Bensheim. Mit großem Andrang und feierlicher Stimmung ist die Stadtbibliothek am vergangenen Mittwoch an ihrem neuen Standort in der Alten Gerberei eröffnet worden. Nach schwierigen Jahren, einer langen Schließzeit und provisorischen Übergangslösungen konnte die Einrichtung nun in frisch sanierten Räumen wiedereröffnet werden.
„Ein Meilenstein für Kultur und Bildung“
Bürgermeisterin Christine Klein fand in ihrem Grußwort deutliche Worte: „Dieser Tag markiert einen wichtigen Meilenstein für die Kultur, die Bildung und das gesellschaftliche Leben in Bensheim.“ Sie erinnerte an die schwierige Zeit im Neumarkt-Center, wo es „keine Zukunft“ für die Bibliothek gegeben habe. Langfristige Planungen seien dort unmöglich gewesen. „Viele Standorte haben wir geprüft, doch schnell war klar: Es gibt in der Innenstadt keinen geeigneten Übergangsstandort, der den Anforderungen einer modernen Bibliothek entspricht.“
Am Ende habe die Stadtverordnetenversammlung entschieden, die Alte Gerberei als alleinigen Standort zu etablieren. Das Gebäude sei umfassend saniert und modernisiert worden. Klein erinnerte auch an die Schließung: „Sie ist uns sehr schwergefallen. Die Bibliothek war für Jung und Alt, für Familien, Schülerinnen, Schüler, Studierende oder Seniorinnen und Senioren ein fester Anlaufpunkt und Ort der Kommunikation. Die Zeit ohne Bibliothek hat eine Lücke in unserer Stadtgesellschaft hinterlassen.“
Gleichzeitig blickte Klein nach vorne: „Die Alte Gerberei ist ein wunderbarer Ort, ein lebendiger Übergang. Doch unser Ziel bleibt es, der Stadtbibliothek langfristig eine Heimat zu geben, in der ihr gesamtes Angebot Platz findet.“
Zwischenlösungen und Medienangebot
Über 12.000 Medien stehen nun im neuen Domizil zur Verfügung. Zwar konnte das gesamte Sortiment nicht umziehen, doch durch regelmäßigen Austausch soll die Vielfalt erhalten bleiben.
Während der Schließzeit habe das Team der Stadtbibliothek alles daran gesetzt, präsent zu bleiben – mit einer Pop-up-Bibliothek im Parktheater, Flohmärkten, Vorleseprogrammen und weiteren Ideen. „So blieb die Bibliothek lebendig, auch ohne festen Ort“, betonte die Bürgermeisterin anerkennend.
Architektin Doris Gölz stellte die Besonderheiten des Umbaus vor. Der Charme des ehemaligen Varietés „Pegasus“ sollte erhalten bleiben, zugleich sei eine moderne und freundliche Atmosphäre entstanden.
Architektur mit Varieté-Charme
Die Sanierung setzte auf helle Materialien: Holz sorgt für freundliche Wärme, die Fensterläden stehen nun offen, die dunkle Ornamentverglasung wurde entfernt. Bunte Sitzkissen auf der Treppe verbinden Kinder- und Erwachsenenbereich, im Zentrum des Kinderraums lädt eine Leseecke in Form von Segelschiffen zum Schmökern ein. Pendelleuchten unterstreichen die Raumhöhe, während die Arbeitsplätze des Bibliotheksteams heute dort liegen, wo früher Künstlerinnen und Künstler auf ihren Auftritt warteten.
Auch Alexander Budjan von der Hessischen Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken ordnete die Eröffnung ein: „Das ist das Ende einer langen Durststrecke.“ Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu, er hoffe, dass sich der Standort etabliere – „damit das Glas endlich wieder halb voll ist“. Die Bedeutung der Bibliothek für das Stadtbild sei, so Budjan, nicht zu unterschätzen.
Für die musikalische Begleitung sorgten das Blockflötenensemble der Bensheimer Musikschule unter Leitung von Gaby Roos-Weimar sowie ein Klarinetten-Duo mit Naemi Fefler und Holger Mehling aus der Klarinettenklasse von Samir Müller.
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