Bergsträßer Imker

Die Bienen an der Bergstraße stehen unter Stress

Mit zunehmender Hitze durch den Klimawandel sind Bienen anfälliger für Parasitenbefall

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cf
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Die klimatischen Veränderungen wirken sich auch auf die Lebensqualität von Honigbienen aus. © Frank Rumpenhorst/dpa

Region. Ein so unbeschwertes Leben wie die Biene Maja haben unsere Bienen heute nicht mehr: Sie sind durchaus durch viele Veränderungen in unserer Natur gestresst. Im Rahmen einer Vortragsveranstaltung der Bergsträßer Imker im Gemeinschaftshaus Schönberg/Wilmshausen gab Referentin Annely Brandt vom Bieneninstitut Kirchhain interessante Einblicke, wie sich der Klimawandel auch auf die Bienen auswirkt.

Dazu brachte sie viele Infomaterialien mit, mit denen sie ihren Vortrag untermauerte. Den Zuhörern erklärte sie beispielsweise, wie sich die klimatischen Veränderungen, besonders die Erderwärmung, nicht nur den Menschen, sondern auch auf seine Umwelt und insbesondere die Bienen beeinflussen.

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Brandt erläuterte unterschiedliche Szenarien, die von einer Erderwärmung von einem Grad bis hin zu fünf Grad Celsius reichten. Dabei wurde schnell deutlich, dass es für die Insekten mit jeder weiteren Temperaturerhöhung schwieriger wird: Sie haben dann deutlich häufiger mit Hitzestress und Parasitenbefall zu kämpfen.

Und auch die Brutaktivität werde, ebenso wie die Versorgung mit Pollen und damit der Nahrung der Bienen, zum schlechten verändert. Dazu kommen noch extreme Wetterereignisse wie Stürme oder Hagelschläge. Bemerkenswert waren auch die Vergleiche der Jahre 1961 bis 1990 zum Jahr 2019 was den Frühlingsbeginn betrifft. Klar zu erkennen war, dass sich der Winter um 19 Tage verkürzt hat.

Schottergärten viel zu heiß

Es gibt einige Dinge, die man im eigenen Garten für die Natur und damit ebenfalls für die Bienen tun kann, erklärte Brandt. „Schottergärten sind vielleicht praktisch in der Pflege, doch sie erreichen im Sommer durchaus eine Aufheizung auf rund 55 Grad.“ Eine angelegte Grünfläche der gleichen Größe komme dagegen auf rund 30 Grad. Ein gewaltiger Unterschied, der auch anhand von zwei Aufnahmen einer Wärmebildkamera eindrucksvoll dokumentiert wurde. Zwischendurch erfolgte zwischen der Referentin und den Gästen im Saal immer wieder ein reger Austausch.

Referentin Dr. Annely Brandt vom Bieneninstitut Kirchhain. © Christa Flasche

Ein anderes Kapitel galt der Behandlung der Bienen, wenn sie von Varroamilben befallen sind. Die Milbe vermehrt sich in der Bienenbrut und ernährt sich dort von Bienenlarven. Dabei verbreiten die Milben Viren, an denen die Bienen später sterben können. Brandt beschrieb in diesem Zusammenhang einen Versuch des Bieneninstituts, in dem man die Winterpause für die Honigbienen künstlich verlängert hatte. Das ist mit entsprechender Kühlung möglich. Untersucht wurde unter anderem, wie sich eine verlängerte Winterpause auf die Bienen auswirkt, aber auch, ob sich hierdurch ein Parasitenbefall verhindern beziehungsweise abmildern lässt.

Kaum Chancen gegen Billigprodukte

Die spezielle Behandlung der Bienenvölker hatte zumindest keine schädlichen Auswirkungen auf die Völker und Königinnen. Die Varroamilben konnten sogar gebremst werden. Eine verlängerte Winterpause bewirkte hingegen nicht, dass die Tiere weniger Nahrung benötigen – was für Imker mit zusätzlichen Kosten verbunden sei.

Am Ende ging die Referentin noch auf geeignete Orte ein, an denen man Bienenstöcke aufstellen kann, die Beschattung dieser und die Tränken. An vielen Stellen verwies die Referentin auf den Austausch mit Fachleuten aus anderen Ländern.

Zum Ausklang des Abends gab es noch eine rege Diskussionsrunde, unter anderem ging es um Regeln, die auch von politischer Seite erlassen wurden und die bei den Imkern teils sehr kritisch gesehen wurden. Hier nannten die Gäste etwa die Vernichtung der Grünflächen, für die die Landwirte sogar Gelder erhalten. Von den Gästen wurde ebenfalls bemängelt, dass es in Deutschland zu viele Regeln und damit hohe Hürden für Imker gebe. Ein heißes Eisen für die Imker ist ebenfalls das Thema der Billigprodukte, gegen die Imker wie auch Landwirte im Wettbewerb kaum Chancen haben. cf

Info: Viele wissenswerte Informationen rund um Bienen und die Arbeit des Instituts gibt es auf der Webseite des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen unter www.llh.hessen.de/bildung/ bieneninstitut-kirchhain Infos zum Kreisverband der Bergsträßer Imker gibt es hier: www.starkenburger- imkerkreis.de

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