Einhausen. Rolf Herrmann aus Einhausen ist Imker, und er hat Angst um seine Bienen. Denn die Asiatische Hornisse, die 2004 mit dem Schiff nach Südwestfrankreich kam, 2014 erstmals in Rheinland-Pfalz und 2019 schließlich auch in Südhessen gesichtet wurde, ist in Einhausen angekommen. Schon öfter hat er Exemplare der Vespa Velutina Nigrithorax – so heißt sie wegen ihres schwarzen Brustkorbs – an seinen Bienenstöcken gesehen. Er hat versucht, ihre Flugrichtung festzustellen, um das Nest zu finden, bisher ohne Erfolg.
Die Asiatische Hornisse ist für Imker ein Problem, weil sie sich von Bienen ernährt. Sie kann diese im Flug fangen. In der kalten Jahreszeit kann sie ganze Bienenstöcke ausräubern. Aber nicht nur Bienen, auch andere Bestäuber wie Wespen, Wildbienen oder Hummeln stehen auf ihrem Speiseplan. Und somit ist sie langfristig möglicherweise eine Gefahr für das Ökosystem, in dem neben den Insekten dann auch zum Beispiel Obstbäume betroffen sind. Das erklärt Rolf Herrmanns Imkerkollegin Nicole König aus Bürstadt. Die 36-jährige gelernte Restaurantfachfrau arbeitet hauptberuflich für die Regierungspräsidien Darmstadt und Heidelberg. Sie entfernt in deren Auftrag professionell die Nester der Asiatischen Hornisse. Dabei nähert sie sich einem Nest in Vollschutz mit einem festen Helm mit Visier. Denn fühlen sich Asiatische Hornissen angegriffen, verteidigen sie ihr Nest aggressiv und sprühen dem Gegner vor dem Stechen auch Gift entgegen.
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40 Nester hat die angehende Wespen- und Hornissen-Fachberaterin in diesem Jahr schon entfernt. Im vergangenen Jahr waren es noch acht. Für Nicole König ein deutliches Zeichen, wie schnell sich die Wespenart vermehrt. Im Moment hat sie das Gefühl, der Arbeit nicht hinterherzukommen, doch sie freut sich über das Erreichte: „40 Nester mal 200 Königinnen: Das sind 800 Nester, die wir nächstes Jahr nicht sehen werden.“ Zum Vergleich: Von der heimischen Hornisse überleben pro Nest nur maximal zehn Königinnen.
Für den Menschen sei die Asiatische Hornisse zwar nicht gefährlicher als die heimischen und geschützte Art Vespa Crabro, doch könne sie eingeschleppte Krankheiten übertragen. Dabei sei sie wesentlich unempfindlicher Kälte gegenüber und fliege auch bei -2 Grad noch: „Vergangenes Jahr haben wir eine auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt gesichtet.“ Um die Asiatische Hornisse auf natürliche Weise zu dezimieren, bräuchte es einen strengen Winter „mit drei Wochen -20 Grad“, erläutert König. Da das aber unrealistisch ist, bittet die Expertin die Einhäuser Bevölkerung um Mithilfe.
Nester ans Landesamt melden
Wer eine Asiatische Hornisse sieht, sollte versuchen, das Nest ausfindig zu machen. Auf keinen Fall sollte man diesem näher als 15 Meter kommen, sondern es mit Zoom fotografieren. Die Asiatische Hornisse ist etwa zwei Zentimeter klein. Man erkennt sie an ihrer dunklen Färbung mit orangefarbenem Gesicht und Hinterleib sowie gelb-schwarzen Beinen. Die eiförmigen Nester befinden sich oft in großer Höhe in Bäumen oder unter dem Dach.
Melden soll der Finder das Nest, notfalls auch ohne Registrierung und Foto, an das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, und zwar über hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/hornisse. Nicole König arbeitet in einem Dreierteam mit ihrem Mann Sebastian und Reiner Jahn. Nach einer Meldung erteilt das Landesamt, das zum Hessischen Umweltministerium gehört, den Auftrag zu einer Nestentfernung. Erst dann dürfen die Experten tätig werden. „Von Einhausen haben wir bisher nur die Beflugmeldung, nach Nestern suchen wir noch“, erzählt König. Und ist gespannt, wann das erste gefunden wird, um ihren Kampf gegen die Asiatische Hornisse fortsetzen zu können.
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