreich, ist aber aktuell keine Option

Von 
Jörg Keller
Lesedauer: 

Einhausen. 438 Tonnen CO2 entstehen in Einhausen jährlich durch die aktuell 26 gemeindeeigenen Gebäude. Das hat der neue Projektmanager Umwelt- und Klimaschutz, Tobias Hübner, jetzt für die Klimaschutz-Startbilanz der Kommune berechnet. Das Zahlenwerk in verschiedenen Berechnungsvarianten präsentierte er bei der vergangenen Sitzung des Bau-, Umwelt- und Gemeindeentwicklungsausschusses (BUGA).

Die Gemeindevertreter haben sich bekanntlich selbst das Ziel gesetzt, Einhausen bis 2030 klimaneutral zu machen. Doch selbst, wenn diese Vorgabe nur für den durch die Gemeinde selbst verschuldeten CO2-Ausstoß gelten soll, ist es ein ambitioniertes Vorhaben. Denn durch reine Einsparmaßnahmen wird es nicht zu erreichen sein.

300 Tonnen CO2 kompensieren

„Auch, wenn wir die beste Technik in allen Bereichen und bei allen Gebäuden einsetzen, kommen wir noch immer auf einen Ausstoß von 300 Tonnen CO2 pro Jahr“, hat Hübner berechnet. Um die selbstgesteckte Vorgabe der Klimaneutralität zu erreichen, bleibt nur die Kompensation durch die Erzeugung erneuerbarer Energie. Dazu müsste die Gemeinde jedoch beispielsweise die Zahl der in Einhausen installierten Photovoltaikanlagen erheblich aufstocken. Rund drei bis vier Hektar Fläche voller Solarmodule wären nötig, nannten Hübner auf Nachfrage dieser Zeitung im Nachgang zur Sitzung eine überschlagene Zahl. Das wäre etwa die Hälfte des Neubaugebiets Im Knippel, verdeutlicht ergänzend Bürgermeister Helmut Glanzner. Alternativ könnte die benötigte erneuerbare Strommenge beispielsweise auch mit Windkraft erzeugt werden, sprach der Rathauschef bei der Sitzung eine – derzeit allerdings nur theoretische – Möglichkeit an. Denn im Teilplan Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen ist auf Einhäuser Gemarkung wie im gesamten südhessischen Ried kein einziges Vorranggebiet für Windenergie ausgewiesen. Dies wäre jedoch die rechtliche Voraussetzung, um in der Weschnitzgemeinde mittels Windrädern klimaneutralen Strom erzeugen zu können. Um das zu erreichen, wäre eine Änderung des Regionalplans notwendig.

Mehr zum Thema

Flugverkehr

Was bringt der CO2-Ausgleich bei der Lufthansa?

Veröffentlicht
Von
Sabine Rößing
Mehr erfahren

Die durch die Gemeindeinfrastruktur erzeugte CO2-Belastung hat der neue Projektmanager anhand konkreter Verbrauchswerte berechnet. Gänzlich unmöglich erscheint das Ziel der Klimaneutralität, wenn man für ganz Einhausen eine Treibhausgasbilanzierung nach der offiziellen „Bilanzierungs-Systematik Kommunal“ (Bisko) vornimmt. Diese soll eine Vergleichbarkeit von Städten und Gemeinden gewährleisten. Und so fließen bei dieser Methodik nicht nur die durch die Gemeinde verursachten Emissionen ein, sondern auch die CO2-Produktion von privaten Haushalten, Gewerbebetrieben und Straßenverkehr. Und da über die Einhäuser Gemarkung unter anderem auch Abschnitte der A 67 und der B 47 führen, werden die dort erzeugten Treibhausgasmengen mitberechnet.

In der von Hübner erstellten Startbilanz nach dem Bisko-Verfahren macht der Bereich Verkehr mit rund 200 000 Megawatt-Stunden (MwH) pro Jahr über die Hälfte beim Primärenergieverbrauch aus. Es folgen die privaten Haushalte mit etwas über 50 000 MwH und die Industrie mit rund 20 000 MwH. Der Anteil der Kommunalen Verwaltung ist ebenso wie der Bereich Handel, Gewerbe und Dienstleistungen bei der grob skalierten Balkengrafik dagegen kaum noch wahrnehmbar.

