Förderung

Zusätzlicher Bildungskick an der Bensheimer Metzendorf-Schule

Von 
Thomas Tritsch
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Ein Ausflug ins Technik-Museum Sinsheim gehörte ebenfalls zum Löwenstark-Programm an der Heinrich-Metzendorf-Schule. © Schule

Bensheim. Wegen der Pandemie herrscht unter Schülern großer Nachholbedarf beim Lernstoff. Viele benötigen auch sozialpädagogische oder psychologische Unterstützung. Hessen hat daher ein Förderprogramm gestartet.

Unter dem Motto „Löwenstark – der Bildungskick“ wurde im Frühjahr ein Programm für Kinder und Jugendliche aufgelegt, mit dem potenzielle Lerndefizite in Pandemie-Zeiten kompensiert werden sollen. Dafür werden zunächst für zwei Jahre insgesamt rund 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die jeweils zur Hälfte aus dem Corona-Sondervermögen des Landes und vom Bundesaktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ stammen. Zur Umsetzung hat sich das Land neue außerschulische Partner mit ins Boot geholt. Dazu gehören Stiftungen, Organisationen aus Sport und Kultur sowie ehrenamtliche Projekte.

Die Heinrich-Metzendorf-Schule in Bensheim hat „Löwenstark“ Anfang Dezember adaptiert. Bereits auf den ersten Meilen mit großem Erfolg, wie das Berufliche Schulzentrum mitteilt. Ziel ist ein auf die Bedürfnisse der jeweiligen Schüler abgestimmtes Angebot, das die Schulen selbst entwickeln können, um ihre Rolle als Lebens- und Lernort nach mehreren Lockdowns und digitalen Homeschooling-Alternativen wieder neu erfahrbar zu machen.

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Konkret sollen nicht nur Lernerfolge ermöglicht, sondern jungen Menschen auch Selbstvertrauen und Optimismus vermittelt werden, um trotz Corona positiv in die Zukunft zu blicken. Die schulische Gemeinschaft ist dabei von zentraler Bedeutung, so Ayla Karaoglu aus dem Sozialpädagogischen Beratungsteam der Heinrich-Metzendorf Schule.

„Kinder und Jugendliche mussten in den vergangenen knapp zwei Jahren auf wertvolle Gelegenheiten zum gemeinsamen Lernen und Erleben verzichten“, so die Fachkraft, die an der HMS unter anderem die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung (BzB) koordiniert.

Zusätzliches Personal

Durch passgenaue Maßnahmen und Projekte hat die Bildungseinrichtung ihren Schülern ein Angebot gemacht, um sie in ihren Kernkompetenzen zu stärken und fachliche Hilfen anzubieten, ergänzt Schulleiter Thomas Bährer. Im Rahmen von „Löwenstark“ können Schulleitungen und Lehrkräfte auf Fortbildungs-, Beratungs- und Coaching-Angebote zurückgreifen, um sich bei der Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen vom Land unterstützen zu lassen. Auch Fördermaterialien können angeschafft und zusätzliches Personal rekrutiert werden.

Eine Voraussetzung sind allerdings befristete Verträge mit externen Mitarbeitern. Daher hat die HMS auf ehemalige Kollegen zurückgegriffen. Neben pensionierten Lehrern können sich aber auch Lehramtsstudenten und außerschulische Fachkräfte beteiligen. In enger Zusammenarbeit mit der Schule können sie beispielsweise eine Lernbegleitung im Unterricht anbieten, zusätzliche Förderkurse leiten oder eine Hausaufgabenhilfe koordinieren. Aber auch spezielle Ausflüge in den Ferien, Online- und Selbstlernkonzepte sowie Bewegungsangebote und kulturelle Exkursionen sind denkbar.

Einige der Vollzeit- und der Berufsschüler waren bereits im Technik-Museum Sinsheim zu Gast und haben sich im Freilichtlabor Lauresham in Lorsch mit Weben, Filzen und Färben befasst. In mehreren Workshops wurden etwa Fähigkeiten an Perkussionsinstrumenten vermittelt oder kreative, künstlerische Inhalte transportiert. Dabei habe man sogar einige echte musikalische Talente entdeckt, so Ayla Karaoglu. Auf positives Feedback stießen die Projekttage in Kooperation mit der Musikschule Heppenheim und der Besuch des Darmstädter Circus-Projekts Waldoni, das als Verein für Zirkus-, Kunst- und Erlebnispädagogik individuelle Kompetenzen fördern und das Gemeinschaftsgefühl der Jugendlichen stärken will.

Genau darum geht es der HMS: „Wir wollen Schule als Lernort facettenreicher gestalten und neue Perspektiven öffnen“, sagt Ayla Karaoglu. Für die Diplom-Sozialpädagogin sind die „fast durchweg positiven Rückmeldungen“ der Schüler die wichtigste Bestätigung. Entsprechend froh ist sie, dass die Schulleitung sich aktiv darum bemüht hat, „Löwenstark“ nach Bensheim zu holen. Trotz einem nicht unerheblichen bürokratischen Aufwand und hohen personellen Einsatz im Vorfeld, wie Thomas Bährer hinzufügt. Schulen mit kleinem Personal seien hier sicherlich im Nachteil.

Doch an der HMS hätten sich die Mühen schon jetzt gelohnt. Das Interesse der Schüler am Aufholprogramm sei erfreulich. Der Oberstudienrat kündigt daher an, dass die Angebote 2022 weitergehen werden. Dafür erhält die Schule ein zweckgebundenes Budget, das sie für verschiedene Maßnahmen frei verwenden kann.

Auch für Projekte zur psychosozialen Unterstützung von Jugendlichen, die von die Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen sind. Einer der Gründe, dass die HMS das Programm installiert hat, ist laut Bährer der große thematische und organisatorische Spielraum, in dem sich die Schule bewegen kann.

So können zum Beispiel Lerngruppen temporär geteilt werden oder gezielte Einzelförderungen durch den Fach- oder Klassenlehrer erfolgen. Unterrichtsergänzende Förderangebote finden bereits statt. Aber auch die Steigerung der Lernmotivation und das Herauskitzeln individueller Potenziale zur Selbststeuerung und Selbstregulation sind Teil des Ansatzes von „Löwenstark“, so Ayla Karaoglu, die von einer erkennbaren Stärkung ganzer Klassenverbände berichtet.

Sicherlich seien Maßnahmen wie diese kein Allheilmittel zur Milderung der Corona-bedingten Ausfälle. Aber es sei flexibel und vielgestaltig genug, um die negativen Spuren im Bildungssystem vor Ort an der Metzedorf-Schule ein Stück weit korrigieren zu können.

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