Einhausen. Die Entwicklung der Rebhuhnpopulation im Einhäuser Bruch freut auch die Mitglieder der Einhäuser Jagdgenossenschaft Süd. Der örtliche Vogelschutzbeauftragte Bernd Reif berichtete bei der Jahreshauptversammlung, dass in dem Gebiet aktuell zehn sogenannte Ketten Rebhühner leben. Dabei handelt es sich um kleine Familienverbände mit üblicherweise fünf bis 15 Vögeln. Dies sei in Südhessen praktisch einmalig, so Reif. Das konnte Bürgermeister Helmut Glanzner in seiner Eigenschaft als zweiter Vorsitzender der Jagdgenossenschaft nur unterstreichen: Die Maßnahmen zur Ansiedlung der Rebhühner seien im Bundesland einzigartig. Jagdpächter Mike Kude erläuterte, dass das Projekt mittlerweile seit drei Jahren läuft.
Bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus „Zum Engel“ begrüßte Jagdvorsteher Philipp Bohrer die Jagdgenossen, seine Vorstandskollegen, die Jagdpächter Mike und Julian Kude, den Ortslandwirt Volker Hedderich, den Jagdvorsteher der Jagdgenossenschaft Nord, Martin Wachtel, vom Vogelschutz Bernd Reif, vom Hessen Forst die Revierleiterin Sabrina Stark und Bürgermeister Helmut Glanzner.
Wildschaden begrenzt
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Jagdvorsteher Philipp Bohrer berichtete, dass das abgelaufene Jagdjahr ohne große Probleme verlaufen sei. „Eigentlich wie immer“, betonte er. Die Jagdpächter, Jäger und Jagdhelfer hätten „wieder Großartiges geleistet“. Das zeige sich insbesondere bei der Wildschadenregulierung. Die Jagdpächter hätten dieses Thema mit den Landwirten eigenständig geregelt. Die Jäger hätten mit den im Revier tätigen Landwirten ein gutes Verhältnis aufgebaut.
Philipp Bohrer erklärte, „dass sehr viel Material- und Arbeitsaufwand erforderlich gewesen ist, um den Wildschaden in Grenzen zu halten. Es sind groß angelegte Einzäunungen errichtet und Elektrozäune aufgestellt worden. Diese Maßnahmen haben sich als das beste Mittel zur Wildschadensbegrenzung erwiesen. Deshalb ist es sehr wichtig, zum richtigen Zeitpunkt die Einzäunungen aufzustellen.“
Philipp Bohrer erwähnte auch „den schönsten Teil des Jagdreviers: das Einhäuser Bruch“. Dort wurden durch das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt unter Beachtung der jagdlichen Belange notwendige ökologische Maßnahmen durchgeführt. Einbezogen wurden dabei auch die Umweltkommission der Gemeinde, die Jagdpächter und die Jagdgenossenschaft mit dem stellvertretenden Vorsitzenden, Bürgermeister Helmut Glanzner. Bei dem Projekt habe man nicht nur Belange der Jagd, sondern insbesondere die die Vogel- und Insektenvielfalt im Blick. Das entspreche dem Motto der Jäger im Revier: „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt“ – nach einem Gedicht von Oskar von Riesenthal. „Es ist gut, zu wissen, dass sich alle bewusst sind, dass das Einhäuser Bruch ein sehr wertvolles Stück Land ist, das der Natur erhalten bleibt“, sagte Bohrer.Abschließend bedankte sich Philipp Bohrer bei allen Vorstandskollegen für die gute Zusammenarbeit und bei den Jagdpächtern Mike und Julian Kude mit ihren Jagdkollegen für ihren Einsatz. Bei der Gemeinde bedankte er sich für den jährlichen Zuschuss.
Die Finanzen hatten die Kassenprüfer Helmut Ost und Klaus Wüst unter die Lupe genommen. Sie bescheinigten dem Rechner eine einwandfreie und korrekte Kassenführung. Auf Antrag von Roland Hartnagel erfolgte die einstimmige Entlastung des Vorstands.
Der von Schriftführer Matthias Würsching vorgelesene und erläuterte Haushaltsplan für das laufende Geschäftsjahr 2023 wurde einstimmig genehmigt.
Philipp Bohrer informierte über den Antrag des Bauernverbandes Einhausen, dass 55 Beregnungsbrunnen mit Schutzabdeckungen versehen werden müssten, um Einträge in das Grundwasser zu verhindern. Außerdem müssten an zwei Arbeitsgeräten – dem Wegehobel und dem Mulcher – Instandhaltungsarbeiten vorgenommen werden. Hierfür seien im Haushaltsplan 1000 Euro als Unterstützung vorgesehen. Im Gegenzug bat er, die Feldwege zu begradigen. Dies sei dringend erforderlich.
