Lorsch. Den Stadtschlüssel und die Stadtkasse eroberten am Samstag die Lorscher Fastnachtskorporationen bei ihrer „Rathauserstürmung“. Zumindest für eine gewisse Zeit übernehmen nun die Narren die Stadt.
Mit zahlreichen Uniformierten waren die Närrischen Drei und die Bürgerfunken, außerdem als Hasen die Rock’n Rabbits sowie eine Abordnung des Frauenbundes vor dem alten Rathaus aufgelaufen, begleitet von den mitreißenden Trommlern der Närrischen Drei und mit viel interessiertem närrischem Publikum. Ein Fastnachtswagen mit feuernder Konfettikanone war auch mit dabei.
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Das Wort ergriffen dann N3-Vorsitzender Daniel Helwig, Bürgerfunken-Vorsitzender Andreas Paul, die zweite Vorsitzende der Rabbits Katrin Hammerschmidt und der zweite Vorsitzende des Vereins Lorscher Fastnachtszug Ralf Kleisinger. In gereimter Form brachten sie ihre Forderungen vor. Die Rede stammte aus der Feder der N3-Fastnachter Daniel Helwig, Simon Helwig und Alexander Löffelholz. „Die Inflation, die macht uns arm, doch ihr seid schlimmer, ohne Scham“ warfen die Redner den Stadtoberen Geldverschwendung vor. „Da wird´s für den Bürger ganz schnell teuer, bei Gewerbe-, Grund- und Hundesteuer“, schlossen sie zu diesem Thema.
Berlin ist nichts gegen Lorsch
Die Vorwürfe wurden noch deutlicher und frecher: „Wer denkt, dass in Berlin nix geht, meint, dass die Ampel wär so bleed – ich sag´s frei raus, muss es gestehn – hat euch in Lorsch noch net gesehn!“ Bürgermeister Christian Schönung oben am Rathausfenster versuchte zu kontern: Sein Leben sei schon schwer genug. „Un tät des Ganze net schun lange – steht ihr Narre jetzt noch Schlange“, beklagte er sich.
Die Fastnachter hingegen rieten ihm, neue Wege zu wagen und vielleicht KI zu nutzen: „Sind wir mal ehrlich, das bissel Kompetenz, das schafft a e künstliche Intelligenz!“ Einen richtigen Narren jedoch könne eine KI nicht ersetzen, stellten sie klar: „Sie leeft koan Umzug und schmeißt koa Kamelle, tät sich niemals im Pulk vors Rathaus stelle“, und einiges mehr zählten sie auf. Letztlich rieten die Fastnachter dem Bürgermeister, doch über Fastnacht mit der Arbeit auszusetzen und sich mal wenigstens ein paar Tage Ruhe zu gönnen – und Stadtschlüssel und Kasse herauszugeben.
Bürgermeister: „Seid fröhlich!“
Bürgermeister Schönung ließ sich schließlich überzeugen: „Seid fröhlich, feiert und habt Spaß – doch plündert mir net die ganze Kass‘!“ gab er noch versöhnlich mit auf den Weg. Lorsch sei schließlich eine Fastnachtshochburg, lobte er die Narren und das tolle Bild, das sie vor dem Rathaus boten. Die Stadt könne stolz darauf sein, so viele aktive Fastnachter aufbieten zu können. Den symbolischen großen Schlüssel überreichte er dann gerne.
Im Anschluss an die Rathauserstürmung luden die Närrischen Drei zum Fastnachtstreiben rund ums Haus der Vereine ein, was großen Zuspruch fand. An aufgebauten Ständen gab es Essen und Getränke, im Haus war ein Café eingerichtet. Auf der Bühne im Freien boten die N3-Kinder- und Jugendgruppen und das Kindertanzmariechen Leira Eichhorn ihre Tänze dar: Von Tänzen zu Kinderliedern über Gardetanz mit Beineschlenkern bis hin zu Showtanz und einem sportlichen Tanz der N3-Jungs war alles dabei. Auch eine Bürgerfunken-Kindergruppe trat auf, ebenso der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr. Der zweite Vorsitzende der N3 Sebastian Koob moderierte, zum Teil unterstützt von jungem N3-Nachwuchs. Dass es den Blau-Weißen nicht an Nachwuchs mangelt, zeigten die Darbietungen auf der Bühne eindrucksvoll.
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