Einhausen. Trotz heißen Sommerwetters hatten sich ältere Einhäuser auf den Weg zum Evangelischen Gemeindehaus gemacht, um dort den Nachmittag gemeinsam zu verbringen. Das Küchenteam verwöhnte die Gäste mit Apfelstrudel mit Sahne, Eis und frischen Früchten. Als Gast war die evangelische Pfarrerin Beatrice Northe eingeladen, die zum Thema „Sprachen im Wandel im Lauf des vergangenen Jahrhunderts“ referierte.
Sich über Sprache zu unterhalten, klingt zunächst nicht unbedingt verlockend und spannend. Aber mit einem besonderen Blickwinkel kann das recht vergnüglich sein, wie sich herausstellte.
Da stellt sich zunächst die Frage: Was ist Sprachwandel und wie verändert sich die Sprache? Mit dem Begriff Sprachwandel ist die Veränderung unserer Sprache über einen längeren Zeitraum hinweg gemeint. Diese Abwandlungen können sich auf die Bedeutung einzelner Wörter und den Wortschatz beziehen. Wenn verschiedene Kulturen durch Handel, Migration, Eroberung oder Kolonialisierung miteinander in Kontakt kommen, verändern sich die Sprachen der betroffenen Völker.
Französische Begriffe finden sich in der deutschen Sprache
Ein Beispiel hierfür ist der Einfluss der französischen Sprache durch die Eroberung Europas durch Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts. Heute noch werden im deutschen Sprachgebrauch die Begriffe vis-à-vis für gegenüber, Portemonnaie für Geldbörse, Parapluie für Regenschirm oder auch Cousin und Cousine für Vetter und Base verwendet. Und das sind nur einige Beispiele.
Heute sei die deutsche Sprache von der englischen, der Computersprache, stark durchzogen, sagte Beatrice Northe. Sie hatte sich bei ihrer Vorbereitung zum Teil veraltete deutsche Begriffe herausgesucht, nach denen sie die Teilnehmer fragte. Für die Älteren, die schon mehr als ein halbes Jahrhundert leben, war das kein Problem, zumal sie viele ältere Ausdrücke von ihren Eltern und Großeltern kannten, wie zum Beispiel die Glucke – ein Huhn, das Eier ausbrütet, ein Backfisch – ein junges Mädchen, ein Halbstarker – ein junger Mann und eine Hupfdole – ein Mädchen, das gerne tanzt. Die Flegeljahre werden heute Pubertät genannt.
Teilnehmerinnen erinnerten sich an Episoden ihrer Kindheit
Weiter ging es um den Henkelmann – eine Metalltransportdose für das Mittagessen bei der Arbeit in der Firma, die Badeanstalt – das Schwimmbad, Pomade – Haargel, Beinkleid – Hose oder auch Oheim – Onkel. Die Pfrarrerin nannte auch viele ältere Begriffe, die heute noch verwendet werden. Die Teilnehmerinnen erinnerten sich bei den älteren Begriffen gern an Episoden in ihrer Kindheit, und wie die Begriffe verwendet wurden, und es entstanden lebhafte, fröhliche Diskussionen.
Bei dem alten Begriff Amtsschimmel, der für vermeintlich unnütze Verordnungen von Behördern steht, war aus dem Pulikum zu hören: „Der wiehert auch heute noch in mancher Amtsstube.“
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