Ortsbeirat Schwanheim

Zwischen Strom- und ICE-Trasse

Beim diesjährigen Grenzgang wurden verschiedene Infrastruktur-Projekte angesprochen

Von 
Jeanette Spielmann
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Der Schwanheimer Ortsvorsteher Konrad Klapfenberger ( 3.v.l.) führte den Grenzgang an. © Thomas Neu

Schwanheim. Ganz so sommerlich wie im vergangenen Jahr war der diesjährige Schwanheimer Grenzgang nicht, aber bei angenehmem und trockenem Laufwetter bot er auch am vergangenen Sonntag nicht nur interessante Informationen, sondern auch ein schönes Erlebnis in der Natur des Rieds.

Am Treffpunkt vor dem Dorfgemeinschaftshaus konnte Ortsvorsteher Konrad Klapfenberger wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger begrüßen. Vor allem viele junge Familien waren dabei, aber auch die Kommunalpolitik war vertreten. Neben den Schwanheimer Ortsbeiratsmitgliedern auch die beiden Stadträte Manfred Knapp und erstmals Ralph Stühling sowie Ortsvorsteher Robert Loreth aus Langwaden.

Vom Dorfgemeinschaftshaus ging es direkt in die Feldgemarkung in nordwestlicher Richtung zur ersten Infostation bezüglich des Netzausbaus der im Westen verlaufenden Stromtrasse. Vor dem Hintergrund der Energiewende und des damit verbundenen höheren Strombedarfs muss die Übertragungskapazität des vorhandenen Leitungsnetzes von aktuell 220 auf 380 Kilovolt erhöht werden.

80 Strommasten müssen ausgetauscht werden

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Der Bergsträßer Bereich ist einer von vielen Abschnitten auf der Stromachse Frankfurt – Karlsruhe und Teil des Vorhabens Urberach – Weinheim (www.amprion.net/netzausbau.de). Diese 66 Kilometer lange Verbindung soll im kommenden Jahr in den 380-Kilovolt-Betrieb gehen und dafür werden seit der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres Leiterseile ausgetauscht und, wo erforderlich, auch neue Maste errichtet. Denn nicht alle der bestehenden Maste sind in der Lage, die erhöhten Übertragungskapazitäten zu transportieren. Auf dem 31,5 Kilometer langen Teilabschnitt zwischen Pfungstadt und Weinheim sind davon etwa 80 der insgesamt 110 Strommasten betroffen.

Diese Arbeiten sind aktuell in vollem Gang, was auch für die Grenzgänger am Sonntag gut zu erkennen war. Wie von Ortsvorsteher Klapfenberger zu hören war, verlief der Beginn der Arbeiten im vergangenen Jahr nicht ganz unproblematisch und führte insbesondere bei den Landwirten zur Kritik. Im Austausch mit dem bauausführenden Unternehmen konnte aber Besserung erreicht werden.

Noch nicht zufriedenstellend geklärt ist die Verkehrsproblematik, wobei hier insbesondere die örtliche Verkehrsbehörde gefordert ist. Denn für die Anfahrt des Lkw-Verkehrs wurde eine bestimmte Route festgelegt, die angeblich nicht funktioniert habe. So fahren die Lkw aktuell durch den Ort, was nach Auffassung des Ortsbeirates aber nicht sein müsste. Das gab der Ortsvorsteher auch Bürgermeisterin Christine Klein mit, die zur abschließenden Ortsbeiratssitzung beim Reit- und Fahrverein Schwanheim gekommen war.

Hingewiesen wurde von Klapfenberger noch auf die vor Beginn der Arbeiten vorgenommene Bestandsaufnahme der Wege und Straßen, damit die durch die Baumaßnahmen erfolgten Beschädigungen beseitigt werden können.

Am Ortseingang von Langwaden wurde zwischen Winkelbach und Lindenbruchgraben eine kurze Zwischenrast eingelegt, bei der die Grenzgänger von der Schwanheimer Feuerwehr mit Getränken und frischen Brezeln versorgt wurden. Vor Ort war auch Jagdpächter Ferdinand Stichter vom Jagdbogen Schwanheim/Langwaden. Er gab einen interessanten Überblick in das Prinzip der Bejagung, die klar geregelt ist. So muss die bejagbare Fläche bei einem Grundstückseigentümer mindestens 75 Hektar groß sein, bei mehreren Eigentümern liegt die Größe bei 150 bis 200 Hektar. Von den in Schwanheim verfügbaren rund 700 Hektar sind insgesamt 520 Hektar bejagbar. Aber auch die Jagd selbst ist sowohl zeitlich als auch mengenmäßig begrenzt, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu gefährden.

Nutrias und Störche bereiten zunehmend Probleme

Ein Problem ist die zunehmende Population der Nutrias, die mit ihren Bauten die Dämme unterhöhlen und hier großen Schaden anrichten können. Auch die Störche, die eigentlich Zugvögel sind, halten sich zunehmend ganzjährig in der Region auf und sind insbesondere für die Landwirtschaft, aber auch für die Jagdgenossenschaft ein Problem, denn Störche fressen auch Sämlinge und kleine Säugetiere. So ist für Landwirte der massenhafte Besuch von Störchen auf ihren frisch gepflügten Feldern keine Freude. Auch die zunehmenden Nil- und Kanadagänse gehören eigentlich nicht hierher, so Jagdpächter Stichter.

Nach der kurzen Pause ging es dann entlang der Ortsbebauung von Langwaden Richtung Buswendehammer und Autobahnbrücke. Hier informierte Klapfenberger zum aktuellen Sachstand bezüglich der Neubaustrecke der Deutschen Bahn. Gemeinsam hätten die drei Ried-Stadtteile ihre Stellungnahmen abgestimmt, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Für Langwaden liegt der Schwerpunkt bei der Realisierung der Tunnellösung, während Fehlheim und Schwanheim auf das Optimum beim Lärmschutz Wert legen.

Während die Bahn beim Lärmschutz von Mittelwerten ausgeht, reicht das den Ried-Stadtteilen nicht. Sie orientieren sich an den Lärmspitzen und fordern, dass diese auch künftig unter dem Status quo liegen. Ende Mai, so Langwadens Ortsvorsteher Robert Loreth, soll es eine gemeinsame Formulierung der entlang der Bahntrasse liegenden Kommunen geben, die dann in die weitere Beratung des Fachausschusses beim Bundestag einfließen soll. Die Unterstützung durch den Bergsträßer Bundestagsabgeordneten Michael Meister sei zugesagt.

Durch den Wald entlang des Schwanheimer Grenzgrabens führte der Weg dann zurück zum Reit- und Fahrverein, wo nach einer kurzen Ortsbeiratssitzung auch ein kräftiger Imbiss auf die Grenzgänger vorbereitet war, zu dem der Ortsbeirat einlud.

Zuvor hatte der Ortsvorsteher noch einige Informationen, die zum Teil auch von Bürgermeisterin Klein gerne gehört wurden. So will der Schwanheimer Ortsbeirat in diesem Jahr auf sein 1000-Euro-Budget verzichten, da es keine aktuellen Wünsche gebe und dies auch dem angespannten Haushalt gut tue.

Aufwärts geht es auch wieder beim Schwanheimer Kindergarten, wo sich die Betreuungssituation entspannt habe und die neue städtische Trägerschaft ab 1. August entschieden wurde.

Freie Autorin

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