Landwirtschaft

"Ökologische Mäher": Eine Schafherde als Hobby in Einhausen

Die studierte Agrarwissenschaftlerin und zweifache Mutter stammt aus der Pfalz und hat Erfahrung mit den Tieren. In Einhausen sucht sie weitere Flächen.

Von 
Katrin Hoffmann-Walter
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Meike Federmann mit ihren schwedischen Guteschafen, die zahm, ruhig, robust und nicht besonders wählerisch sind. © Katrin Hoffmann-Walter

Einhausen. Wenn ein bestimmtes Auto vorfährt, ist gleich ein freudiges Blöken zu hören. Denn die Schafe, die seit kurzem am Ende der Ludwig-Jahn-Straße in Einhausen grasen, kennen das Auto und dessen Besitzerin nur zu gut: Es ist Meike Federmann, der die drei erwachsenen Schafe sowie die Lämmer gehören.

Gerne gibt sie Auskunft über die Tiere, die in der Weschnitzgemeinde schon für viele interessierte Blicke und die ein oder andere Nachfrage gesorgt haben. „Die Menschen, die hier vorbeikommen, fragen nach, und es ist ein Thema, dass nun eine kleine Schafherde in Einhausen ist“, erzählt Meike Federmann. Das freut sie, denn diesen Nebeneffekt ihres Hobbys mag sie sehr: „Ich finde es gut, wenn die Menschen wieder Kontakt zu Tieren bekommen, wissen wie sie aussehen, sich anhören, wie sie leben.“ Dass vor allem Kinder alle klassischen Bauernhoftiere schon einmal im echten Leben gesehen haben, sei heutzutage schließlich nicht selbstverständlich.

Sie selbst hat die Liebe zu den Tieren in die Wiege gelegt bekommen. Ihre Familie hat Schafe, so lange sie denken kann. Doch ihre Eltern hielten sie immer saisonal auf ihrem Hanggrundstück in der Pfalz als „Rasenmäher“. Jedes Frühjahr kauften sie Schafe, die im Herbst, nach der Saison, wieder verkauft wurden. Meike Federmann hat mit der Zeit die Hauptverantwortung für die Schafe in der Pfalz von ihrem Vater übernommen. In diesem Jahr war dann der Moment gekommen, in dem die studierte Agrarwissenschaftlerin entschied: „Ich habe jetzt Lust auf mehr. Ich will die Schafe auch überwintern und eine kleine Herde halten.“

Gesagt, getan. Von Berufs wegen hatte sie schließlich alle nötigen Qualifikationen, Erfahrungen und Sachkundenachweise. Bock Spencer und die beiden Auen, Abby und Schlitzohr, haben gemeinsam mit den Lämmern das Grundstück in der Pfalz nun einmal abgegrast und durften deshalb zum Anfang der hessischen Sommerferien nach Einhausen umziehen. Und so leben in der Gemeinde seit langem wieder Schafe.

Die Fläche in der Ludwig-Jahn-Straße hat Federmann von der Gemeinde gepachtet, als Gesuche nach privaten Flächen per Aushang ins Leere liefen. Hier soll auch ihr Winterquartier sein, um die Tiere in der kalten Jahreszeit in der Nähe zu haben.

Die Tiere gehören zur Rasse der „Guteschafe“, einer der ältesten schwedischen Schafrassen. „Guteschafe sind eine recht zahme und ruhige Rasse“, erzählt die Einhäuserin. „Sie eignen sich sehr gut zur Landschaftspflege, weil sie nicht besonders wählerisch sind. Sie fressen sogar Brombeeren und Brennnesseln. Das gilt längst nicht für alle Weidetiere.“ Eigentlich brauchen sie auch keinen Unterstand, doch ein früherer Pferdehänger soll den Guteschafen in Einhausen Schatten spenden und bei Bedarf Schutz bieten.

Immer noch auf der Suche nach weiteren Flächen

Zudem werfen die reinrassigen Tiere ihre Wolle selbst ab. „Das spart mir natürlich Arbeit“, sagt die zweifache Mutter mit einem Lächeln. Zwar kann sie Schafe scheren ebenso wie sie die Klauen der Tiere selbst pflegt. Doch ist es natürlich gut, neben Beruf, Garten, eigenen Hühnern und Familie einige Handgriffe zu sparen.

Ihr Mann und die beiden Söhne sind übrigens auch immer gerne dabei, wenn es um die Schafe geht. Sie helfen beim Versorgen, Elektrozäune umstecken und allem, was sonst noch zu tun ist.

Perspektivisch kann sich Meike Federmann gut vorstellen, dass die Herde noch um eine oder zwei Auen wächst, wenn sich alles eingespielt hat. Die Lämmer allerdings werden immer zum Herbst hin verkauft. Zwei von ihnen sind sogar schon vergeben. „Mit den Schafen verdiene ich aber in Summe kein Geld,“ sagt die 37-Jährige. Für sie ist es ein Hobby, bei dem sie die Arbeit an der frischen Luft und mit den Tieren genießt und das sie bei der Landschaftspflege unterstützt.

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Da Meike Federmann immer noch auf der Suche nach weiteren Flächen ist, die die Schafe abgrasen dürfen, freut sie sich, wenn man auf sie zukommt. Überhaupt dürfen Interessierte sie immer ansprechen. „Wenn ich da bin, beantworte ich gerne alle Fragen. Ich finde es ja toll, wenn die Menschen sich für meine Schafe interessieren“, sagt sie.

Nur gefüttert werden dürften die Tiere auf gar keinen Fall einfach ohne ihr Einverständnis. Darauf weisen auch leuchtende gelbe Schilder am Rand der Weide hin. „Selbst Grünschnitt darf man ihnen nicht einfach so geben. Giftpflanzen, die sich darin verstecken, können eine echte Gesundheitsgefahr für die Tiere sein“, erklärt Federmann und erzählt, dass sie gerade erst selbst das neue Weidenstück abgelaufen ist und, bevor die Schafe es für sich erobern durften, Jakobskreuzkraut entfernt hat. „Am besten ist es immer, mit mir zu sprechen“, sagt sie. Und wie zur Bestätigung blökt Bock Spencer.

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