Einhausen. Der geplante Bau des Wohn- und Ärztehauses am Marktplatz ist im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinne ein zentrales Projekt, das in Einhausen ansteht. Das Gebäude, das auf den Grundstücken Marktplatz 10 und 12 am Kreuzungsbereich von Mathildenstraße, Rheinstraße und Waldstraße gegenüber dem Alten Rathaus entstehen wird, wird ein prägendes Element im Ortsbild sein. Nicht nur wegen des Standortes, sondern auch wegen seiner Größe.
Größer als das Rathaus
Von der Grundfläche wird die Immobilie fast doppelt so groß wie das Rathaus „Für Einhausen ist das relativ viel Baumasse“, sagt auch Bauherr Ralf Hofmann, der das dreieinhalbgeschossige Haus mit seiner Firma h3 Projektentwicklung plant und verwirklicht.
Umso wichtiger war es ihm nach eigener Aussage, eine filigrane Architektur zu entwickeln, die sich ins Ortsbild einpasst..
Die Planungen für die Außenhülle des Gebäudes stehen. Die einzelnen Stockwerke sollen demnach versetzt angeordnet werden. Schon allein dadurch werde das Haus nicht als massiver Block wahrgenommen. Die im Bebauungsplan erlaubten 14 Meter Höhe werde man zudem nicht komplett ausschöpfen. Die aktuellen Planungen gehen davon aus, dass das Haus insgesamt 12,9 Meter hoch werden wird.
Warme Farbtöne des neuen Gebäudes in der Ortsmitte sollen eine optische Verbindung herstellen zum Fachwerk-Ambiente des Ensembles Altes Rathaus und Bücherei. Kombiniert werden soll diese Farbgestaltung durch eine teilweise Fassadenbegrünung, die ebenso wie die Dachbegrünung ein Stück Natur und Lebensraum für Vögel und Insekten in die Ortsmitte bringen soll.
Mehrheit votiert dafür, die Grünen stimmen dagegen
Mit den Stimmen von CDU und SPD hat die Gemeindevertretung bei ihrer vergangenen Sitzung der Bebauungsplanänderung für den Bereich Marktplatz zugestimmt. Die Grünen stimmten dagegen.
CDU-Fraktionsvorsitzender Kristov Glanzner sprach von einem „eklatant wichtigen Projekt für die ärztliche Versorgung in Einhausen“. Mediziner ließen sich insbesondere durch eine passende Infrastruktur dazu bewegen, an einem Ort zu praktizieren. Das Gesamtprojekt passe zur selbstgesteckten Maßgabe einer innerörtlichen Nachverdichtung.
Weniger begeistert zeigte sich Mika Hoffmann (SPD) angesichts der Größe des Gebäudes: „Wir werden nicht mit großem Jubel zustimmen.“ Er hofft, dass das dreieinhalbgeschossige Haus – wie in der Entwurfsplanung vorgesehen –, nicht so massiv wirken wird. Alles in allem sei jedoch die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in Einhausen ein „großer Erfolg“.
Das hätte jedoch nach Einschätzung von Birgit Schleep (Grüne) auch ohne den geplanten Neubau gelingen können: „Die Zero-Praxen sind ein privates Unternehmen und aus wirtschaftlichen Gründen in Einhausen tätig“, sagte sie.
Ihrer Einschätzung nach würde der Praxis-Betreiber die Weschnitzgemeinde auch nicht verlassen, wenn die Gemeinde ihm andere räumliche Möglichkeiten bereitstellen würde.
Dass sich auch die Grünen keinesfalls gegen die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im Ort aussprechen betonte, Hildegard Osterholt. „Wir halten allerdings ein so überdimensionales Projekt an dieser Stelle für falsch“, sagte sie.
Sie führte eine Einschätzung der Denkmalschutzbehörde an, dass sich ein Gebäude in diesem Bereich an die Umgebung anpassen solle.
Zudem befürchten die Einhäuser Grünen, dass die Sichtachse im Kreuzungsbereich Mathildenstraße, Ludwigstraße, Rheinstraße und Waldstraße zugebaut werden könnte, woraus sich eine Gefahrenstelle für den Verkehr ergeben könnte. kel
Das Thema Ökologie nehme bei dem Bauprojekt ohnehin eine wichtige Rolle ein, betont Ralf Hofmann. Alle befestigten Flächen im Außenbereich sollen wasserdurchlässig sein. Nicht überbaute Areale sollen weitgehend begrünt werden. Und der Einsatz von recycelten Baustoffen sei, wo immer es möglich ist, eingeplant. Geheizt werden soll über eine mehrstufige Wärmepumpe in Verbund mit einer Photovoltaikanlage, erklärt Hofmann. Geplant sei eine Gebäudetechnik ohne fossile Brennstoffe. „Wir wollen etwas Zukunftsorientiertes gestalten“, sagt Hofmann.
