Evangelische Kirche

Wohnzimmerkirche: Mit Jesus auf der Couch in Bensheim

Das neue Format der Wohnzimmerkirche kam in der Stephanusgemeinde gut an.

Von 
red
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Die erste Wohnzimmerkirche der evangelischen Kirche lockte viele Besucherinnen und Besucher in den Stephanus-Gemeindesaal. © Thomas Zelinger

Bensheim. Kirchentagstimmung kam bereits beim ersten Lied auf, als hundert Stimmen gemeinsam mit der achtköpfigen Band Music-to-Go & Friends sangen: „My lighthouse, my lighthouse, shining in the darkness, I will follow you“.

Passend dazu leuchtete wie ein Leuchttum das Kirchturmmodell der Evangelischen Stephanusgemeinde und schickte bunte Lichter in den belebten Gemeindesaal, der für diesen Reformationstaggottesdienst dank vieler Ehrenamtlicher aus Auerbach und Stephanus mit Sesseln, Sofas, Teppichen und vielen Lichterketten und bunten Scheinwerfer ausgestattet worden war und so beste Loungeatmosphäre vermittelte. Und Musikstundent Peter Paletta lieferte am illuminierten Flügel die jazzigen Rhythmen dazu.

Aus Heppenheim, dem Lautertal und Jugenheim waren Menschen der Einladung zur ersten Wohnzimmerkirche der Evangelischen Bensheimer Gemeindenachbarschaft gefolgt und wurden an der Tür begrüßt mit den Worten: „Herzlich Willkommen, fühlt euch wie zu Hause. Nehmt euch Getränke und Snacks. Schön, dass ihr da seid.“ Die Pfarrpersonen Almut Gallmeier aus Stephanus und Lukas von Nordheim aus Auerbach führten in Alltagskleidung durch den Abend, zusammen mit der extra für diesen Abend reformierten Music-to-Go-Band der Stephanusgemeinde, die sich mit Robbie Williams’ Song „Angels“ früh am Abend in die Herzen der mitsingenden Gemeinde spielte.

Aus Kaugummi-Automaten zogen die Gottesdienstbesucher süße oder saure Fragen und tauschten sich bei Käse-Trauben-Spießen oder Schokoriegeln an illuminierten Stehtischen darüber aus, was in einer kleiner werdenden Kirche dennoch nicht fehlen dürfe oder welche Frage sie Gott stellen möchten. Jesu Seligpreisungen erklangen, woraufhin die Gemeinde sang: „Wer dich liebt, bringt Liebe in sein Leben.“ Pfarrerin Galmeiers Predigtimpuls erinnerte daran: Durch die Seligpreisung der Armen und die Verheißung des Himmelsreiches an sie erhalten wir Wohlsituierten selbst Anteil an ihrer Verheißung. Wer dies glaubt, werde selig und wer Gutes tut, der ist es schon.

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Veröffentlicht
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Anneliese Parzinger
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Pfarrer von Nordheim berichtete, wie er beim Klettern im Hochseilgarten mit seinem Sohn neu erkannte: Wenn wir unseren Karabinerharken des Glaubens neben Gottes Karabiner seiner Liebe zu uns einklinken, dann hängen wir sicher und fest am Drahtseil der Gnade Gottes. Wenn wir dann einen Funken Mut aufbringen, uns fallen zu lassen, dann könne man für einen wunderbar leichten Moment erleben, wie es ist zu fliegen – über die gnadenlosen Gesetze der Leistungsgesellschaft hinweg und von einer Gnade zur nächsten.

Nach so viel „Sola fide“ und „Sola gratia“ erklang natürlich der Gospel „Amazing grace“, doch an diesem Abend reformiert und beschwingt verjazzt. Fürbitten, Klagen und Bitten wurden als Briefe in die Ritzen einer Backsteinklagemauer gesteckt und Lichter der Hoffnung entzündet, bevor Smartphone-Lampen in die Höhe gestreckt und mit Coldplay gesungen wurde: „Lights will guide you home and I will try to fix you“. Nach Vaterunser und Segen wollten viele noch nicht heimgehen und sangen mit Eagle Eye Cherry „Save tonight, and fight the break of dawn“.

Als alles verspeist und ausgetrunken war, ging man seiner Wege, begeistert von der Erfahrung, gemeinsam Gottesdienst und Kirche reformiert zu haben. red

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