Förderverein

Unterhaltsame Lesung im Hochstädter Haus

Von 
Thomas Tritsch
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Manuela Koschwitz stellte am Donnerstagabend im Hochstädter Haus die Erzählung „Meine 50 spanischen Cousinen“ von Yolanda Prieto Pardo vor: © Lotz

Hochstädten. Die Autorin selbst ist eine dieser spanischen Cousinen, die es auf den Titel ihres neuen Buchs geschafft haben: Yolanda Prieto Pardo hat nicht nur ein Faible für außergewöhnliche Frauencharaktere, sondern auch eine ellenlange Verwandtschaft. Ein Stammbaum wie eine hundertjährige Aleppo-Kiefer sozusagen.

Im Hochstädter Haus hat die Kulturjournalistin und Schriftstellerin am Donnerstag einen unterhaltsamen Einblick in ihre weit verästelte Familienbande gewährt.

Bildstarke Erzählungen

Der Förderverein Heimatpflege hat den rund 40 Gästen allerdings keine gewöhnliche Lesung serviert: Die Schauspielerin und Regisseurin Manuela Koschwitz hat die lebendigen und bildstarken Erzählungen der Autorin auf der Bühne szenisch aufgeladen und den Figuren so ein überaus plastisches Profil geschenkt.

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Von
Martin Vögele
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Begleitet wurde die Inszenierung vom Flötisten Juan de Ildefonso, der dem Text neben einer musikalischen Atmosphäre auch lautmalerische Akzente hinzugefügt hat.

In dem Band „Meine 50 spanischen Cousinen“, den Anja Rüdiger ins Deutsche übersetzt hat, berichtet Yolanda Prieto Pardo sehr realistisch und menschennah aus dem Alltag ihrer Figuren, die auf ihren individuellen biografischen Solopfaden immer wieder die energetische Kraft der Familie erfahren – auch, wenn die Verwandten längst in alle Welt zerstreut sind.

„Allein meine Mutter hatte über 50 Cousinen ersten Grades“, so Pardo, die 1968 in Madrid geboren ist und dort Politikwissenschaften und Soziologie studiert hat. Seit 1995 lebt sie mit ihrer Familie in Frankfurt als freie Journalistin, Kulturreferentin und Autorin. Durch mehrere Besuche an der nahen Bergstraße hat sie auch Bensheim und Hochstädten kennen und schätzen gelernt.

„Wir haben uns das Auerbacher Schloss, das Fürstenlager und das Friedensmal mehr als einmal erwandert“, so die vielfältig aktive Frau, die ihr literarisches Interesse unter anderem in New York und Bologna verfeinert hat. 2010 hatte sie bei der Frankfurter Buchmesse einen Blog zum Gastland Argentinien betreut.

Nach verschiedenen Kurzgeschichten und ihrem ersten Romanprojekt „Los altos vuelos de Josefina“ hat sie mit den „50 Cousinen“ jetzt ein weiteres Buch veröffentlicht, in dem sie die Wirklichkeit gleichsam poetisch verdichtet und charismatische Figuren zeichnet, die von Manuela Koschwitz zum Leben erweckt werden. Nach einer Schauspielausbildung in München war sie über Engagements beim Tourneetheater nach Frankfurt gekommen, wo sie seit rund 20 Jahren lebt und arbeitet. Unter anderem als Schauspielerin, Regisseurin und Sprecherin sowie als Dozentin für Rhetorik, Schauspiel und Methodik. Aktuell spielt sie im Frankfurter Autorentheater (FAT) im Stück „Ovation Hacks“ und unterrichtet an der Stage und Musical Academy Frankfurt.

Mit dem Querflötisten Juan de Ildefonso hat Manuela Koschwitz schon mehrfach zusammengearbeitet. Der Musiker hat an der Frankfurter Hochschule für Musik studiert und unter anderem mit dem HR- Sinfonieorchester und der Frankfurter Oper gearbeitet. Yolanda Prieto Pardo erzählt in einem emotionalen Ton, der die Nähe zu den Biografien der Menschen sucht. Die Autorin überwindet die Distanz zu den Charakteren und beobachtet präzise, ohne die Figuren bloßzustellen oder psychisch zu entkleiden.

Man freundet sich schnell an mit dieser spanischen Entourage samt ihrer Marotten und Lebensansichten, die so befruchtend kollidieren und schicksalsbefördernde Funken schlagen.

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