Die Jagdpächter Mike und Julian Kude gaben eine Übersicht über den Wildbestand im Pachtgebiet: Der Bestand an Rehwild ist gut, ebenfalls bei den Fasanen. Der Hasenbestand ist im Aufmarsch. Durch Kaninchen gab es Wildschäden an kleinen Rüben.
Verschiedene Flächen mit einer Gesamtgröße von etwa fünf Hektar, auf denen bisher Mais gepflanzt war, sollen nun als Grünflächen für Niederwild (Rebhühner, Fasane, Hasen) angelegt werden“. Da das entsprechende Saatgut recht teuer sei, hätten sich die Gemeinde und das Regierungspräsidium Darmstadt bereiterklärt, die Maßnahme finanziell zu unterstützen.
Ein weiteres Projekt in Zusammenarbeit mit dem RP sei das Fällen von Bäumen gewesen, damit der Schilfgürtel sich weiterentwickeln kann. Dieser stelle eine wertvolle Hilfe als Rückzugsmöglichkeit für das Niederwild dar. Außerdem sollten hierfür noch Hecken gepflanzt werden.
Weiterhin viele Wildschweine
Die Pächter wiesen auf die Probleme bei der Bejagung von Wildschweinen hin, da die Bachen aktuell Frischlinge führten. Das Schwarzwild sei nach wie vor stark vertreten. Mithilfe von Drohnen und der Wärmebildtechnik konnten sich die Jäger hier einen sehr guten Überblick verschaffen. Der Wildschaden habe sich im vergangenen Jahr in Grenzen gehalten. Die Pächter bedankten sich für die hervorragende Unterstützung ihrer Mit-Jäger, ohne die die vielfältigen Aufgaben nicht zu stemmen seien. Unter anderem wurden Elektrozäune gestellt, Ablenkungsfütterungen durchgeführt, Hochsitze gebaut und erneuert. Die Pächter dankten den Landwirten für die gute Zusammenarbeit, den Jagdgenossen, dem Vogelschutzbeauftragten Bernd Reif und Sabrina Stark vom Hessen Forst. Ihr besonderer Dank galt Bürgermeister Helmut Glanzner, der immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Jagdpächter habe.
Kritisiert wurden uneinsichtige Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner während der Brut- und Setzzeit nicht anleinen.
Fortgeführt werden soll die Tradition eines gemeinsamen Ausflugs der Einhäuser Jagdgenossenschaften Nord und Süd. In diesem Jahr bereits zum 25. Mal. Philipp und Bärbel Bohrer haben sich bereiterklärt, in diesem Jahr noch einmal die Organisation übernehmen. Dann wollen sie die Aufgabe in andere Hände übergeben. Geplant ist ein Ausflug am 16. August zur Keltenwelt am Glauberg. Der Abschluss könne in Darmstadt stattfinden.
Bürgermeister Helmut Glanzner ging in seiner Rede auf die hervorragende Zusammenarbeit der Gemeinde mit den Jagdpächtern, den Landwirten, dem Vogelschutz- und Liebhaberverein, den Grundstückseigentümern sowie den übergeordneten Behörden zum Erhalt des Einhäuser Bruchs ein. Er sicherte für die kommenden Projekte die Unterstützung der politischen Gemeinde und des Vereins Einhausen Lebenswert zu. Bezüglich der Begradigung der Feldwege werde es in Kürze Gespräche zwischen der Gemeinde, dem Bauernverband und dem Ortslandwirt geben. Er wünschte sich für die Zukunft weiterhin eine gute zielorientierte und harmonische Zusammenarbeit und sicherte weiterhin seine Unterstützung für diese wichtige Tätigkeiten zu.
Der Vogelschutzbeauftragte der Gemeinde, Bernd Reif, informierte außer über die Rebhühner auch über den weiteren Vogelbestand im Bruch. So gebe es zehn rufende Wachtelhähne. Ein Schleiereulenpaar habe sich neu angesiedelt. Außerdem gebe es brütende Steinkäuze. Die aufgestellten Nistkästen seien alle von Kohlmeisen und Bachstelzen belegt. Auch der Nistkasten für die Fledermäuse habe sich gut entwickelt. Er dankte den Landwirten, den Jagdpächtern, dem Bürgermeister und der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit. ml
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