Auerbach. Zwei Mal war der Neujahrsempfang der TSV Rot-Weiß Auerbach wegen der Pandemie abgesagt worden. Jetzt konnte der Traditionstermin wieder stattfinden.
Rund 200 Vereinsmitglieder und geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fanden sich am Sonntag im Sportzentrum am Weiherhausstadion ein. Die Feier stand ganz im Zeichen des langjährigen TSV-Präsidenten Günther Kuch, der Ende Juni nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren verstorben war.
Größter Sportverein im Kreis
Kuch galt als Visionär und Motor des Vereins und hatte das Spitzenamt seit 1997 inne. Vizepräsident Horst Knop bezeichnete Kuchs Todestag in seiner Begrüßungsrede als einen der schwärzesten Tage in der 141-jährigen Vereinsgeschichte.
Um das Andenken auch materiell zu verdeutlichen, wurde die 2007 eröffnete Trainingshalle in „Günther-Kuch-Sporthalle“ umbenannt. Nach der Gedenkfeier im Juli hatte sich der Verein entschlossen, auch den ersten Neujahrsempfang nach der Zwangspause ihrem verdienten Spitzenfunktionäre und Vordenker zu widmen.
Mit aktuell 3754 Mitgliedern ist die TSV nicht nur weiterhin der größte Sportverein im Kreis Bergstraße: Es ist den 15 Abteilungen darüber hinaus gelungen, auch personell gestärkt aus der Corona-Krise hervorzugehen, wie Bürgermeisterin Christine Klein in ihrem Grußwort unterstrich.
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Die Mitgliederzahlen hatten sich bald wieder stabilisiert und sogar positiv entwickelt. Klein nannte Günther Kuch eine prägende Persönlichkeit des regionalen Sports und der Stadtgesellschaft, die fehle. Die ehrenamtliche Arbeit des Vereins sei für Bensheim nach wie vor von unschätzbarem Wert.
Nach dem musikalischen Intro durch die Musikabteilung unter der Leitung von Mathieu Ochs begrüßte Vorstandsvorsitzender Joachim Vogt die Gäste bei Sekt und Brezeln, bevor Horst Knop die wichtigsten Entwicklungen der drei vergangenen Jahre skizzierte, die von einer hohen Dynamik geprägt waren.
Im Sommer 2020 habe man sich „in kleinen Schritten zurück zum Sport“ bewegt und unter anderem die neue Pump-Track-Bahn eingeweiht. Zeitgleich wurde das gemeinsame Projekt mit der SSG Bensheim forciert, mit der man zwei Sporthallen am Berliner Ring plant.
Verluste auf Vereinsseite kompensieren
Trotz der negativen Aspekte habe Corona der TSV die Chance gegeben, während der sportfreien Zeit ihre Sportstätten zu sanieren. Der Spitzen- und Wettkampfsport habe diese Phase aufgrund der politischen Sonderregelungen und Fördermaßnahmen ebenfalls gut überstanden, so Horst Knop weiter. Finanzielle Hilfen von Landesseite hätten Verluste auf Vereinsseite kompensieren können.
Doch im Herbst 2021 wurde das Zwischenhoch durch wieder steigende Fallzahlen ausgebremst. Ein Zurück zur Normalität gab es (noch) nicht, als der Verein mit Joachim Vogt einen neuen Vorstandsvorsitzenden und Amtsnachfolger Knops wählte und Günther Kuch in seine 13. Amtsperiode startete. Für den Verein eine Phase der Hoffnung.
Hallenprojekt zurückgestellt
Doch bereits kurz nach Beginn des Projekts „Sport in und mit der Natur“, das von Präsidiumsmitglied Michael Kärchner gemeinsam mit dem Naturschutzbund (Nabu) Bergstraße initiiert worden war, löste der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die nächste internationale Krise aus, von der mittelbar auch die Sportkultur betroffen war. Für die TSV bedeuteten die wirtschaftlichen Konsequenzen des Kriegs eine Rückstellung des Hallenbauprojekts um maximal zwei Jahre.
Auf der anderen Seite stellte der Auerbacher Verein dem Caritasverband schnell und unbürokratisch Räumlichkeiten zur Verfügung, um Deutschkurse für geflüchtete Menschen aus der Ukraine anbieten zu können. Intern hat man zeitnah auf energiesparende Heiz- und Lichtanlagen umgerüstet.
Kontinuität in unsicheren Zeiten
Das Thema wird das Präsidium auch weiter beschäftigen: Am 29. März wird neu gewählt. Laut Horst Knop stehen alle bisherigen Mitglieder für eine weitere Kandidatur zur Verfügung. Das würde ein wertvolles Stück Kontinuität in unsicheren Zeiten bedeuten.
„Der Verein hat mit Günther Kuch einen seiner ganz Großen verloren“, betonte auch die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz, die Grüße aus dem Landratsamt übermittelte. Es gehe nun darum, mit vereinten Kräften in die Zukunft zu blicken.
In Auerbach verwies Stolz auch auf die in der TSV geleistete Integrationsarbeit: Unter dem Motto „Wir sind ein Verein – für alle“ war ein Projekt entstanden, das sich für Respekt und Toleranz stark macht und in der Flüchtlingshilfe engagiert. Auch dafür hatte Günther Kuch bereits 2005 die Weichen gestellt: Durch die Initiative „Mittendrin – Integration durch Sport“ konnten rund 300 Migranten in Bergsträßer Vereinen aufgenommen werden. Das soziale Bewusstsein des Vereins wurde von mehreren Auszeichnungen auf regionaler und Landesebene gewürdigt.
Aktuell bietet die TSV – wie bereits im Kontext der Migrationsbewegungen im Jahr 2015 - allen ukrainischen Flüchtlingen an der Bergstraße ein kostenfreies Sportangebot an, wie Joachim Vogt betonte. Bereits seit Sommer letzten Jahres nutzen mehrere Menschen aus der Ukraine diese Möglichkeit
„Mit ihren über 140 Jahren ist die TSV noch längst keine alte Dame“, so Diana Stolz. Der Verein sei attraktiv und ziehe die Menschen an, die positive Entwicklung der Mitgliederzahlen nach der Corona-Delle Ende 2021 spreche für sich.
Vereinsarbeit in Krisenjahren
Für den Landessportbund Hessen war der Vizepräsident Sportentwicklung, Ralf-Rainer Klatt, zum Empfang gekommen. Als Präsidiumsmitglied beim TuS Griesheim brachte er auch die Glückwünsche „des größten Vereins im Landkreis Darmstadt-Dieburg für den größten Verein im Kreis Bergstraße“ mit.
Klatt gratulierte der TSV im Namen von LSB-Präsidentin Juliane Kuhlmann und lobte das facettenreiche Sportangebot und die konstante Vereinsarbeit über die Krisenjahre hinweg.
Die sportlichen Erfolge der TSV Auerbach in den Abteilungen spiegelten sich auch in den zahlreichen Ehrungen im Rahmen des Programms: neben den Auszeichnungen und Belobigungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie für Teams wurden am Sonntag auch einige Funktionäre, Schiedsrichter, Übungsleiter und Trainer besonders gewürdigt.
Aufgelockert wurde der Vormittag durch schwungvolle Darbietungen aus den Abteilungen Cheerleading, Turnen und Gymnastik.
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