Stadtteildokumentation

Ehrenamtliche Chronisten der Bensheimer Ortsgeschichte

Jährliches Treffen der Bensheimer Stadtteildokumentation in Schwanheim.

Von 
Jeanette Spielmann
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In der Schwanheimer Kirche trafen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bensheimer Stadtteildokumentationen. © Thomas Zelinger

Schwanheim. Die Bensheimer Stadtteildokumentation kann 2027 auf ihr 40-jähriges Bestehen zurückblicken. Dieser runde Geburtstag soll auf jeden Fall gewürdigt werden, aber in welchem Umfang das möglich ist, steht noch in den Sternen. Denn auch der Arbeitskreis der ehrenamtlichen Ortschronisten bleibt von den notwendigen Sparmaßnahmen der Stadt nicht verschont. Das ist schon in diesem Jahr zu spüren und wird die Aktivitäten des Arbeitskreises im kommenden Jahr beeinflussen.

Doch ganz verzichten will Claudia Sosniak, Leiterin des Stadtarchivs, auf spezielle Geburtstagsaktionen nicht, denn ihr ist die Arbeit mit der städtischen Historie eine Herzensangelegenheit. So hat sie mit ihrem Engagement erreicht, dass sie aufgrund des enormen Finanzloches mit den Aktivitäten des Arbeitskreises in diesem Jahr nicht ganz auf Null gesetzt wurde und einiges, wenn auch in abgespeckter Form, möglich ist.

So war die aktuelle Haushaltssperre beim jüngsten Treffen des Arbeitskreises auch ein zentrales Thema der rund 20 ehrenamtlichen Ortshistoriker, die sich in Schwanheim getroffen hatten. Verbunden war das inzwischen 45. Treffen aller Stadtteildokumentationen mit der Besichtigung der über 200 Jahre alten Mollerkirche, bevor es danach zur Sitzung in das schräg gegenüber liegende Haus der Begegnung ging.

Strenge Symmetrie und Schlichtheit in der Mollerkirche

Nach der Begrüßung in der Kirche durch Claudia Sosniak und Thomas Herborn, Leiter des Eigenbetriebs Stadtkultur und Bereichsleiter für das städtische Archivwesen, gab Martina Pfeiffer vom Schwanheimer Kirchenvorstand einen historischen Einblick in die Geschichte der Kirche, die zwischen 1819 und 1821 nach den Plänen des Darmstädter Oberbaudirektors Georg Moller im klassizistischen Stil erbaut wurde.

Strenge Symmetrie und Schlichtheit, aber auch Doppeltürme zeichnen die Kirche aus, wobei die Türme erst Säulen waren und erst aufgrund der Forderung des damaligen Kirchenvorstandes durch die Spitzdächer zu Türmen wurden. Auffällig der Altar auf gleicher Höhe der Kirchenbänke und die erhöhte Kanzel an der Stirnseite des Kirchenraums. Hingewiesen wurde von Martina Pfeiffer auf die Besonderheit, dass auf der hinteren Bankreihe auf der beidseitigen Empore der Pfarrer nicht zu sehen sei. Das komme der protestantischen Einstellung entgegen, die das Wort in den Vordergrund stelle. Denn die Akustik in der Mollerkirche sei sehr gut, was zu einer Vielzahl an Konzertveranstaltungen in der Kirche führe. Aber der Zahn der Zeit nage auch an der Schwanheimer Kirche, wies Pfeiffer auf die dringend erforderlichen Sanierungsarbeiten hin. „Die Türme bewegen sich“, erklärte sie die stabilisierenden Gerüstaufbauten und die sichtbaren Risse. Aktuell gebe es Bodenuntersuchungen, da sich der Untergrund verändert habe.

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Eva Bambach
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Aber ein altes Gebäude bringe viele Überraschungen mit und sein Unterhalt sei kostenintensiv. Da in einer Zeit zunehmender Kirchenaustritte der Mittelfluss durch die Landeskirche geringer werde, liegt die Hoffnung auf Unterstützung durch die Stadt und Spenden.

Ergänzt wurden die Ausführungen durch Reiner Ahlheim, der dabei auf interessante eigene Erlebnisse und Erinnerungen zurückgreifen konnte. Wie beispielsweise die Entstehung des bunten Glasfensters oberhalb der Kanzel. Ursprünglich war das Halbrundfenster mit gewöhnlichem Fensterglas versehen. Das wollte der Kirchenvorstand aber ändern, denn durch das hereinfallende grelle Licht würden die Augen der in den vorderen Bänken sitzenden Frauen und Jungfrauen geschädigt. In einer Heidelberger Glasmalereiwerkstatt wurde ein bunt gemaltes Fenster mit dem Motiv Christi Geburt in Auftrag gegeben und im Oktober 1890 von Philipp Ahlheim XIII mit seinem Fuhrwerk vom Bensheimer Bahnhof abgeholt.

Zwischenzeitlich war das Fenster auch mal zugemauert worden und die Kreuzigungsgruppe davor angebracht worden. Das Weihnachtsfenster verbrachte in dieser Zeit einen Dämmerschlaf in der Abstellkammer, bevor es wieder eingesetzt wurde, weil der Kirchenraum einfach zu dunkel war. Die Schlichtheit der Kirche spiegelt sich auch in den vier, den Kirchenjahreszeiten entsprechend gestalteten Paramenten des Künstlers Jürgen Drewer wider.

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