Schlafapnoe-Selbsthilfegruppe

Atemstörung Schlafapnoe: Wenn nachts der Atem stockt

Judith Schmitt, Leiterin des Schlaflabors am Theresienkrankenhaus referierte über neue Erkenntnisse.

Von 
Jeanette Spielmann
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Oberärztin Judith Schmitt referierte bei der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe. © Spielmann

Bensheim. Schlafbezogene Atemstörungen sind in Deutschland weit verbreitet, denn jeder Mensch hat nachts immer mal wieder Atempausen. Diese sind in der Regel harmlos, wenn sie nicht in Kombination mit einer Herzschwäche oder Nervenstörung beziehungsweise sehr häufig auftreten und die Atemaussetzer länger als zehn Sekunden dauern. Dann spricht man von einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), das behandelt werden muss.

Es ist die häufigste Form der Schlafapnoen und keinesfalls harmlos. Denn die nächtlichen Atemaussetzer verhindern nicht nur einen gesunden und erholsamen Schlaf, sie beeinträchtigen die Lebensqualität und können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen. Betroffenen bleibt nachts mindestens zehn Mal pro Stunde die Luft weg und dieser permanente Wechsel zwischen möglichem Ersticken und Erschrecken kann bis zu 600 Mal pro Nacht auftreten.

Netzwerk betreut über 1200 Betroffene

Dass von dieser Atemstörung viele Menschen betroffen sind, zeigte sich einmal mehr beim jüngsten Gruppenabend der Bensheimer Schlafapnoe-Selbsthilfegruppe. Sie wird inzwischen im 17. Jahr von Arno Zillig geleitet, der die Gruppe 2007 auch ins Leben gerufen hat. An seiner Seite steht seit vielen Jahren Manfred Schmelz, der sich im Ärztehaus II des Heilig-Geist-Hospitals wieder über ein volles Haus und einige neue Mitglieder freuen konnte.

Die Bensheimer Selbsthilfegruppe ist mit über 450 Mitgliedern Teil eines Netzwerks (www.schlafapnoe-kreis-bergstrasse.de), dem noch die Selbsthilfegruppen Lampertheim und Viernheim angehören. Insgesamt berät und betreut das Netzwerk im Kreis Bergstraße über 1200 Betroffene. Die Selbsthilfegruppen sind kein Verein und arbeiten ehrenamtlich und beitragsfrei.

Beim jüngsten Gruppenabend, der immer mit einer vorausgeschalteten Maskenberatung verbunden ist, stand ein Vortrag über neue Erkenntnisse bei der Behandlung von Schlafapnoe im Mittelpunkt. Referentin war Oberärztin Judith Schmitt, Leiterin des Schlaflabors am Mannheimer Theresienkrankenhaus. Sie sei schon häufig Gast der Selbsthilfegruppe Bensheim gewesen, brachte Arno Zillig zum Ausdruck, dass man für die Zusammenarbeit mit dieser kompetenten Ärztin sehr dankbar sei.

Gleich zu Beginn wies Judith Schmitt darauf hin, dass ihre Ausführungen auf den Erkenntnissen des Kongresses im vergangenen Jahr beruhen, da die diesjährige Jahrestagung kurz bevor stand. Über deren Erkenntnisse wird sie beim Treffen der Viernheimer Selbsthilfegruppe am 19. Dezember sprechen. Eine Veränderung ist inzwischen bei der Einteilung der Risikogruppen zu erkennen, da die jeweilige Situation individueller betrachtet werde.

Nicht die Zahl der Aussetzer sei entscheidend, sondern der Sauerstoffabfall und die dadurch entstehende Last der Entsättigung. Daher gehe es vorrangig um die Länge der Atemaussetzer, die den Sauerstoffmangel nach sich zieht. Das soll genauer erforscht werden, aber da die jeweiligen Faktoren nicht immer vergleichbar seien, sei das noch im Fluss.

Thematisiert wurde von der Referentin auch der seit zehn Jahren zugelassene „Zungenschrittmacher“, mit dem die Zunge durch leichte Stromimpulse zu Bewegungen angeregt wird, was den Rachen erweitert. Es handele sich dabei aber um eine sehr teure Operation (etwa 25 000 Euro), die nicht für alle Patienten geeignet sei und erst in zweiter Linie für Schmitt als Therapie in Frage kommt. Bei mehr als 30 Atemaussetzern pro Stunde und einem hohen Körpergewicht empfiehlt sie zuerst eine Maskentherapie. Bei der Fülle der Maskenarten, die es auf dem Markt gibt, wird auch deutlich, warum die mit den Gruppenabenden verbundene Maskenberatung so wichtig ist. Für die Referentin sind beispielsweise „große Masken, die über den Mund gehen von Übel“, denn der Mund sollte ihrer Meinung nach frei sein. Aber auch die Stöpselmaske sei für etwa die Hälfte der Betroffenen problematisch.

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Auch das Risiko Blutdruck wurde von ihr angesprochen. Im Normalfall sinke der Blutdruck nachts um etwa 20 Einheiten. Aber häufige Atemaussetzer in der Nacht verursachten durch die Verringerung des Sauerstoffgehalts hohen Blutdruck. Aber auch durch Träume oder periodische Beinbewegungen könne sich der Blutdruck nachts hochschaukeln, weswegen für Schmitt eine entsprechende Erfassung in der Polygraphie des Schlaflabors wünschenswert wäre.

Der nächste Gruppenabend der Bensheimer Selbsthilfegruppe ist am 9. Januar. Thema des Abends ist “Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Ableben”. Referent ist Siegfried Haupt von der DGS Heppenheim.

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