Gemeinde Schönberg

Wieder Gottesdienste in Sankt Elisabeth in Schönberg

Von 
Gerlinde Scharf
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In dem – mittlerweile entweihten – Kirchengebäude Sankt Elisabeth in Schönberg finden wieder Gottesdienste statt. © Dietmar Funck

Schönberg. Vor wenigen Jahren noch stand das Schicksal und damit das Überleben der katholischen Kirche Sankt Elisabeth auf der Kippe. Im Oktober 2010 lautete die Überschrift über einen Artikel zum bevorstehenden Verkauf des inzwischen entweihten Gotteshauses: „Entweihte Kirche „nicht verschleudern“.

Als Grund für die geplante Veräußerung von Sankt Elisabeth wurden seinerzeit von der Pfarrei Sankt Georg der Sparkurs des Bistums Mainz und der Ruhestand des langjährigen Pfarrers Wolfgang Thrin angegeben. Wolfgang Thrin ist im September verstorben.

Schon 2010 und danach äußerten Schönberger Gemeindemitglieder ihren Unmut über die Profanierung (Entweihung), den geplanten Verkauf von Sankt Elisabeth und deren ungewisse Zukunft. Dass die Rettungsaktion letztendlich gelungen ist, ist dem Käufer des denkmalgeschützten Ensembles samt Gemeindehaus und dem dazu gehörigen über 5000 Quadratmeter großen Gelände zu verdanken: dem Bensheimer Unternehmer und Besitzer von Schloss Schönberg, Jürgen Streit. Das Schloss will der Eigentümer dem Vernehmen nach in eine Klinik für psychisch kranke Menschen umbauen, die entweihte Kirche sollen die Patienten als Ort der Ruhe und Besinnung nutzen können. Streit hat das frühere Gottes- und Pfarrhaus, aus dem inzwischen Bänke, Heizung, Altar, Glocken und Gesangbücher entfernt worden sind, 2021 erworben und umfänglich restaurieren lassen.

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Von
Jutta Haas
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Aber auch die intakte und lebendige Kirchengemeinde Sankt Elisabeth, die mit Ausnahme vom 2019 an Weihnachten dort regelmäßig mit Kapuzinerpater Josef aus Bensheim eine feierliche Christmette unter Mitwirkung des Schönberger Weihnachtschores gehalten und obendrein eine enge Verbindung zu den evangelischen Christen im Ort hat, hat sich stets für deren Erhalt stark gemacht. Nur einige Beispiele: Ein Steinmetz hat einen neuen Altar gestiftet, eine Schönberger Bürgerin hat der Kirche eine Nachbildung der Madonna überlassen und ein Gemeindemitglied hat eine Orgel gekauft. Mittlerweile haben Bürgerinnen und Bürger den Verein der Kirchenfreunde Sankt Elisabeth gegründet.

„Kleines, gallisches Dorf“

Vor wenigen Wochen Ende September konnte zur großen Freude der Kirchengemeinde Schönberg/Gronau in der entweihten Kirche zum ersten Mal wieder ein Sonntags-Gottesdienst mit anschließendem Erzähl-Café gefeiert werden.

Gemeindepfarrer Michael Bartmann von der katholischen Pfarrei Sankt Nazarius Lorsch hielt in Sankt Elisabeth die Messe. Er hatte dazu zwei Messdiener aus seiner Gemeinde mitgebracht und begrüßte die Besucherinnen und Besucher in „diesem kleinen, gallischen Dorf Schönberg“ unter anderem mit den Worten: „Wir brauchen Menschen wie Sie, Initiativen wie Sie, die sagen Nein, wir machen das, und wir halten zusammen und eröffnen hier auch vielen Menschen, die den Franziskanischen Pilgerweg gehen, einen Ort, wo sie einen Moment bei Gott sein können, inne halten, ins Gebet gehen und vielleicht eine Kerze anzünden.“ In Abständen von acht bis zehn Wochen soll es weitere Gottesdienste geben.

„Sankt Elisabeth ist an 365 Tagen im Jahr für jedermann geöffnet. Ein Mitglied unseres Vereins der Kirchenfreunde schließt morgens auf und abends wieder zu“, so Klaus Zieringer, der seit vielen Jahren den Weihnachtschor der Kirchengemeinde leitet und bis heute viele Gespräche mit Mitarbeitern des Bistums Mainz als ehemaligem Besitzer führt. Unter anderem über die Rückführung zweier Glocken, die laut Zieringer hinter der Stadtkirche abgestellt wurden.

Das Bistum soll dazu einen „Deal“ vorgeschlagen haben, wonach die Schönberger den Tabernakel für die entweihte Kirche zurückzugeben haben und im Gegenzug die Glocken für Sankt Elisabeth erhalten.

Laut eines Beschlusses des Verwaltungsrats von Sankt Georg soll dieser Vorschlag kürzlich abgelehnt worden sein. Fakt ist: Die beiden Glocken bleiben in Bensheim, den Tabernakel muss Schönberg abgeben, weil dort keine geweihten Hostien mehr aufbewahrt werden dürfen.

Fakt ist auch, es wird nach dem Wunsch der Gemeinde weitere Sonntags-Gottesdienste und die traditionelle Christmette an Heiligabend abgehalten. Für Letztere übt der Chor seit Ende Oktober die Lieder ein.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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