Einhausen. „In unserer Kindheit wurde noch viel gesungen – in der Schule, auf Wandertagen, in Gesellschaft oder auf dem Sportplatz“, schwelgte Küster Reinhold Rau in Erinnerungen. Da dies heutzutage kaum noch praktiziert werde, laute das Thema des diesmaligen Seniorennachmittages „Gemeinsam Singen“.
Gerade ältere Menschen hätten als Kinder auswendig gelernte Texte, Gedichte oder Lieder sogar heute noch im Kopf und verlernten sie über Jahrzehnte nie. „Das prägte damals einfach, und man hatte nicht so viel Ablenkung um sich herum wie heute durch die Medien“, sagte Rau und nahm die Senioren mit auf eine Reise in eine Zeit ohne MP3-Player, CD ’s oder sogar Smartphones.
Heute würden die Menschen zudem ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Harmonie verspüren. Nachdem sich an der reichlichen Kuchenanzahl und diesmal sogar frischen Kirschen bedient wurde und diese bei einem gemütlichen Zusammensitzen genossen werden konnten, wurde es Zeit für den musikalischen Teil des Nachmittages. „Das Essen ist geschafft, jetzt kommt der gemütliche Teil“, lachte der Küster.
Besucher wünschten sich Lieder, die man heute nicht mehr hört
Verena Bunsch, die in Heppenheim wohnt und regelmäßig in Gottesdiensten Orgel spielt, erfülle den Besuchern nun Liedwünsche aus den ausgeteilten Gesangbüchern „Dort wo man singt“. Für sie war es der erste Besuch im Pfarrzentrum. Die Lieder spielte Bunsch an einem geliehenen E-Piano aus Lorsch. Dieses platzierte sie anstelle des vorher aufgebauten Kuchenbuffets vor den Senioren.
Als erstes Lied wünschte sich eine Seniorin „Jenseits des Tales“ aus der Liedkategorie „Über Jahr und Tag“. Anschließend schlug Bunsch selbst „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ vor. „Das kennt glaube ich auch jeder“, freute sich Reinhold Rau, der das Liedersingen moderierte. Unmittelbar darauf wünschte sich eine Seniorin das allseits bekannte Lied „Die Gedanken sind frei“. Nach den Melodien der Sorten „Berg- und Wanderlieder“ sowie „Aus aller Welt“, wurde sich schließlich auch ein Liebeslied gewünscht. „In einem Polenstädtchen“, rief eine Seniorin fröhlich aus dem Publikum.
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„Genau deshalb singen wir die Lieder – weil man sie heute so nicht mehr hört“, sagte der Küster. Mit „Im schönsten Wiesengrunde“ blieben die Senioren zunächst im Genre der Liebeslieder, bis schließlich mit „Schön ist die Jugend“ ein Wechsel zur Kategorie der Lieder „In froher Runde“ geschah.
„So schön ist die Jugend, das sieht man doch bei uns“, scherzte eine Seniorin, die alle Anwesenden in ein lautes Lachen versetzte. Je mehr Lieder gesungen wurden, desto mehr konnte man hören, wie sich die Stimmen der Teilnehmer aufeinander abstimmten und der Gesang immer harmonischer wurde. Die Klänge und Melodien erweckten eine Kirchenatmosphäre. Die Gruppe bestand fast ausschließlich aus Frauen.
An der Orgel in der Kirche kommt es darauf an, Ruhe zu bewahren
Bevor sie musikalisch am Klavier begleitete, verriet Verena Bunsch, dass es beim Orgelspielen in der Kirche vor allen darauf ankäme, die Ruhe zu bewahren: „Oft funktionieren die digitalen Anzeigen in den Kirchen nicht oder springen nicht in die nächste Strophe, da muss man gelassen bleiben und ruhig die gewohnte Melodie weiterspielen.“ Man müsse durchaus flexibel sein beim Spielen, doch die meisten Kirchenlieder könne man auswendig und habe sie „einfach im Kopf drin“.
Der nächste Seniorennachmittag im Pfarrzentrum findet in acht Wochen statt, zuvor ereignet sich dieser am neunten Juli erst wieder im Evangelischen Gemeindehaus, wo Albert Herrmann über Auswanderer aus Groß-Hausen im 19. Jahrhundert erzählt. Der ehemalige Einhäuser Bürgermeister Philipp Bohrer wird beim nächsten Treffen im Pfarrzentrum referieren.
„Die Nachmittage sind eine schöne Sache, die angeregten Gespräche sind unüberhörbar, denn das Bedürfnis nach Austausch ist natürlich groß, wenn man sich nicht so oft sieht“, lobte Rau die munteren Unterhaltungen der Senioren mit einem Lächeln.
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