Raddirektverbindung

„Sicherheit für Radfahrer auf allen Strecken hat Priorität“

Joachim Hönes vom ADFC Zwingenberg äußert sich zu den aktuellen Planungen

Von 
red
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Bensheim. Am Samstag (6.) wurde im BA über die geplante Raddirektverbindung (RDV) Zwingenberg-Heppenheim berichtet und ein früherer Bericht über die unsicheren Verhältnisse beim Radfahren noch einmal ausführlich zitiert. „Hängen diese Themen zusammen?“, fragt sich Joachim Hönes, Sprecher des ADFC Bensheim-Zwingenberg.

Eine RDV biete Radfahrern eine sichere und bequeme Möglichkeit, rasch ans Ziel zu kommen. Dazu muss sie direkt, kreuzungsarm, breit und mit einer glatten Fahrbahn gebaut werden. Trennung vom Straßenverkehr und von Fußgängern ist obligatorisch. Das klingt gut, findet Hönes. Aber es habe schon eine detaillierte Planung und eine Vorzugsvariante für eine Radschnellverbindung (RSV) gegeben: Dabei sorgten verschachtelte Wegführung, Engstellen, ungenügende Trennung vom sonstigen Verkehr und andere Punkte für heftige Kritik bis hin zur Gründung einer Bürgerinitiative in Heppenheim. Es handelte sich auch gar nicht um eine durchgehend geplante Strecke, sondern um eine Aneinanderreihung bestehender Strecken mit teilweise unrealistischen Verbesserungsvorschlägen, so der Zwingenberger. Aber die Planer hatten sehr gründlich die Alternativen bewertet sowie andere Optionen geprüft und verworfen.

Trotzdem starte jetzt eine neue Planung. Was sind die Alternativen zur untauglichen Vorzugstrasse, fragt sich Hönes? Eine Führung entlang der B3 könnte zwischen den Orten ordentliche Radwege (mit einigen Verbesserungen) mitbenutzen, wäre aber in allen drei Ortsdurchfahrten hoch problematisch, ist Hönes überzeugt. Dort dominierten Autos und Parkstreifen ohne genügende Sicherheitsabstände. Also entlang des Berliner Rings und weiter übers freie Feld zur Tiergartenstraße in Heppenheim? Die größere Distanz zu den Innenstädten, die vielen Kreuzungen im Bensheimer Stadtgebiet, die Führung übers Feld mit ihrer Flächenversiegelung und die vielbefahrene Tiergartenstraße sind für Hönes Probleme. Ob in dem dicht besiedelten Korridor zwischen Zwingenberg und Heppenheim überhaupt eine RDV möglich ist, könne man bezweifeln; die Vorzugstrassen-Planer haben keine Lösung gefunden. Falls doch, werde die Realisierung viele Jahre dauern und weit teurer werden als jetzt geplant.

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Anna Meister
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Leider steht die RDV aus Sicht von Joachim Hönes in Konkurrenz mit flächendeckender Sicherheit. Als die Vorzugstrasse aktuell war, beriet das Heppenheimer Stadtparlament über einen Antrag, den Radweg entlang der B3 zu verbessern. Das wurde abgelehnt mit der Begründung, dass parallel die RSV käme.

Letztes Jahr war eine kleine Delegation des ADFC bei der Stadt Bensheim, um rasche Verbesserungen der Sicherheitslage am Berliner Ring zu fordern. „Uns wurde eine Skizze zur Neugestaltung gezeigt, die aber erst im Rahmen der RDV durchgeführt werden sollte. Schon die Planung einer RSV oder RDV wird also benutzt, um dringende Maßnahmen zur Abstellung StVO-widriger und sicherheitskritischer Zustände zu verhindern“, kritisiert Hönes. „Wir werden sicher auch von den Verantwortlichen hören, dass die Haushaltslage nicht beides gestatte und die RDV ja eine enorme Anstrengung zugunsten der Radfahrer sei.“ Dabei müsste es genau anders sein, meint Hönes: Eine RDV ohne sichere Anschlussstrecken sei wenig wert. Wenn die Lage schon vor dem eigenen Haus unsicher sei, werde man nicht aufs Rad steigen, um mit einer längeren Anfahrt die RDV zu erreichen, vermutet Hönes.

Abschließend betont er: „Viele Radfahrer und Radfahrerinnen würden sich über die RDV freuen, ich auch. Aber die rasche Verbesserung der Sicherheit für Radfahrer auf allen Strecken hat Priorität. Sie darf nicht aufgeschoben werden, indem man uns mit einer unrealistischen Vision für die ferne Zukunft ködert. RDV ja, aber zusätzlich zu flächendeckender Sicherheit.“ red

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