Einhausen/Lorsch. „Das Freilichtlabor Lauresham in Lorsch ist kein Museum“, erklärte Museumspädagogin Patricia Scheuermann den sieben Mädchen und fünf Jungen bei einem rund 90-minütigen Gang durch die Anlage. In einem Museum könnten Gegenstände betrachtet werden, ein Freilichtlabor sei dagegen lebendig. Da werde gearbeitet, da würden Schafe und Ziegen gehütet, freilaufende Hühner lieferten Eier, in einem Bio-Garten wüchsen Gemüse und Kräuter. Ein Zeichen des Lebens lieferten auch fünf gackernde große Gänse. Die hätten keine Angst vor Menschen, seien sogar angriffslustig, so Scheuermann. Die Kinder erfuhren, dass Gänse bereits bei den Römern und auch im Mittelalter geschätzt worden seien als Wachtiere. Sie könnten gegessen werden, wusste ein Mädchen, starke Federn seien als Schreibkiele verwendet worden, Flaumfedern für Betten.
Es durfte nur angefasst werden, was ausdrücklich erlaubt war
Organisiert hatte den Ferienspieltag auch in diesem Jahr der Partnerschaftsverein Einhausen. Begleitet wurde die Gruppe von Barbara Schumacher, Dagmar und Bernhard Glanzner sowie Reimund Strauch. Verpflegung hatten die Kinder in ihren Rucksäcken, Getränke steuerte die Gemeinde bei. Patricia Scheuermann informierte die Kinder vor dem Rundgang über gewisse Regeln, die zu beachten seien, unter anderem, dass nur das angefasst werden dürfe, was ausdrücklich erlaubt sei. Es zeigte sich, dass einige Kinder Lauresham noch nicht kannten. Auffallend waren die Kenntnisse der neunjährigen Lea, die vor Kurzem schon einmal hier gewesen war.
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Das Interesse der Teilnehmer wurde geweckt bei der kindgerechten Information über das Mittelalter. Bei der Besichtigung des Hauses der Leibeigenen erfuhren die Kinder, dass die Mauern aus Holz, Stroh und Lehm gebaut worden waren und die Türen mit einem Holzriegel auf- und zugeschlossen werden konnten. Die Kinder sahen hölzerne Rechen, urige Sensen, Heugabeln aus Ästen, geflochtene Weidenkörbe, Holzfässer, Reisigbesen und unterschiedliche Werkzeuge, mit denen die Leibeigenen gearbeitet haben.
Im Speisesaal des Gutsherrn, mit offener gemauerter Feuerstelle sowie Wildschwein- und Kuhfellen auf dem Boden, bestaunten die Kinder das Geschirr aus Ton und das geschnitzte Essbesteck aus Holz für die Familie. Es gab Weinkrüge und einen besonderen Krug für den Herrn, mit einer Zinnverzierung. Patricia Scheuermann zeigte auch das Schwert des Gutsherrn und seinen schweren Helm aus Eisen, mit denen er für den König in den Krieg ziehen musste. Der Unterhalt des Gutshofs sei finanziert worden durch Tauschhandel mit Gemüse, Kräutern oder Tieren.
Mittelalterliche Spiele ausprobiert aus Knochen, Holz und Ton
In einem weiteren Haus standen mittelalterliche Spiele zum Ausprobieren bereit, geschnitzt aus Knochen oder Holz und gefertigt aus Ton. Aus Schafwolle durften die Besucher Fäden spinnen, getrockneter Flachs wurde mit Maschinen bearbeitet, um Fasern zu gewinnen, mit denen Textilien aus Leinen gewebt wurden. An einem großen Webstuhl erfuhren die Kinder, wie Schafwolle zu Stoffen gewebt wurde. Genäht wurden Textilien damals mit Nadeln aus Knochen, Holz oder spitzen Dornen. Stoffe konnten zum Beispiel mit Läusen rot gefärbt werden. Insgesamt entstand der Eindruck, dass das Leben im Mittelalter im Vergleich zu heute schwieriger gewesen ist.
Zum Abschluss durften die Kinder in einem Bastelraum Gefäße und kleine Tiere aus Ton herstellen. Rundum überwältigt von den gewonnenen Eindrücken und Erfahrungen im Freilichtlabor Lauresham traten alle Ferienspielkinder den Heimweg an.
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