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Nachwuchs für die Steppenrinder in Einhausen

Das Steppenrind-Kälbchen kam auf Einhäuser Weide zur Welt. Das Kuhkalb ist das zweite Kind von Kuh Donna und Bulle Béla. Alle Infos zum tierischen Nachwuchs gibt es hier.

Von 
Janine Ak
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Das noch namenlose Kalb mit Mutter Donna auf der Einhäuser Weide einen Tag nach seiner Geburt im April. © Hedderich

Einhausen. Wer derzeit in der Nähe des Einhäuser Skaterplatzes in der Natur unterwegs ist, hat es vermutlich schon entdeckt: Das Kälbchen der Ungarischen Steppenrinder, die dort auf der Weide grasen.

Der Lorscher „Pflanzenfresser“-Verein in Einhausen

Der Verein Förderkreis große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße hat seinen Sitz in Lorsch und knapp 90 Mitglieder. Der Verein hat sich die Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerochsen sowie des europäischen Wasserbüffels zum Ziel gesetzt, um eine Lücke im hiesigen Ökosystem zu schließen. Mit Hilfe dieser Tiere soll wieder eine strukturreiche Landschaft mit artenreicher Flora und Fauna entstehen.

Neben einer Zuchtherde bestehend aus Rindern der Rasse Chianina und Watussi an der Wattenheimer Brücke und einer Herde Wasserbüffeln in den Grasellenbacher Feuchtwiesen, deren von Rindern verschmähte Binsengräser die Tiere abweiden, betreut der Förderkreis seit Februar 2016 in Ortsrandlage von Einhausen eine eigene kleine Herde der reinrassigen Ungarischen Steppenrinder. Diese war ursprünglich Zuchtherde des Auerrind-Projektes, bei dem fünf Ursprungsrassen gekreuzt wurden, die dem Auerochsen in verschiedenen Merkmalen wie den großen Hörnern, hohen Beinen und einem leicht geschwungenen Rücken ähnlich sind: Chianina und Maremmana aus der Toscana, Sayaguesa aus der Provinz Zamora im Nordwesten Spaniens, Watussi, das in den ostafrikanischen Staaten Burundi und Ruanda vorkommt sowie das Ungarische Steppenrind.

Mittlerweile wird mit den daraus entstandenen Kreuzungen weiter gezücht, um irgendwann den Auerochsen zu erhalten. Da der Verein mit den Einhäuser Rindern aber auch Landschaftspflege betreibt, hat er beschlossen, diese zu behalten. Fünf feste aktive Mitglieder des Lorscher Vereins, die in Einhausen leben, betreuen die Herde, die mit dem neuen Kälbchen aus insgesamt fünf Tieren, vier Kühen und dem Bullen „Béla“, besteht.

Alles rund um den Förderkreis große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße ist im Internet zu finden: www.megaherbivoren.de

„Es kam am 20. April, einem Sonntagnachmittag auf die Welt“, berichtet der Einhäuser Alexander Hedderich, der unter anderem dem Verein Förderkreis große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße (siehe Info-Kasten unten) angehört. Die fünf Einhäuser Mitglieder des Vereins, die sich um die kleine Herde in Einhausen-Süd kümmern, beobachteten die Geburt aus der Ferne, denn den Tieren sollte man in dieser Situation nicht zu nahe kommen. „Wir warten immer vor Ort, bis wir sehen, dass das Kalb trinkt“, berichtet Hedderich.

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Weitere Hilfe bei der Geburt sei aber nicht nötig. Die robusten Tiere sind das ganze Jahr über im Freien, haben nur einen Unterstand, und gebären direkt auf der Weide. Bereits nach einer Stunde sei das Kalb aufgestanden und habe getrunken. Die erste Muttermilch, die sogenannte „Biestmilch“, enthalte alle wichtigen Nährstoffe, die ein neugeborenes Kalb braucht. Impfungen oder ähnliches seien nicht nötig. Lediglich einmal im Jahr lässt der Verein seinen Tieren Blut abnehmen und es untersuchen, um Krankheiten auszuschließen.

Zum Führen der Rinder, genügt es mit dem Fahrrad voraus zu fahren

Das Kuhkalb ist das zweite Kind von Kuh Donna und Bulle Béla. Ihre gemeinsame Tochter Liesel kam vergangenen Sommer auf die Welt (wir berichteten) und hat somit nun eine kleine Schwester, um die sie sich innerhalb der Herde mit kümmert. „Die Ungarischen Steppenrinder haben einen wilderen Charakter als unsere heutigen Hausrinder und finden sich in Ungarn in der freien Landschaft. Daher stehen sie im Kreis um ein neugeborenes Kalb, um es zu schützen. Dieses Verhalten wurde heutigen Hausrindern abgezüchtet“, erläutert Hedderich.

Über das Ungarische Steppenrind

Das Ungarische Steppenrind oder Graurind ist eine alte Hausrindrasse aus dem ungarischen Tiefland, die vom Aussterben bedroht ist. Sie eignet sich besonders für extensive Beweidungssysteme, bei denen Böden mit geringem Eingriff des Menschen in den Naturhaushalt genutzt werden und sich natürlich entwickeln sollen. Die Färbung der Tiere ändert sich mit der Anzahl der Lebensjahre. Die Kälber sind nach der Geburt rötlich-gelb. Im Alter von zwei bis drei Monaten hellt sich das Fell auf und beginnt grau zu werden.

Der Verein Förderkreis große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße, intern der Einfachheit halber „Kuhverein“ genannt, wie Hedderich berichtet, hat in Einhausen mehrere Weiden. Ist eine abgeweidet, heißt es: umweiden. „Früher haben wir dafür einen Treibwagen genutzt, weil wir nicht wussten, wie die Tiere sich verhalten“, berichtet Hedderich. Das ist eine Art Käfig auf Rollen, in dem sich die Tiere befinden, während sie laufen – vergleichbar mit einem Laufstall für Kleinkinder. Die Richtung, in die sie laufen sollen, wird ihnen vom Traktor vorgegeben, der den Käfig zieht.

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Die Nutzung des Treibwagens habe sich aber als überflüssig herausgestellt: „Die Rinder kennen uns mittlerweile und wissen, dass wir irgendwie dazugehören“, schmunzelt Hedderich. „Ich fahre mit dem Fahrrad vorneweg, die Kuh Doria kennt schon die Wege“. Der Rest der Herde folge dann sehr gerne, weil die Tiere wüssten, dass es auf eine neue, saftig-grüne Weide geht.

Seinen Namen soll das Kälbchen bei den Naturtagen am 29. und 30. Juni auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins Einhausen im Rahmen eines Wettbewerbs bekommen.

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