„Kommune muss vorangehen“

„Nach der Bisko-Berechnung können wir niemals klimaneutral werden“, kommentierte Uwe Stellmann (CDU). Und auch nach Einschätzung von Ausschussvorsitzendem Daniel Degen (CDU) kann die Kommunalpolitik zunächst einmal nur bei der CO2-Bilanz der Verwaltung ansetzen. Das sieht Reimund Strauch (SPD) anders. Über Anreize, etwa für die Anschaffung von Balkonkraftwerken, oder über strenge Vorgaben bei Baugenehmigungen könne die Politik durchaus positiv Einfluss nehmen auf die Treibhausgasbilanz von privaten Haushalten, Gewerbe und Industrie. „Wichtig ist, dass die Kommune vorangeht. Dann ziehen viele Bürger nach“, sagte Strauch. Er verwies auf die starke Zunahme von Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen bei privaten Gebäuden.

Stefanie Seitz (CDU) gab zu Bedenken, ob man sich nicht anstatt der nach Bisko-Berechnunung ohnehin nicht erreichbaren Klimaneutralität lieber als Ziel vorgeben sollte: „Wir wollen beim Klimaschutz besser werden.“

Wie komplex es ist, Energieverbräuche und damit die CO2-Produktion mit konkreten Maßnahmen zu senken, zeigte Hübner anhand einige konkreter Beispiele auf.

Sparpotenzial bei Straßenlaternen

Großes Einsparpotenzial besteht beispielsweise bei der Straßenbeleuchtung. Rund 40 Prozent des Stromverbrauchs der Gemeinde gehen seinen Berechnungen nach darauf zurück. Noch längst sind nicht alle Laternen auf stromsparende LED-Technik umgerüstet. In vielen Bereichen sorgen 150-Watt-Natriumdampf-Hochdrucklampen für nächtliches Licht. Einfach umgerüstet werden können die Lampen jedoch nicht. Da eine LED-Laterne einen weitaus geringeren Abstrahlwinkel habe, müssten zusätzliche Leuchtmasten entlang der Straßen aufgestellt werden, um die erforderliche Helligkeit zu erreichen. Daher müsse man eruieren, wo ein Austausch zum jetzigen Zeitpunkt am meisten Sinn ergibt. Nach Einschätzung von Hübner wäre das im sogenannten Musikantenviertel und entlang des Weschnitzdammes, wo noch relativ viele Natriumdampflampen im Einsatz seien.

Dass mit Sanierungen einhergehende energetische Verbesserungen an Gebäuden nicht zwangsweise zu deutlich niedrigeren Energieverbräuchen führen, zeigt der Projektmanager am Beispiel der Sporthalle. Die wurde 2017 und 2018 grundhaft saniert. Dennoch ist der Heizwärmebedarf seitdem nahezu gleich geblieben, wie eine Grafik von Tobias Hübner zeigte. Warum das so ist, müsse jetzt analysiert werden. Ein Grund könnte ein vergrößertes Raumvolumen sein. Aber auch das Nutzungsverhalten und die Einstellung der Heizungsanlage müsse man unter die Lupe nehmen. Die Strombilanz sieht weitaus besser aus. Zum einen ist der Verbrauch deutlich gesunken, so dass die 2018 auf dem Dach des Gebäudes installierte Photovoltaik-Anlage mit 72 kWpeak deutlich mehr klimaneutralen Strom erzeugt, als in der Sporthalle benötigt wird.

Dass im Rathaus mit dem Ausbau des Dachgeschosses trotz Wärmedämmung und Umstellung auf LED-Technik mehr Strom und Wärmeenergie benötigt wird, ist hingegen relativ einfach zu erklären. So ist mit den zusätzlichen Büros unterm Dach das Gebäudevolumen gewachsen, und es arbeiten durch zusätzliche Personalstellen bei der Verwaltung mehr Mitarbeiter im Rathaus. Auch hier will Tobias Hübner in den nächsten Monaten analysieren, mit welchen Stellschrauben man die Energiebilanz verbessern kann.

Mehr gemeindeeigene Gebäude

Insgesamt war die Gesamtmenge des jährlich verbrauchten Stroms in den kommunalen Gebäuden laut einer Grafik im Jahr 2020 genauso groß wie 2010, nachdem sie zwischenzeitlich angestiegen war. Allerdings ist die Zahl der kommunalen Liegenschaften in diesem Zeitraum auch von 18 auf 26 angestiegen, so dass pro Gebäude letztlich deutlich weniger Energie verbraucht wurde.

Beim Gas fällt die Bilanz zwischen 2011 und 2020 mit starken Schwankungen ähnlich aus. Gegenüber 2004 jedoch, als am meisten Gas in kommunalen Liegenschaften verheizt wurde, hatte sich der Verbrauch 2020 bereits fast halbiert.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger