Jubiläum

Helmut Glanzner ist zehn Jahre Bürgermeister in Einhausen

Im Mai 2014 wurde er auf Anhieb mit 52 Prozent der Stimmen gewählt. Seitdem hat Helmut Glanzner als Bürgermeister von Einhausen zahlreiche Neubauten und Veranstaltungsformate angestoßen. Was er in dieser Zeit erlebt hat.

Von 
Janine Ak
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Es bleibt ihm noch Zeit: Bürgermeister Helmut Glanzner mit dem Einhäuser Giggel vor dem Alten Rathaus. Im Jahr 2026 endet seine zweite Amtszeit. Für eine dritte will er sich aus heutiger Sicht bewerben, um Projekte zu Ende zu führen. © Neu

Einhausen. Helmut Glanzner kann sich noch gut erinnern, wie das vor zehn Jahren war, als er am 1. August 2014 sein Zimmer im ersten Stock des Rathauses zum ersten Mal in seiner neuen Position betrat und ihn bunte Girlanden begrüßten. Am 26. Mai hatte er sich im ersten Wahlgang als parteiloser Kandidat der CDU mit 52 Prozent der Stimmen gegen drei Mitbewerber für das Amt durchgesetzt. Er selbst hatte fest mit einer Stichwahl gerechnet, feierte gerade als Trainer des Einhäuser Fußballvereins einen 4:0-Sieg gegen Fürth, als ihn ein Bekannter anrief: „Helmut, Du musst kommen!“

Zwischen dem Wahlabend und dem ersten Arbeitstag lagen gut zwei Monate, in die noch ein wesentliches Ereignis fiel: der Hessentag in Bensheim, den er seit vier Jahren mit vorbereitet hatte. 23 Jahre war er zu diesem Zeitpunkt bei der Stadt Bensheim angestellt, wo er, als gelernter Industriekaufmann vom TÜV Heppenheim kommend, die Fortbildung zum Verwaltungsfachwirt absolviert und sich zum Leiter der Straßenverkehrsbehörde hochgearbeitet hatte. Seine Frau saß zum damaligen Zeitpunkt im Vorzimmer des Bensheimer Bürgermeisters Thorsten Herrmann: „Sie wusste, was auf einen Bürgermeister zukommt“, erinnert sich Glanzner. Viele Abendtermine, wenig Zeit für die Familie. Gerlinde sagte trotzdem ja.

Im neuen Amt war Helmut Glanzner gleich mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Er kannte seine Heimatgemeinde bereits aus kommunalpolitischer Sicht. Als Mitglied der Gemeindevertretung unter Bürgermeister Philipp Bohrer hatte er defizitäre Haushalte mit beschlossen. Doch diesmal forderte die Kommunalaufsicht des Landes Hessen einen ausgeglichenen Haushalt, ansonsten würde sie diesen nicht genehmigen. „Wir mussten die Finanzsituation der Gemeinde schnell in den Griff bekommen, andernfalls drohte Handlungsunfähigkeit“, beschreibt Glanzner. Durch eine Erhöhung der Grundsteuer B gelang es, das Ruder herumzureißen. In den folgenden neun Jahren seien die Haushalte bis zu diesem Jahr immer ausgeglichen gewesen.

Eine Serie von Bränden versetzte den Ort in Angst und Schrecken

Auch eine Serie von Bränden versetzte die Einhäuser damals in Angst und Schrecken. Später stellte sich heraus, dass ein junger Feuerwehrmann sie gelegt hatte.

Dann berichtete das RTL-Fernsehen in der Sendung „Team Wallraff“ über verdorbenes Essen in einer Großküche in Wiesbaden, die auch Einhäuser Kindergärten auf Wunsch der Eltern belieferte. Obwohl vor Ort nichts passiert war, wechselte die Gemeinde schnellstens zu einem regionalen Anbieter.

Neben diesen ersten aufregenden Erlebnissen wollte der neue Bürgermeister Helmut Glanzner vor allem die Einhäuser mitnehmen, für sie etwas bewirken. Daher befragte er sie nach ihren Wünschen und Vorstellungen für ihre Heimatgemeinde bereits im Jahr nach seiner Wahl im Rahmen der ersten Zukunftswerkstatt. Die häufigsten Wünsche seien dann auch zeitnah umgesetzt worden, berichtet er. Einer dieser Wünsche sei der Erhalt des maroden Bürgerhauses für die Einhäuser Vereine gewesen, das jetzt aus wirtschaftlichen Gründen zu einem modernen Neubau wird. Der erste Spatenstich erfolgt kommende Woche.

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Durch das findige Auftreiben von Fördergeldern und das hartnäckige Kämpfen dafür, dass diese auch nach Einhausen kommen, hat Glanzner in seiner ersten und der zweiten Amtszeit, die 2020 begonnen hat, eine Reihe weiterer Bauprojekte angestoßen, die bereits abgeschlossen sind oder sich noch in der Planung und Umsetzung befinden. Als eines der wichtigsten Projekte nennt er die Mehrzweckhalle, die im Zuge der Erweiterung der Grundschule gebaut wurde und, wäre es nach dem Kreis gegangen, viel kleiner hätte ausfallen sollen.

Das Ärztehaus in der Ortsmitte, der neue, breite Schulsteg, der Umbau des Feuerwehrhauses mit einer Unterkunft für das DRK, aber auch der Skateplatz mit Grillstation und der neue Spielplatz Im Böhlchen – all das nennt Glanzner, um zu unterstreichen, dass bei Projekten an alle Generationen gedacht wird.

Auch Veranstaltungen wie das Einhäuser Weinfest in Anlehnung an das Bensheimer Winzerfest, für das Glanzner früher mit verantwortlich zeichnete, oder das Einhäuser Sommer-Open-Air, das am kommenden Wochenende wieder über die Bühne geht, verbucht er auf sein Konto. Nicht zuletzt erstrahle Einhausen zur Weihnachtszeit in festlichem Glanz, seitdem er mit Gleichgesinnten den Verein Einhausen lebenswert gegründet und die Beleuchtung angeregt habe.

Großprojekte noch mit günstigen Zinsen umgesetzt

„Wir haben die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt getroffen und die Großprojekte zeitig mit Weitblick umgesetzt“, bilanziert er. „Wir können froh sein, dass uns das gemeinsam gelungen ist.“ Künftig würden durch die vielen Krisen Fördergelder von Bund und Land reduziert, so dass Kommunen Projekte nicht mehr oder nur sehr viel teurer umsetzen könnten. Während der Zins bei 0,01 Prozent gelegen habe, liege er nun bei 3,5 bis vier Prozent. „Es ist doch ein Unterschied, ob ich für eine Million Euro einmalig 1200 Euro an Zinsen zu bezahlen habe oder 300 000 bis 400 000 Euro“, legt er dar.

Positiv auf das Zuteilen von Fördergeldern habe sich auch ausgewirkt, „dass wir politisch meistens mit klaren Mehrheiten agieren konnten“. Denn: „Wiesbaden guckt schon, ob man geschlossen auftritt.“

Im Kreis jedenfalls blicke man mit Bewunderung nach Einhausen: „Die Bürger aus anderen Kommunen schauen, was in Einhausen passiert und sagen: Toll, wie Ihr das macht.“ So hört er es in Gesprächen und so deutet er die Tatsache, dass er als Mitglied des Kreistags bei der letzten Wahl von Platz 32 auf Platz acht vorgerückt ist.

Georg Stolle als großes Vorbild für die Arbeit

Ein Vorbild für seine Arbeit sei bis heute der ehemalige Bensheimer Bürgermeister Georg Stolle, der die Geschicke der Stadt von 1972 bis 2002 gelenkt hat und der einen Tag vor Glanzners Wiederwahl in Einhausen, nämlich am 1. Februar 2020, beigesetzt worden ist – „das vergisst man nicht“. „Fachkompetent, bürgernah, durchsetzungsstark und transparent“ müsse ein guter Bürgermeister sein, das habe er von Stolle gelernt. „Und, ganz wichtig: dass er Entscheidungen trifft und zu seinen Entscheidungen auch steht.“ Dass es Glanzner gelingt, nach diesen Prinzipien zu handeln, hat seine Wiederwahl am 2. Februar 2020 gezeigt.

Und er will weitermachen, noch eine Amtszeit, von 2026 bis 2032 – dann wäre er 69 Jahre alt. „Ich fühle mich jung, dynamisch, brenne noch und würde gern, was begonnen ist, erfolgreich im Sinne der Bürger zu Ende bringen.“ Bleibt für ihn, weiter hart an seinen Zielen zu arbeiten und dann am Wahlabend zu hoffen, dass es mit der Wiederwahl klappt und die Einhäuser ihrem Bürgermeister ein drittes Mal ihr Vertrauen aussprechen.

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