Feuerwehr

Alle Jahre wieder: Bensheimer Weihnachtsbäume für den Häcksler

Es grünt nicht mehr ganz so grün in den Bensheimer Wohnzimmern: Die Feuerwehr hat am Samstag die ausrangierten Weihnachtsbäume abgeholt. Auf dem Erlenhof von Familie Hörr traten die Christbäume ihre letzte Reise an.

Von 
Thomas Tritsch
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Die Bensheimer Jugendfeuerwehren haben am Samstag wieder die ausrangierten Weihnachtsbäume abgeholt. © Thomas Neu

Bensheim. „Dicke rote Kerzen, Tannenzweigenduft…“ Doch was am Samstag in der Luft lag, war keinesfalls ein Hauch von Heimlichkeiten – und auch bis Weihnachten ist es noch ziemlich weit. Was da so gut gerochen hat, waren ausgediente Christbäume im Profi-Schredder, die auf dem Erlenhof von Familie Hörr ihren letzten Gang angetreten hatten. Lieferant des trockenen Grüns waren die städtischen Jugendfeuerwehren, die mit ihrer Sammelaktion seit vielen Jahren dafür sorgen, dass die Bensheimer im neuen Jahr nicht auf ihren alten Bäumchen sitzenbleiben.

Insgesamt waren ab acht Uhr früh 30 Fahrzeuge und rund 170 Helfer auf Tour, davon allein 70 Jugendliche. Der stellvertretende Stadtjugendfeuerwehrwart Andreas Erhardt geht davon aus, dass auch in diesem Jahr wieder rund 11 000 Tannen abgeholt wurden. Die Zahl ergibt sich aus der Annahme, dass etwa jeder zweite Bensheimer Haushalt einen Baum zur Entsorgung vor die Tür stellt. Präzise Angaben sind laut Feuerwehr nicht möglich. Es geht auch nicht um die Statistik, sondern um den ehrenamtlichen Service der lokalen Akteure. Entsprechend kann auch der „Erlös“ nur geschätzt werden. Auf dem Erlenhof kalkuliert man mit rund 100 Kubikmeter Häckselgut.

Als Brennstoff wiederverwendet

Auf dem Hof an der Robert-Bosch-Straße rollten im engen Takt Baumladungen ein, die pausenlos zu Kleinholz gemacht wurden. Hier landete der Großteil der Gewächse. Innerhalb von zehn Minuten wurden teilweise 80 bis 100 Tannen zerfetzt. Das meiste davon wird nach dem Trocknen als Brennstoff zur Wärmeversorgung verwendet. Ohne die professionelle Unterstützung der Familie wäre die Aktion nicht durchführbar, betont Erhardt. Denn die Entsorgung bei lokalen Unternehmen sei mittlerweile viel zu aufwändig, sprich: zu teuer.

Ein weiterer Dank geht an die Bensheimer Firmen, die ihre Fahrzeuge zur Verfügung gestellt und somit den Fuhrpark der Feuerwehr erheblich ergänzt haben. Auch das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz hatten sich der Aktion angeschlossen, die nach der Corona-Pause im letzten Jahr wieder durchgestartet war. Im Januar 2021 und 2022 war eine Abholung nicht möglich. Viele Bensheimer gaben ihren Baum beim Wertstoffhof ab oder stopften die zerkleinerten Reste in die Biotonne. Der kostenlose Service der Wehren findet seit 1987 traditionell am Samstag nach dem Dreikönigstag statt.

Der organisatorische und logistische Aufwand war bemerkenswert. In der Kernstadt und den Stadtteilen waren die Trupps zunächst bis zum Mittag unterwegs. Nach einer kleinen Stärkung in den Unterkünften der Wehren wurden am Nachmittag noch einige Nachzügler abgeholt. Die Sammlung gehört zu den Großeinsätzen der örtlichen Feuerwehr und ist fester Bestandteil auf den Dienstplänen der Jugendabteilungen. Darüber hinaus ist die großflächige Entsorgung der Tannen auch ein Beispiel für ehrenamtliches Engagement und gelebten Umweltschutz, da die Christbäume durch das Recycling für einen sinnvollen Zweck genutzt werden, argumentiert die Feuerwehr.

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Wie ein Helfer am Sammelpunkt berichtete, war das Gros der Bäume komplett frei von jeglichem Schmuck. Hier und da hing zwar noch etwas Lametta an den Zweigen, doch von Kugeln und Lichterketten keine Spur. Zum Glück. Denn einst gab es häufiger Tannen, an denen noch feierliche Accessoires befestigt waren. Und die mussten dann später aufwändig entfernt werden. Auch das Anheften von kleinen Geldkuverts ist nicht mehr üblich, nachdem es in der Vergangenheit öfters zu Diebstählen kam. Wer etwas geben möchte, wartet auf die Wehr oder spendet direkt in den Gerätehäusern. Die meisten nutzen die Banküberweisung oder den Bezahldienst PayPal, meldet die Jugendwehr. Die Beträge rangieren in einem unteren einstelligen Bereich. Das Geld fließt in die Kinder- und Jugendarbeit, etwa in Zeltlager, feuerwehrtechnische Anschaffungen oder Freizeitveranstaltungen. Von der konzertierten Sammelaktion zehren die Jugendwehren das ganze Jahr. Auch, wenn die Bargeldspenden weiterhin leicht rückläufig sind.

In einigen Stadtteilen haben sich die örtlichen Wehren selbst um die Entsorgung gekümmert. In Schwanheim zum Beispiel werden die Tannen traditionell auf den Feldern hinter der Kirche verbrannt. Inklusive eines kleinen Umtrunks. Ein Festchen für sich. In Schönberg wird die Aktion gemeinsam mit dem Sportverein gemanagt.

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