Gleichzeitig soll das Gebäude den Bürgern einen Mehrwert bieten. Ein Arkadengang ermöglicht es Passanten, bei Regen trockenen Fußes und im Sommer beschattet unterwegs zu sein. Bei schönem Wetter sollen Betonquader im begrünten Außenbereich zum Aufenthalt einladen. Hierwerden dann auch Patienten der Arztpraxen voraussichtlich etwas frische Luft schnappen können.
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Zentraler Aspekt der Planung sind schließlich die im Erdgeschoss vorgesehenen Räumlichkeiten für die Zero-Praxen. Da das Gebäude neu errichtet wird, könne man bei der Planung ganz auf die Bedürfnisse der Mediziner eingehen. Ein wichtiger Aspekt: Die Eingangsbereiche der Wohnungen und der Praxen sind räumlich voneinander getrennt. Gerade die Corona-Pandemie habe die Notwendigkeit dazu aufgezeigt. Wenn Patienten vor den aktuellen Praxisräumen im Sparkassengebäude warten müssen, entsteht automatisch ein Begegnungsverkehr mit den Hausbewohnern.
Trotz eines großzügigen Raumangebots für die Zero-Praxen soll das Untergeschoss noch genügend Platz bieten für die Öffentliche Bücherei. Die könnte aus dem Fachwerkgebäude am Rathaus in die barrierefrei zugänglichen Räume auf der anderen Straßenseite umziehen.
15 Wohnungen, 27 Pkw-Parkplätze
Rechnen kann sich das ganze Projekt aber nur durch die Integration von Wohnraum in den Obergeschossen. 15 Wohnungen mit Größen zwischen 70 und 130 Quadratmetern plant Hofmann an dieser Stelle. „Die Wohnungen sollen im Bestand bleiben und vermietet werden“, sagt Ralf Hofmann.
Um auch ausreichend Fahrzeuge unterzubringen sieht die Planung insgesamt 27 Pkw-Parkplätze, einen Motorradstellplatz und 52 Fahrradstellplätze vor. Zehn Autos sollen oberirdisch abgestellt werden können. Die Flächen sollen Ärzten und Patienten zur Verfügung stehen. Für die Bewohner ist eine Tiefgarage unter anderem mit 17 Parkplätzen geplant. Da das Grundstück nicht genügend Platz für eine Zufahrt ins Untergeschoss bietet, sieht die Planung einen Pkw-Aufzug auf der Südseite des Gebäudes vor. Ralf Hofmann sieht darin kein Problem. Im Gegenteil: „Das ist wirklich praktisch. Man fährt vorwärts hinein und ebenso hinaus. Da muss niemand rangieren. Der Aufzug setzt sich automatisch in Bewegung“, sagt er.
Nachdem jetzt die von h3 Projektentwicklung beantragte und finanzierte Bebauungsplanänderung (Hofmann: „Der Gemeinde sind dadurch keine Kosten entstanden“) durch die Gemeindevertretung beschlossen worden ist, will Ralf Hofmann die Planung für das Projekt weiter vorantreiben. Noch in trockene Tücher gebracht werden müssen dafür noch die vorbesprochenen Kaufverträge für die beiden benötigten Grundstücke. Das Areal Marktplatz 12 mit der noch bestehenden Bebauung ist noch in Privatbesitz, die derzeit als Parkplatz genutzte Fläche Marktplatz 10 gehört der Gemeinde. Diese möchte im Rahmen des Vertrages noch verschiedene Regelungen festschreiben, etwa die langfristige Nutzung von Räumlichkeiten für Arztpraxen.
Dem steht nach Aussage von Ralf Hofmann grundsätzlich nichts entgegen. „Die Nutzung zur medizinischen Versorgung ist zu hundert Prozent auch unser Ansinnen“, sagt er. Die Raumaufteilung für das Erdgeschoss habe man auch bereits mit den Zero-Praxen zusammen vorgeplant. Diese haben Interesse daran, in den Räumlichkeiten mehrere Ärzte zu beschäftigen. Vertraglich festschreiben, dass ausschließlich die Zero-Praxen als Mieter im Untergeschoss einziehen dürfen, könne man allerdings nicht, so Hofmann. Was, wenn der Praxisbetreiber plötzlich kein Interesse mehr habe oder grundsätzlich die besprochenen Konditionen ändern wolle? „Wir werden mit keinen anderen Praxisbetreiber verhandeln, müssen uns für den Notfall aber eine Tür offen halten“, sagt der Bauherr.
Baustart für 2023 avisiert
Wenn alle Verträge besiegelt sind, kann die Planung für das Gebäude abgeschlossen werden. Wann dann tatsächlich die Bagger anrollen werden, kann Ralf Hofmann noch nicht sagen. Eventuell werde man die bestehenden Gebäude noch in diesem Jahr abreißen, vielleicht aber auch erst 2023. Der Baubeginn ist laut Zeitplan für das erste Quartal 2023 avisiert. Ob man den Termin halten kann, will Hofmann angesichts des aktuellen Mangels an Baustoffen und Handwerkern noch nicht versprechen.
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