Fürstenlager

Neue Arbeiten von Siegfried Speckhardt in Auerbach

Der Auerbacher Maler, Grafiker und Plastiker Siegfried Speckhardt zeigt bis 26. Mai neue Arbeiten im Damenbau. Jedes Werk ist ein Abenteuer in sich.

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Im Damenbau des Auerbacher Fürstenlagers sind bis 26. Mai Werke des Künstlers Siegfried Speckhardt ausgestellt. © Thomas Zelinger

Auerbach. Die Gruppe Kunst im Fürstenlager des Kur- und Verkehrsvereins Auerbach lädt zu einer neuen Ausstellung in den Damenbau ein: Unter dem Titel „Der Mai ist gekommen, die Künste schlagen aus“ präsentiert der Auerbacher Maler, Grafiker und Plastiker Siegfried Speckhardt neue Arbeiten auf Metall. Unter den 30 Arbeiten sind aber auch einige ältere Werke vertreten, wie der Künstler bei der gut besuchten Vernissage am Sonntag betonte.

Nach vierjähriger Pause ist Speckhardt wieder zurück auf der Auerbacher Bühne. Mit seinen visionären und fantastisch-träumerischen Stahl-Bildern hat er früh eine markante Handschrift entwickelt. Seine Werke entführen den Betrachter in ein metaphysisch aufgeladenes Reich des Unbewussten und Irrationalen. Die Nähe zu den Elementen des Lebens und das Streben nach der kosmischen Mitte sind noch immer erkennbar – dennoch öffnet die Auerbacher Ausstellung auch neue Perspektiven auf das reichhaltige Werk dieses so schöpferischen Geistes, der die Kunstszene an der Bergstraße seit vielen Jahrzehnten mitgestaltet und beeinflusst.

Anlässlich der Einweihungsfeier des Freundschaftstempels wurde er 2000 für drei Jahre zum Parkzeichner des Fürstenlagers ernannt, wie die Kunsthistorikerin Eva Bambach in ihrer Einführung betonte. Seine Aufgabe war es, das aktuelle Erscheinungsbild des Parks zeichnerisch und malerisch mit seinem ganz eigenen Stil und aus seiner Sichtweise umzusetzen und sichtbar zu machen. Speckhardts Domizil war das Weißzeughäuschen, das er als Arbeitsraum nutzte. Er hat die Kunst ins Fürstenlager gebracht.

Siegfried Speckhardt hat an der Freien Akademie Mannheim Grafik und Kunstgeschichte studiert. Speckhardt war unter anderem Stipendiat an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Dass die Überschrift der Ausstellung die Kunst im Plural verwendet, sei angesichts der kreativen Facetten Speckhardts kein Zufall, so Bambach weiter. Auch zur Literatur und zum Theater fühle sich der 1937 in Auerbach geborene Maler eng verbunden.

Der Bezug zum Metall geht auf seine Zeit als Grafiker zurück. Als er irgendwann in einem Firmenlager auf Blechplatten stößt, hat er die Idee, den glatt schimmernden Untergrund mit einer Verbindung aus Öl und Lack zu gestalten. Damit erzielt er aufgrund des jeweiligen Lichteinfalls einen besonderen Effekt, der vor allem bei den großformatigen Bildern auf spektakuläre Weise sichtbar wird.

Auf dem gebürsteten Aluminium erhält die Ölfarbe eine völlig neue, leuchtende Tiefe. Motivisch begegnet der Betrachter immer wieder Elementen aus Literatur, Religion, Musik und Mystik sowie einem großen poetischen wie ikonografischen Fundus.

Die alte Gagelsmühle – ein malerisches Kleinod

1975 hat Siegfried Speckhardt gemeinsam mit seiner Frau Rita die Ruine der alten Gagelsmühle im Mühltal bei Auerbach gekauft und das 1701 erstmals erwähnte Gemäuer über 20 Jahre hinweg in ein malerisches Kleinod verwandelt. Im Damenbau offenbart sich die charismatische Bildsprache des Künstlers, jedes einzelne Werk ist ein Abenteuer in sich. Jede einzelne Komposition markiert das Finale eines langen Reflexionsprozesses.

Siegfried Speckhardt provoziert das Zusammentreffen von wesensfremden Realitäten auf einer neuen Ebene. Werke wie die majestätische Sonnenfinsternis über dem Auerbacher Schloss, das von starker Leuchtkraft und magischer Illusion gekennzeichnet ist, oder das ebenfalls großformatige „Luna“ entführen den Betrachter in mysteriöse und doch oftmals vertraute Welten. Kosmische Traumlandschaften zum Fantasieren, surreale Galaxien von intensiver räumlicher Tiefe – und immer wieder die Kombination von starker Abstraktion und figürlichen Elementen.

Typisch ist auch die Empfänglichkeit für Anregungen aus Literatur, Musik und Tanz. „Schwanengesang“ ist eine realistische Darstellung, kombiniert mit einem abstrakten Hintergrund und geheimnisvollem, kosmischen Licht. Es zeigt beispielhaft, wie eindrucksvoll der Künstler mit dem Ätherischen, Leichten und Flüchtigen zu spielen weiß. Das sanfte, poetische Motiv entstand nach dem Besuch einer Ballettaufführung in Mannheim.

Eine Farbencollage von frühlingshafter Leichtigkeit

Den Monat Mai aus dem Ausstellungstitel übersetzt Speckhardt in eine abstrakte Farbencollage von frühlingshafter Leichtigkeit, während es in anderen Werken oftmals bedrohlich dämmert, kristallisch flimmert oder monumental fluoresziert. Die dunkleren Bilder sind oftmals von klassischen Werken aus der Musik inspiriert, auch Schuberts melancholische „Winterreise“ diente dem Maler schon für eine Auseinandersetzung mit den Kunstliedern der Romantik. Hoffnung und Zuversicht schwingen in nahezu allen Werken mit.

Und zwischen all diesen intergalaktischen Traumreisen, Licht-Passagen und der inszenierten Entrücktheit des Seins blitzen Bezüge zur diesseitigen Welt auf – wenngleich in einer Dimension, die jede irdische Größe in höheren kosmischen Sphären widerspiegelt. So erkennt der Betrachter auch die alte Auerbacher Mühle durch den üppigen Garten aus Farnen und Stauden blinken, seine eigene kleine Heimat in Harmonie mit der Natur und den Kräften des Himmels.

Mehr zum Thema

Kunst

Ein Amerikaner in Heppenheim

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Im kreisrunden „O sole mio“ zersplittert das Sonnenlicht in einem räumlich-plastischen Spektrum aus warmen Rot- und Orangetönen. In den Kompositionen I bis IV tobt sich die abstrakte Lust des Künstlers aus. Durch die Leerstellen glänzt das silberne Metall und erzeugt eine Plastizität, die von der konvexen Bildfläche noch intensiviert wird.

Im Namen der Künstlergruppe begrüßte Gabriele Mundt den Künstler, der rund 40 Bilder im Damenbau präsentiert.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke