Einhausen. Auch der Partnerschaftsverein hat in diesem Jahr wieder einen Einhäuser Ferienspieltag organisiert. Gemeinsam mit der Vorsitzenden Barbara Schumacher radelten 13 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren zum Freilichtlabor Lauresham in Lorsch. Begleitet wurde die Gruppe von Christine Jakob, Bernhard Glanzner, Reimund Strauch und Peter Ehrt. In Lorsch empfing sie Patricia Scheuermann von der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten. Sie führte die Kinder auch durch den karolingischen Herrenhof und informierte die neugierigen und aufmerksamen Mädchen und Jungen über die Grundherrschaft in der frühmittelalterlichen Gesellschaft. Dabei stellten die Kinder unter anderem die Frage, wie viele Menschen in dem großen Herrenhaus gelebt hätten. „Zwischen fünf und 18“, lautete die Antwort. Auch ganze Familien hätten dort gelebt.
Einige Wissbegierige wollten auch wissen, „wo das Klo ist“. „Das ist außerhalb des Zaunes“ erfuhren sie. „Wenn man nachts hinging, musste man vorsichtig sein, weil es im Mittelalter auch Wölfe und Bären gegeben hat“, war die nicht ganz ernst gemeinte Antwort. Das galt auch für die Frage: „Warum hat es keine Pizza und Döner gegeben?“ „Weil es keine Tomaten gab.“
Erstaunt zeigten sich die jungen Besucher aus Einhausen, dass Kinder im Mittelalter Bier trinken durften. „Weil das Wasser nicht trinkbar war“, erfuhren sie. Unbekannt erwies sich für die Kinder ein Baum mit gelben Früchten. „Das ist ein Mirabellenbaum“, erklärte ihnen Reimund Strauch. „Die Früchte sind essbar“ fügte er hinzu. Als die Kinder sich nicht trauten, steckte er selbst eine Mirabelle in den Mund. Das probierten dann auch die unwissenden Kleinen und sie kamen zu dem Schluss: „Schmeckt gut“. Die Kinder kannten auch kein Reet-Dach und sie wunderten sich, dass „der Herr“ alles bestimmen konnte, auch wer heiraten durfte.
Weil das Motto des Nachmittags lautete: „Eine Zierde aus 1000 Blüten – Kleidung und Schmuck im Mittelalter“ folgte auf den Rundgang der Aufenthalt im Werkraum. Dort erfuhren die Ferienspiel-Kinder von Barbara Schumacher, dass „1000 Blüten“ im Mittelalter unter anderem bunte Glasperlen waren, genannt Millefiori. Zum Hintergrund: Weil die Herstellung von Glas in vergangenen Jahrhunderten ein Geheimnis war, wurde den Glasbläsern die Todesstrafe angedroht, wenn sie das Geheimnis verraten sollten. Eines dieser Geheimnisse war die Herstellung des Millefiori-Glases (italienisch: „Tausend Blumen“). Bei dieser besonderen Art der Glasherstellung wurden mehrere verschiedenfarbige Glasstäbe zu einem größeren Stab verschmolzen. Davon wurden Scheiben abgeschnitten, in einer Form ausgelegt und langsam wieder geschmolzen. Aus dieser Masse wurden unter anderem auch vielfarbige Perlen hergestellt. Im Lorscher Freilichtlabor Lauresham sind Perlenketten dieser Art aus dem 5. bis 7. Jahrhundert zu sehen.
Da die Ferienspielkinder Perlenketten nicht aus geschmolzenem Glas basteln durften, wurde ihnen als Ersatz das modellierbare Material Fimo gegeben. Das hat den Vorteil, im Ofen schnell zu härten. Patricia Scheuermann verteilte kleine verschiedenfarbige Fimo-Stücke. Diese mischen die eifrigen kleinen Handwerker, klebten sie zusammen und rollten daraus kleine bunte Kugeln. Sie bohrten ein Loch hinein und spießten sie auf ein Holzstäbchen. „Die Kugeln müssen sich bewegen können, sonst kleben sie fest“, erklärte Patricia Scheuermann. Die Spieße legte Patricia Scheuermannnebeneinander auf ein Blech und schrieb zu jedem Stäbchen den Namen des Kindes, das ihn gebracht hatte. Alles wurde im Ofen schnell gehärtet und dann wieder zurückgegeben. Jetzt waren aus den Fimo-Kugeln bunte Kugeln entstanden, die die Ferienspieler mit nach Hause nehmen durften, um daraus Ketten zu fertigen – ähnlich den Perlenketten aus Millefiori-Glas im Mittelalter.
Weil es an diesem Nachmittag ziemlich heiß war, standen kühle Getränke bereit. „Bei der Ankunft in Einhausen“, versicherte Barbara Schumacher, „erhalten die Kinder als kleines Dankeschön Gummibärchen und eine Kugel Eis“. Sie zeigte sich zufrieden mit der gelungenen Aktion und den Kleinen hatte es Spaß gemacht.
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