Einhausen. „Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr“, sagte Kurt Müller, Zweiter Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte Einhausen, in den vergangenen Wochen. Wer ihn kennt, weiß, dass ihm das schwergefallen ist. Er ist jetzt 78 Jahre und gesundheitlich angeschlagen. Das merkte man auch jetzt bei der Jahreshauptversammlung, wo er nur leise sprach und Hannelore Nowakowski die Versammlung leitete.
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Kurt Müller ist in Ginsheim-Gustavsburg aufgewachsen. „Ich bin aber Ginsheimer“, betont er, obwohl er seit 1971 Einhäuser ist. Er war Elektromeister und hatte 1971 seine künftige Ehefrau „beim Thoma in der Waldstraße“ beim Tanzen kennengelernt. Das war die frühere Gaststätte „Grüner Baum“, die einen großen Tanzsaal hatte. Bereits zur Schulzeit habe er sich für Geschichte interessiert. Richtig geweckt worden sei sein Interesse an der Geschichte seiner neuen Heimat Einhausen durch Peter Fink. Der war der Vorsitzende des neu gegründeten Vereins für Heimatgeschichte. Kurt Müller war Gründungsmitglied. Seit dem Tod von Peter Fink im Jahr 2000 führte Müller kommissarisch den Verein, offiziell aber immer nur als Zweiter Vorsitzender.
Was er in Jahrzehnten geleistet hat, könnte ein Buch füllen
Darüber, was er in den vergangenen Jahrzehnten alles geleistet hat, könnte ein Buch geschrieben werden. Da ständen sicher auch die Geschichten drin, die dank seiner Mithilfe im Bergsträßer Anzeiger veröffentlicht worden sind, die er gesammelt hat. Es ist erstaunlich festzustellen, was Kurt Müller in den vergangenen Jahren immer wieder herausgefunden hat in Gesprächen mit älteren Einwohnern, was er für Material ausgegraben hat über die Geschichte von Groß- und Klein-Hausen. Er lebt mit und für die Geschichte der Gemeinde. „Er ist eigentlich die Heimatgeschichte“, meinte ein Mitglied. Er sei der Motor des Vereins, der ihn durch sein unermüdliches Engagement am Leben erhalte.
Ein Beispiel dafür hatte er auch jetzt zur Versammlung mitgebracht, ein Schriftstück über das Gerichtsbuch. „Das älteste Dokument im Archiv der Gemeinde Einhausen ist das Große Gerichtsbuch der ehemaligen Gemeinde Groß-Hausen.“ Es geht um eine Erbstreitigkeit. Das erste darin aufgezeichnete Gerichtsprotokoll lautet: „Actum Groß-Hausen den 7. Juny 1653. Gericht daselbst gehalten ist verhandelt worden wie folgt: 1. Weil der Under Schultheiß Happel gestorben. Daß nicht mehr als zwey in dem Gericht sind, hatt man noch zwey, nemlich Heinrich Ahlheim und Peter Geißler dazugenommen, und mit dem Schöffen Eid belegt.“
Bürgermeister Helmut Glanzner, Beisitzer im Vorstand, sprach Kurt Müller seinen Dank dafür aus, was er in den vergangenen Jahren alles gemacht hat. Er habe Menschen für Geschichte interessiert. Da Eltern oder Großeltern oft nicht mehr lebten, habe er an Stammtischen viel erfahren, unter anderem über Spitznamen von Bürgern. Die fehlende Geschichte dürfe nicht in Vergessenheit geraten, etwa die Ereignisse um die Reichspogromnacht, die noch erforscht werde. „Es ist wichtig zu wissen, wie sich die Gemeinde Einhausen entwickelt hat. Man muss Menschen gewinnen für eine Mitgliedschaft“, appellierte auch der Bürgermeister. Es sei wichtig, den Verein am Leben zu erhalten. Es müsse noch einiges gemacht werden, und er sei gerne bereit, mitzuhelfen. Er wolle auch als Beisitzer Mitglieder aktivieren.
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