Einhausen. „First Responder Tag“ war der Name eines Weiterbildungstags für Rettungskräfte im Kreis Bergstraße, dem Träger des Rettungsdienstes. Organisiert wurde die Veranstaltung vom DRK-Ortsverein Einhausen in der Mehrzweckhalle. Angemeldet hatten sich 72 Mitglieder von Hilfsorganisationen wie DRK, Malteser, Johanniter, DLRG, Freiwillige Feuerwehr sowie der Stadtpolizei von Lampertheim. „Wir sind die erste Stadtpolizei im Kreis Bergstraße, die als Rettungshelfer ausgebildet ist“, erklärte ein Mitglied.
Der Einhäuser DRK-Vorsitzende Kai Frunzke berichtete: „Alle sind freiwillig gekommen, wurden registriert, erhielten ein Namensschild und hatten zehn Euro für Getränke und Verpflegung bezahlt.“ Auf der Speisekarte standen Kürbissuppe und heiße Würstchen mit Brötchen. Gekocht und geliefert wurde das Essen vom Betreuungszug Heppenheim. Um die Organisation der Veranstaltung kümmerten sich unter anderem zahlreiche Helfer des DRK Einhausen.
Alexander Kreitner, stellvertretender Bereitschaftsleiter des DRK Einhausen, hatte gemeinsam mit dem Kreisverbandsarzt, Kinderarzt Marc-Oliver Baur und der Notärztin Dr. Wiebke Hoppe für einen geordneten Ablauf gesorgt. Bürgermeister Helmut Glanzner zeigte sich bei der Begrüßung über die ehrenamtlich aktiven Einsatzkräfte erfreut. Sie hätten eine wichtige Funktion bei der Rettung von Menschenleben, bei der jede Minute zähle.
Bei dem bestehenden Fachkräftemangel seien First Responder, also Ersthelfer, lebensnotwendig. Glanzner dankte allen Kräften für ihr großartiges Engagement. In seinen Dank schloss er auch den Einhäuser DRK-Vorsitzenden Kai Frunzke und sein Team ein, die alle oft im Einsatz seien und die richtigen Maßnahmen ergriffen.
Ersthelfer verkürzen die Zeit, bis professionelle Rettungskräfte eintreffen
Alexander Kreitner sprach von einer Rettungskette im Kreis, in der die First Responder eine Besonderheit des Rettungssystems seien. Sie seien beim Kreisverband registriert und würden von dort bei Notfällen in der Nähe alarmiert, um qualifizierte Erste Hilfe zu leisten, die Zeit zu verkürzen, bis professionelle Rettungskräfte einträfen. Sie dürften auch bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand die Beatmung eines Patienten reanimieren durch CPR (Cardiopulmonale Reanimation), um so die Überlebenschance zu verbessern.
Ersthelfer müssten beim Eintreffen vor Ort die Lage beurteilen, selbst Rettungsmaßnahmen durchführen, den Ort und das Ergebnis an die Rettungsleitstelle melden, nach dem Eintreffen des Notarztes diesen unterstützen und die gesamte Aktion dokumentieren. Alle First Responder arbeiteten ehrenamtlich, freiwillig und unentgeltlich.
Simone Eckel, zuständig für Psychosoziale Notfallversorgung, erklärte, dass die Ersthelfer in der Bevölkerung angesehen seien. Es gelte, alle Menschen im Kreis zu schützen. Nicht immer sei ein Notarzt gefragt, da auch qualifizierte ausgebildete Rettungssanitäter die Einsatzleitung vor Ort übernehmen dürften. Wenn in einer Gemeinde, wie zum Beispiel in Bürstadt, keine Ersthelfer gemeldet seien, übernähmen Hilfsorganisationen anderer Gemeinden den Einsatz.
Eckel verwies darauf, dass seelische Notfallhilfe auch für Einsatzkräfte angeboten werde. Informiert wurde, dass im vergangenen Jahr das First-Responder-System 589 mal alarmiert worden sei. 188 Patienten seien bewusstlos gewesen, 60 hätten Atemnot gehabt, bei 76 sei eine Reanimation erfolgreich gewesen, 34 Verkehrsunfälle wurden verzeichnet und 19 Sturzverletzungen.
