Einhausen. Die Franz-Hartnagel-Stiftung hat das vor sieben Jahren durch ein damaliges Präsidiumsmitglied veruntreute Geld endlich komplett zurückerhalten. Das konnte Bürgermeister Helmut Glanzner, selbst Mitglied des aktuellen Stiftungspräsidiums, jetzt im Rahmen der jährlichen Fördergeldübergabe an Einhäuser Vereine berichten.
Im Oktober 2016 hatte ein ehemaliges Präsidiumsmitglied der Franz-Hartnagel-Stiftung zweimal 10 000 Euro in die eigene Tasche abgehoben. Das Geld benötigte er, um Schulden zu tilgen. 2018 wurde der Einhäuser zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Obwohl der Täter zur Rückzahlung verpflichtet worden war, geschah lange nichts. Durch intensive und hartnäckige Bemühungen auf juristischer Ebene sei es gelungen, das veruntreute Geld in vollem Umfang zurückzuholen, berichtete Glanzner. Im Frühjahr sei die letzte Rate eingegangen, ergänzt Präsidiumsvorsitzender Philipp Bohrer auf Nachfrage dieser Zeitung. Das samt entgangener Zinsen zurückgezahlte Geld sei jetzt dem Stiftungsvermögen zugeflossen. Dieses belaufe sich insgesamt auf rund 750 000 Euro.
Feier musste kleiner ausfallen
Eigentlich sollte das seinerzeit von einem Sonderkonto veruntreute Geld zur Finanzierung des großen Festes zum 100. Geburtstag von Franz Hartnagel im Jahr 2019 verwendet werden. Auf die große Sause in der Einhäuser Ortsmitte mit abendlichem Feuerwerk, die sich der verstorbene Ehrenbürger zu seinem 100. Geburtstag gewünscht hatte, musste aufgrund des fehlenden Geldes verzichtet werden. Stattdessen wurde in kleinerem Rahmen auf dem SSG-Sportplatz gefeiert. Das eigentliche Stiftungsvermögen durfte nicht angekratzt werden. Es soll weiterhin als komplett Grundstock zur Unterstützung der Vereine dienen.
Und das sind in diesem Jahr elf Stück. Positive Bescheide über ihre Anträge erhielten diesmal der Obst- und Gartenbauverein, die beiden Gesangvereine Liederkranz und Eintracht, das Musikcorps, die Freiwillige Feuerwehr, der Vogelschutz- und Liebhaberverein, die DLRG, der Brieftaubenverein, der Turnverein, die Sporthunde Bergstraße und der Verein Einhausen lebenswert.
Der frühere Einhäuser Bürgermeister und Landrat des Kreises Bergstraße, Franz Hartnagel, hatte 1989 anlässlich seines 70. Geburtstages die Stiftung ins Leben gerufen. Zehn Jahre später stockte er das Kapital noch einmal auf eine Million D-Mark auf.
Zweck der Stiftung ist die Förderung des kulturellen Lebens in der Gemeinde Einhausen sowie die Pflege des Heimatgedankens und des Sports, so steht es in der Stiftungsverfassung. Zur Verwirklichung des Stiftungszweckes erhält derjenige in Einhausen ansässige gemeinnützige Verein eine finanzielle Zuwendung aus den Erträgen des Stiftungsvermögens, der im Jahre der Ausschüttung die meisten Aktivitäten im Sinne des Stiftungsgedankens gezeigt hat. Das Geld für die jährliche Ausschüttung an die Vereine wird über Zinserträge erwirtschaftet.
Um eine Förderung zu erhalten, muss ein Antrag an die Stiftung gestellt werden, über den dann entschieden wird.
Die geladenen Vertreter der in diesem Jahr bedachten Vereine erhielten während eines kleinen Empfangs in der TV-Halle ihre finanzielle Zuwendung. Der Vorsitzende des Stiftungspräsidiums, Ehrenbürgermeister Philipp Bohrer, und seine Kollegen aus dem Präsidium, Bürgermeister Helmut Glanzner und Konrad Gärtner, sowie der Vorsitzende des Stiftungsbeirats Christoph Röll, freuten sich, insgesamt 6900 Euro aus den Erträgen des Stiftungsvermögens an diese elf gemeinnützigen Vereine verteilen zu dürfen.
Auch während der zurückliegenden Niedrigzinsphase sei es immer gelungen, einen Betrag in ähnlicher Größenordnung an die Vereine zu vergeben, sagt Philipp Bohrer. Er erinnerte bei seinen Ausführungen daran, wie wichtig dem im Jahr 2010 verstorbenen Gründer der Stiftung die örtlichen Vereine waren.
Auch Bürgermeister Helmut Glanzner betonte, dass die Vereine für das Gemeinwesen eine bedeutende Rolle spielen.
Das Zusammensein zu Ehren des Stifters klang bei einem Umtrunk und einer herzhaften Stärkung mit einem vereinsübergreifendem Austausch aus. Dies hätte sicher auch Franz Hartnagel gefallen. ami/kel
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