Musiktheater

Rodgau Monotones sind einfach Kult

Die legendäre hessische Band packte im Rex die alten Klassiker aus / Gastauftritt von Henni Nachtsheim

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Thomas Wilken
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Volle Lotte: Die Rodgau Monotones traten am Freitagabend im Musiktheater Rex in Bensheim auf. © Thomas Wilken

Bensheim. Alle Jahre wieder – spielen die Rodgau Monotones im Musiktheater Rex. Gefühlt immer mit dem gleichen Programm, das sich höchstens in Nuancen unterscheidet. Egal: Die urhessische Band hat ihre eingeschworenen Fans, die selbst bei (absichtlich?) schrägem Gesang jubeln und alles mitmachen, was die bunte Truppe auf der Bühne vorgibt. Dieses Mal als Sahnehäubchen nach der Pause dabei: der frühere Sänger und Comedian Henni Nachtsheim.

Ein Konzert der Gruppe in der alten Güterhalle ist quasi ein Selbstläufer. Sie trifft mit ihren Klassikern auf ein bestens aufgelegtes Publikum, das die Halle praktisch bis auf den letzten Platz füllt. Was normalerweise nichts heißt, aber bei den Rodgaus bedeutet es, dass die Stimmung am Überkochen ist. Fans der ersten Stunde versammeln sich mit solchen, die erst vor ein paar Jahren dazukommen sind und sich von der Spielfreudigkeit und dem -witz anstecken lassen. Sofort wird mitgesungen – Wort für Wort.

Die Setliste ist altbekannt

Die Setliste ist altbekannt. Auf ihr finden sich all die Klassiker, die die Band seit ihrem Bestehen produziert hat. „Die Hesse komme“, ihr bekanntester, ist nur einer davon. Doch das Alter geht an der Kombo nicht spurlos vorbei, wie die Musiker schmerzhaft erfahren mussten: Gründungsmitglied und zweiter Gitarrist Raimund „Ray“ Salg verstarb im vergangenen Jahr. Ihm zu Ehren gibt es den „Mercury Blues“ zu hören.

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Als Neuzugang zeigt Rolf Plaueln, der Truppe schon viele Jahre verbunden, auf den sechs Saiten sein Können. Etwa mit einem filigranen Solo auf der Slide Guitar. Dass es die Gründungsmitglieder immer noch draufhaben, beweisen sie gleich von Beginn an. „Mama Lauda“, von der 1991 dazugekommenen Sängerin Kerstin Pfau geröhrt, oder das „Leben für Lärm“ heizen ein. In dem nimmt Sänger Peter „Osti“ Osterwold den früheren Deep-Purple- und Whitesnake-Frontmann David Coverdale mit dessen Mikroständer-Akrobatik und ein bisschen „Rücken“ auf die Schippe. Im Gegensatz zu Coverdale hat’s Osti stimmlich aber noch drauf. Auch die anderen Gründer von 1977 zeigen, wie sie musikalisch sozialisiert wurden.

Gitarrist „Ali“ Neander, in der Region bekannt durch seine sehr vielfältigen Bandaktivitäten, ist der Mann für die selbstironischen Ansagen. Ein ums andere Mal haut er ein Rock-Brett raus, dass die Ohren vibrieren. Bassist Joachim „Joky“ Becker komplettiert mehr im Hintergrund das verbliebene Ur-Trio. Die Gruppe ist an der Bergstraße bestens bekannt. Wenn sie im Februar zu einem Gig ruft, ist die Bude voll.

Jetzt kommt noch die Faschingszeit dazu, weshalb auch ein augenzwinkerndes, lauthals mitgesungenes „Humba humba tätärä“ von der Bühne schallt. Nicht nur diesen Text können sowieso alle auswendig. „Osti“ muss nur kurz ansetzen, dann wird ihm das Mikro-Ruder aus der Hand genommen. Das zeigt sich schon ganz am Anfang bei „Ei Gude wie“.

Bei allen harten Rockern darf es auch mal eine eindrucksvolle Ballade sein. Bei der darf Kerstin Pfau ran: Mit dem unter die Haut gehenden „Is‘ nur Kino“. Auf große Fahrt gehen die Rodgaus mit „Hundert Fässer grüne Soße“. Der Schunkel-Rhythmus und ziemlich sinnfreie Text passt bestens in die Faschingszeit. Martin „Dog“ Kessler kommt mit seiner Trommel nach vorn und heizt ein.

Zusammen mit dem Lokalmatador, Saxofonist „Mattl“ Dörsam aus Fürth, haut die Band einen fetten Sound von der Bühne, der im heißen Rex den Schweiß laufen lässt. Alle haben sie die klassischen Rock-Riffs bis ins Effeff drauf. Es gibt ein paar Klassiker aus den vielen Bandjahren, die müssen beim Konzert einfach sein. Ohne die dürfen es die Rodgau Monotones nicht wagen, von der Bühne zu gehen.

Alle im Saal warten auf „die“ Songs, bei denen die Band kaum noch zu hören ist, weil lauter mitgesungen wird. Etwa „Volle Lotte“ oder „St. Tropez am Baggersee“ mit einem lauten Chor, der den von oben fast übertrifft. Nicht fehlen darf auch die Zugabe „Highway to Hell“. Aber zuerst einmal ist nach der Pause ein alter Bekannter dabei: Henni Nachtsheim. Was einen eh schon klasse Abend noch einmal toppt. Es wird voll auf der Bühne.

Seit den Anfangsjahren bis 1990 war er schon bei den Rodgau Monotones dabei. Mit ihm gibt es eine Zeitreise. Weit mehr als zwei Stunden dauert die Sause, mit der die Band abermals einen Meilenstein im Rex setzt. „Frach mich net“, „Zirkus kaputt“ oder „Wenn Bullermann kommt“ heißen nur einige der Klassiker, die er auf der Bühne zum Besten gibt.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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