Notfallfahrzeug der Uni Heidelberg zur Versorgung Schwerstverletzter
In diesem Jahr seien bereits 196 Telefonreanimationen durchgeführt worden. Der Rettungsdienst habe 255 Reanimationen durchgeführt, in 93 Fällen seien die Patienten in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Das war aber noch nicht alles. 52 mal sei das MIC (Medical Intervention Car), ein spezielles Notfallfahrzeug der Uni Heidelberg, besetzt mit bis zu drei Fachärzten, zur ECPR (Extrakorporale Cardiopulmonale Reanimation) eingesetzt worden. Die ECPR sei eine medizinische Notfallmethode mit tragbarer Herz-Lungen-Maschine zur Versorgung Schwerstverletzter. Von sechs Einsätzen hätten drei Patienten überlebt. Das MIC konnte von den Teilnehmern der Veranstaltung am Nachmittag besichtigt werden.
Weitere Informationen lieferten unter anderem die beiden Notärzte. Nach Ansicht von Wiebke Hoppe, die selbst sehr viele Einsätze, auch lebensbedrohliche, erlebt hat, gilt es, das gesamte Rettungssystem zu verbessern. Bei einem digitalen Fragespiel konnten die Sanitäter, mittels einer App auf ihren Smartphones, Fragen beantworten, die sich um einen Rettungseinsatz drehten, nach dem Motto: „Hilfe: Kein Puls, kein Ton, was mach ich nun?“
Atemwegssicherung ist wichtigste Aufgabe eines Rettungsteams
Es ging um verschiedene Methoden der Atemwegssicherung. Bei einem Patienten mit anhaltendem Atem- und Kreislaufstillstand muss eine sofortige Atemwegssicherung ohne Zeitverzug erfolgen, notfalls auch mit einem Guedel-Tubus. Das ist ein Rachentubus, eine Art Schlauch, der in den Rachen eingeführt wird und dazu dient, bei Bewusstlosen das Zurückfallen der Zunge und damit die Verlegung der Atemwege zu verhindern.
Die aufmerksamen Teilnehmer erfuhren, dass die Atemwegssicherung die wichtigste Aufgabe eines Rettungsteams sei zur Wiederherstellung und Sicherung der Vitalfunktion und zur Ventilation (Belüftung der Lunge) und Verhinderung der Aspiration (Eindringen flüssiger oder fester Stoffe). Wie das gemacht wird, führte Wiebke Hoppe vor.
Nach den theoretischen und bildlichen Informationen wurde die Praxis an vier verschiedenen Stationen in Gruppen mit unterschiedlichen Puppen und Geräten ausprobiert. Die Notfallsanitäterin Simone Eckel leitete die Gruppe zur Kinder- und Babyreanimation. Ihr Argument: „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.“ Das bedeutete, dass ihre Behandlung anders sei als bei Erwachsenen.
Bevölkerung solle regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse besuchen
Die Gruppe zur Reanimation Erwachsener leitet der Rettungssanitäter und Ausbilder vom DRK Zwingenberg. Dabei ging es um die Herzdruck-Massage. Sein Ratschlag für alle Menschen lautete: „Die beste Hilfe ist, wenn die Bevölkerung regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse besucht. 90 Prozent aller Unfälle ereignen sich im Haushalt, bei der Arbeit und in der Freizeit. Wahrscheinlich kennt man da betroffene Personen und kann ihnen helfen.“
In einer weiteren Gruppe wurde die Beatmung mit AED (Automated External Defibrillator) trainiert. Das Gerät gibt selbst Anweisungen. Man müsse keine Angst haben, es anzuwenden, versicherte der Notarzt Marco Baur. Auch in der vierten Gruppe ging es um eine der Arten der Wiederbelebung an einer Puppe. „Die Weiterbildung ist gezielt auf die Rettungskräfte ausgerichtet. Die zahlreichen dabei vorkommenden medizinischen Begriffe sind für Laien kaum verständlich“, verdeutlichte der Einhäuser DRK-Vorsitzende Kai Frunzke. Er zeigte sich mit dem Ablauf sehr zufrieden.
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