Einhausen. Mann oh Mann, welch ein Programm in der Mehrzweckhalle: Tobias Mann bot seinem Publikum ein buntes Feuerwerk aus brillantem Wortwitz und zeigte sich von seiner besten Seite als Polit-Kabarettist. Kein Blatt nahm er vor den Mund und jeder bekam sein Fett weg. Bissig, schonungslos und ehrlich – so lautete das Angebot an das begeisterte Publikum. Und damit traf er den Nerv der Gäste. Von diesen bekam er an vielen Stellen lauten Zwischenapplaus.
Mit den Politgrößen ging er hart ins Gericht. „Ich lass‘ mir Zeit, macht der Scholz auch“, sagte er ganz am Anfang. Und: „Bei deutschen Politikern stößt ja die Satire an ihre Grenzen“, war beim Publikum ebenso ein Volltreffer. Und natürlich ging es um die Augenklappe im Jack-Sparrow-Stil beim Kanzler sowie dessen Vergesslichkeit.
Veredelungstechnik für heiße Luft
Wie man denn die Bahn pünktlich machen könne, fragte er sich. Na klar, man müsse eben die Bahnhofsuhren abschaffen, so seine einfache Antwort auf das zentrale Problem. Kurz danach verschlug es ihn in die Welt der Philosophie.
Richard David Precht sei ja sogar ein Physiker, stellte er fest. Dieser arbeite allem Anschein nach an der Veredelungstechnik für heiße Luft. Genauso widmete sich der Kabarettist Elisabeth Kübler-Ross – einer Psychiaterin, die später zur esoterischen Geistheilerin wurde. Beste Unterhaltung und lautes Lachen in den Reihen des Publikums.
Doch Mann nahm sich auch selbstkritisch ins Visier. Einige seiner Programmpunkte fasste er in Lieder, die er meist mit der Gitarre begleitete. Gedanken machte er sich ebenso zum Thema Denken. „Überdacht wird nur ein Carport“, seine nüchterne Schlussfolgerung.
Zwischen FDP und Grünen
Nachdem er sich an der FDP und dem Thema E-Fuels abgearbeitet hatte, kamen die Grünen und das GEG an die Reihe. Der Versuch zu verstehen, was nun den Bürger am Ende erwarte, scheiterte allerdings kläglich. Da hatte auch ein schlagfertiger Mann keine Erklärung für die vielen Bürger, die das auch nicht begriffen haben.
Stand das Treffen zwischen Scholz und Biden unter dem Betäubungsmittelgesetz, stellte Mann an anderer Stelle eine Frage in den Raum.
Nachdem es bereits andere prominente Politiker erwischt hatte, kamen noch Merz, Wissing und Scheuer an die Reihe – und dass plötzlich Wahlen nicht mehr verloren würden, sondern einfach nur das Ergebnis nicht so ausgefallen sei, wie man sich das mal gewünscht hatte. Und statt Jobverlust heiße es heute Tagesfreizeit gewonnen.
Der Künstler erkannte zudem ganz klar einen neuen Trend zu markigen Worten. Dazu nahm er Markus Söder aufs Korn und auch ein Aiwanger hatte nichts zu lachen.
Im zweiten Teil seines Auftritts ging Tobias Mann verstärkt auf die Nutzung von Internet und Social Media ein und auf die Frage, wie abhängig wir uns denn damit schon gemacht hätten. „Auch soziale Netze brauchen mal eine Pause“, stellte er fest. Das sei für viele heute allerdings nicht mehr einfach, lautete sein Fazit – und auch ihm ginge es so.
Auch mal etwas Positives
Genauso wie manch einen Politiker hatte er sich auch das Thema Klimakleber vorgenommen und fragte nach der Sinnhaftigkeit und dem Nutzen fürs Klima.
Wer mit so viel Negativem derzeit aus dem Internet zugeschüttet werde, der brauche auch mal Positives, wie zum Beispiel Lebensweisheiten, stellte Mann fest. Deshalb habe er sich mit solchen Sprüchen befasst. „Wie ticke ich?“, stand dabei genauso im Raum wie die Feststellung „Ich bin so gelassen wie nie.“
Sein Programm war ein Feuerwerk an feinsinnigen Gedankensprüngen und seine Wortakrobatik einfach begeisternd. So sah das auch das Publikum.
Sein Bühnendasein begann der Künstler im Alter von zwölf Jahren – wie sich das für einen echten Mainzer gehört – anlässlich der Fastnacht. Später schloss er ein Studium als Diplom-Kaufmann und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Marketinglehrstuhl der Johannes-Gutenberg-Universität ab. Wegen zunehmender Buchungen seines Kabarettprogramms gab er den Job auf.
Am Ende bekam der Künstler viel Applaus und sogar Standing Ovations. Eine Zugabe war damit unumgänglich. cf
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