Bensheim. „Morgen werde ich 95 Jahre alt“, erzählt eine flotte, aufweckte Dame, der man ihr Alter wahrlich nicht ansieht. „Zwanzig Personen habe ich eingeladen, aber weitere Geburtstage werde ich nicht mehr feiern.“ Die jung gebliebene Seniorin lebt noch in ihrer Wohnung, auch „weil ich mich auf meine guten Nachbarn verlassen kann.“
Gemeinsam mit knapp 60 Bensheimerinnen und Bensheimern, die alle die 90 bereits überschritten haben, feierte die Seniorin mit der perfekten Kurzhaarfrisur und dem modischen Outfit auf der Ü 90-Party, zu der die Stadt Bensheim gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt in das Awo-Sozialzentrum eingeladen hatte. Sogar eine 100-Jährige zeigte sich bestens aufgelegt und ließ sich Erdbeerkuchen und Kaffee schmecken. Eine gleichaltrige Bewohnerin des Awo-Sozialzentrums hingegen blieb dem Trubel fern und ruhte sich stattdessen in ihrem Zimmer aus.
„Wir feiern heute unser zehnjähriges Jubiläum“, erinnerten Sozialdienstleiterin Lena Gußmann und der Leiter der Einrichtung, Daniel Bauer, an die Premiere beim Hessentag 2014. Lediglich drei Mal habe man zwischenzeitlich wegen Corona pausieren müssen.
Mit der Resonanz auf ihre Einladungen zeigten sich die Veranstalter hoch zufrieden. Nicht nur aus unterschiedlichen Heimen – wie Awo, Caritas und Villa Medici – waren Frauen und einige Männer, zum Teil mit Begleitung, zur „Party“ gekommen, beziehungsweise wurden abgeholt, sondern auch einige wenige, die sich noch privat versorgen oder bei ihren Angehörigen wohnen.
An vielen Tischen wurde munter geplaudert, an anderen wiederum blieb es ruhiger und die Gäste konzentrierten sich auf die süßen Leckereien auf den Tellern. „An alles kann ich mich auch nicht mehr erinnern“, verrät eine Besucherin, die vor vielen Jahren aus Russland zunächst nach Österreich und dann nach Deutschland ausgewandert ist und seinerzeit kein Wort Deutsch sprach oder verstand: „Ich habe viel erlebt und mehr als 46 Jahre in der Fabrik gearbeitet.“
Bürgermeisterin schenkte den Senioren Kaffee aus
Bürgermeisterin Christine Klein, die in einem Grußwort darauf hinwies, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammensein sind und als Beispiele unter anderem die alljährlichen Seniorentage und Schifffahrten für die ältere Generation erwähnte, zeigte anschließend ihre Gastgeberqualitäten und flitzte mit der Kaffeekanne von Tisch zu Tisch. Gudrun Frehse, Senioren- und Behindertenbeauftragte der Stadt und Andrea Schumacher vom Team Familie Jugend, Senioren und Vereine machten sich ebenfalls nützlich.
Als Stimmungskanone fungierten die Fehlheimer Tenöre Karl Wetzel, Ottmar Löw und der Kolmbacher Wolfgang Rausch mit Johann Leber am Akkordeon. Alleinunterhalter Mike Hagenmeyer sorgte an der Hammond-Orgel und mit einem Schlager-Potpourri von „Hello again“ bis „Yesterday“, von „Rote Lippen soll man küssen“ bis „Einmal am Rhein“ für Schunkelrunden und leise Mitsingchöre. „Es darf getanzt werden. Auf zur Damenwahl“, versuchte er sich als Animateur.
Schon während der gemütlichen Kaffeerunde war die Stimmung bei den Ü 90-Gästen gut, die später allerdings noch getoppt wurde. Nämlich dann, als die Awo-Mitarbeiterinnen köstliche Erdbeerbowle, mit oder ohne Alkohol, ausschenkten.
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