Bensheim. Selbst Menschen mit vielen sozialen Kontakten können einsam sein. Die Bürgerhilfe Bensheim hatte zu einem spannenden Vortrag in die Cafeteria des Sozialzentrums der Arbeiterwohlfahrt in Bensheim eingeladen und die Resonanz war beachtlich. Die Referentin Marion Schirling betonte, dass Einsamkeit durchaus ein ganz großes Thema in der heutigen Gesellschaft und damit nicht zu unterschätzen sei. Es sei oft ein Tabuthema, dazu komme, dass sich Menschen schwer täten, sich bei solchen Themen zu öffnen, so Schirling.
„Etwa 3000 Anrufe gehen in Deutschland jede Nacht bei der Telefonseelsorge ein“, überraschte sie die Gäste im Raum. Gleiches spiele sich bei einer anderen Nummer ab, unter der junge Menschen anrufen könnten, ergänzte sie. Das ließ die Gäste im Saal aufhorchen. Einsam zu sein ist ein sozialer Schmerz und selbst Menschen, die viele, aber vielleicht nicht so enge Kontakte haben, können sich einsam fühlen, so die Referentin. Sie ging ebenso auf die Folgen von Einsamkeit ein, die nicht unerheblich sein können. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und soziale Phobien können ausgelöst werden, doch genauso körperliche Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, die Schwächung des Immunsystems und Schlafstörungen.
„Unter Einsamkeit leiden vor allem Alte, Kranke, Pflegebedürftige, aber auch Alleinerziehende und Geflüchtete“, so Schirling. Alleine und einsam, das sei aber nicht das Gleiche, betonte sie. Gerade beim Übergang in neue Lebensphasen seien Menschen für Einsamkeit anfälliger. Dann ändere sich oft auch die Struktur der sozialen Netzwerke, teils sogar gravierend. „Die Einsamkeitsgefühle haben sich seit 2017 verändert“, informierte die Referentin. Es habe eine signifikante Steigerung von vorher acht auf 28 Prozent gegeben, ergänzte sie ihren Vortrag mit Zahlen aus der Statistik.
Auch die Ernährung beeinflusst die Stimmung des Menschen
Schirling ging auf die drei Phasen der Einsamkeit ein: die vorübergehende Einsamkeit, den Rückzug aus der Gesellschaft (wie zum Beispiel während der Coronazeit) und die chronische Einsamkeit, die mit Isolation einhergeht. Einsamen Menschen fällt es oft schwer, sich selbst Hilfe zu suchen, und so ist es gut, wenn es andere Menschen gibt, die auf Einsame zugehen, diese aufrütteln und im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nehmen. Schirling erwähnte auch die oft recht einfachen Dinge, mit denen man als betroffene wie auch als helfende Person eine Umkehr erreichen kann.
„Nicht ins Grübeln verfallen. Statt zu schweigen besser darüber reden, aber auch das Einüben von Resilienz, eine feste Tagesstruktur und den Fokus auf das Heute legen, all diese Maßnahmen können helfen“, sagte sie. Eine tolle Sache seien die „Schwatzbänkle“, ergänzte Schirling, die gebe es sogar in Bensheims Innenstadt. Die Babbelbänke seien ein hervorragendes Mittel für die wichtige Kommunikation. Doch auch die Ernährung beeinflusst die Stimmung des Menschen. „Mediterrane Kost, Obst und Gemüse haben eine positive Wirkung auf unser psychisches Wohlbefinden“, erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer. Im Anschluss nutzten die Gäste gerne die Möglichkeit, Fragen an die Referentin zu stellen.
Schirling ist seit 2017 selbst Mitglied bei der Bürgerhilfe Bensheim und arbeitet als freiberufliche Trainerin mit dem Schwerpunkt Selbst- und Stressmanagement sowie Kommunikation und Konfliktlösung. Die Bürgerhilfe ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Mitglieder sich gegenseitig helfen und ein aktives Miteinander pflegen. Unter anderem in den Bereichen Urlaubsbetreuung, Begleitung, Gespräche, Hilfe bei Formularen, Tierbetreuung und auch im Rahmen von Einkaufshilfe und Reparaturen.
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