Einhausen. Angesichts des hohen Grundwasserspiegels, der dazu führt, dass das Wasser aus der Baugrube mit Hilfe einer Drainage abgepumpt werden muss, und angesichts der hochsommerlichen Temperaturen am Donnerstagnachmittag fühlte sich manch geladener Gast beim symbolischen ersten Spatenstich für den Bürgerhaus-Neubau zu der spaßigen Bemerkung veranlasst, dass hier wohl das neue Freibad von Einhausen entstehe.
In der Tat war die Vorstellung, die bereits komplett ausgehobene, mit schwarzer Folie ausgelegte Baugrube sei mit kühlem, klarem Wasser zum Hineinspringen gefüllt, eine angenehme. Doch die Gemeinde Einhausen hatte zu einem anderen, nicht weniger schönen Anlass eingeladen: Der symbolische erste Spatenstich sollte trotz bereits fortgeschrittener Arbeit an einem nicht weniger symbolträchtigen Tag, dem katholischen Feiertag Maria Himmelfahrt, nachgeholt werden.
Bürgermeister Helmut Glanzner sprach zu den Gästen, die sich aus Vertretern des Frankfurter Planungsbüros 1100 Architekten, der kommunalen Gremien, der Anrainer und Vereine und nicht zuletzt des Bauamts der Gemeinde Einhausen zusammensetzen und mit Wasserflaschen und Sektgläsern versorgt sich unter weißen Pavillons versammelt hatten: „Heute ist ein wichtiger Tag für unsere Gemeinde.“ Ein „Zeichen der Zukunft und des Zusammenhalts“ werde gesetzt. Das entstehende Bürgerhaus werde „ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der gemeinsamen Aktivitäten“ sein, „multifunktionell und generationenübergreifend“, kurz: „unser neues Wohnzimmer in der Ortsmitte“.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Glanzner erinnerte an die Geschichte der Gebäude, die an der Stelle des nun entstehenden Neubaus standen: Anfang des 20. Jahrhunderts habe hier eine Zigarrenfabrik gestanden, Anfang der 1960er-Jahre sei das Bürgerhaus gebaut worden, das Ende der 1980er-Jahre ein Foyer und eine Bühne bekam. Anfang der 2000er-Jahre wurde dann deutlich, dass das Gebäude nicht mehr die geltenden Anforderungen an den Brandschutz erfüllte und auch Heizung, Küche und Sanitäranlagen nicht mehr dem gängigen Standard entsprachen. Eine Sanierung war unausweichlich. 2005 wurde das Projekt in das Stadtumbau-Förderprogramm aufgenommen, 2017 bewarb sich die Gemeinde Einhausen eigenständig um weiter Fördergelder, die erst nach einem erneuten Anlauf 2017 genehmigt wurden. Nun stehen zehn bis zwölf Millionen Euro für Projekte zur Verfügung - ein Teil davon fließt ins neue Bürgerhaus. Aus einem Sonderprogramm für Sportstätten folgten weitere 3,3 Millionen Euro, ein Drittel des gesamten Förderprogramm-Volumens. Ein Großteil der für das Bürgerhaus veranschlagten 7,5 Millionen Euro wird durch die Gelder aus den beiden Förderprogrammen beglichen.
Herausforderung bei der Finanzierung gemeistert
Eine Herausforderung in der Finanzierung tat sich auf, als sich herausstellte, dass ein Ersatz-Neubau an gleicher Stelle wirtschaftlicher als die bis dahin geplante Sanierung sein würde. Denn die Fördergelder des Landes und des Bundes waren nur für Sanierungs- und nicht für Neubauprojekte gedacht. Hinzugezogene Architekten aus Wiesbaden bestätigten aber die Sinnhaftigkeit des Vorhabens, so dass für Einhausen eine Ausnahme gemacht wurde, und die Gelder trotzdem fließen konnten.
Beteiligt war auch der planende Architekt Gunter Weyrich von 1100 Architekten in Frankfurt, der am Donnerstag nach Bürgermeister Glanzner das Wort ergriff: Man sei bei der Planung der zunächst angedachten Sanierung auf Unvorhersehbares wie Risse und Feuchtigkeit gestoßen: „Ein Neubau ist das Richtige!“ Dieser werde der Gemeinde und den Vereinen helfen. Gerade in Zeiten vielfältiger Krisen in aller Welt sei es wichtig, sich auf die schönen Dinge zu besinnen.
Bürgermeister Glanzner dankte nicht zuletzt den Bürgern aus der Nachbarschaft, die anfangs den Lärm der Pumpenanlage ertragen mussten. Diese sei jetzt gedämmt, werde aber durch den hohen Grundwasserstand noch weitere fünf Monate laufen müssen. Um den Zeitplan einer Bauzeit von 18 Monaten mit Einweihung des neuen Bürgerhauses Anfang 2026 einhalten zu können – dieser sei unter anderem durch Untersuchungen des Kampfmittel-Räumdienstes durcheinandergeraten – werde man ab sofort auch samstags bauen müssen, allerdings aus Rücksicht auf die Anwohner erst ab 7 Uhr.
Nach dem symbolischen ersten Spatenstich in einen eigens zuvor herbeigeschafften Erdhaufen kamen die Gäste bei von der Gemeinde bereitgestellten Häppchen, Sekt und dem gut nachgefragten Mineralwasser miteinander ins Gespräch und gaben damit schon einen Vorgeschmack auf die Wohnzimmeratmosphäre, die an diesem Ort ab dem Jahr 2026 herrschen soll.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-buergerhaus-spatenstich-baustelle-_arid,2234789.html