Musiktheater Rex

Nightwish in Bensheim perfekt gehuldigt

Mit Sleeping Sun war eine der wenigen Nightwish-Coverbands in Bensheim zu Gast.

Von 
Thomas Wilken
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Nah dran am Original: Sleeping Sun mit Sängerin Birgit Niederreiter spielten am Samstagabend Songs von Nightwish im Musiktheater Rex. © Thomas Wilken

Bensheim. Die Messlatte für eine Nightwish-Coverband ist hoch. Denn die symphonischen Metaller servieren keine einfache Kost. Die Tributeband Sleeping Sun hat sich bei ihrem ersten Konzert im Musiktheater Rex in der Hinsicht mehr gut geschlagen. Um die 200 begeisterte Zuschauer wollten sehen, was die Finnen-Epigonen zu bieten haben. Und wurden nicht enttäuscht. Eine melodische Songperle reihte sich an die andere.

Der druckvolle Sound ist am besten vorn zu genießen. Denn weiter hinten im Rex kommt die Stimme von Frontfrau Birgit Niederreiter nicht mehr so gut zur Geltung, es dominieren die Instrumente. Die Sängerin vereint gleich drei Nightwish-Sängerinnen: Tarja Turnen, Anette Olzon und die aktuelle Sängerin Floor Jansen. Mit wallendem blonden Haar und engem schwarzem Outfit bildet sie den Fixpunkt auf der Bühne.

Energiegeladene Live-Show

Da die Originale angekündigt haben, ein paar Jahre nicht touren zu wollen, und es sowieso wenige Nightwish-Coverbands gibt, haben ihre Tributes leichtes Spiel. Vor allem, wenn sie so professionell rüberkommen wie Sleeping Sun. Den Musikern fehlt zwar außer Niederreiter noch etwas das Entertainer-Gen, aber das lässt sich draufschaffen. Musik pur in 100 Minuten hat auch was für sich.

Mit ihrer energiegeladenen Live-Performance und Liebe zum Detail transportiert die Band das einzigartige Feeling von Nightwish, eine der einflussreichsten Symphonic-Metal-Bands unserer Zeit, auf die Bühne. Mit ausgefeilter Technik und harmonischem Zusammenspiel begeistert die Show sowohl eingefleischte Fans als auch Neueinsteiger. Wie überhaupt das Publikum bunt gemischt war: Von sieben bis 70 war alles vertreten. Ob Klassiker wie „Nemo“ und „Crimson tide“ oder neuere Songs wie „Noise“ oder „Shudder before the Beautiful“: Die Setliste beinhaltet alle Hits des fast 30-jährigen Schaffens der Finnen.

Nicht fehlen darf natürlich das namensgebende Sleeping Sun. Die Ballade mit Gänsehauteffekt zeigt Birgit Niederreiter von ihrer ganz starken Seite und heimst ganz viel Applaus ein.

Bassist Dieter Kühn ist mit seinen druckvollen Läufen auf dem Tieftöner ebenfalls ein Fixpunkt. Und natürlich Bandleader Jürgen Knopp an der Gitarre, kein Mann der großen Worte, dafür aber die vielen Töne. Lukas Arnold sorgt am Keyboard seit kurzem für symphonischen Sound, Malte Cornelius trommelt nicht nur, sondern leiht den Songs ab und zu auch das männliche Organ – und ist wiederholt der Taktgeber, wenn es ums Mitklatschen geht. Wenn die besonderen Keyboard-Intros zu den verschiedenen Songs durch das Rex hallen, brandet sofort Vorschussapplaus auf. Denn die Band hat seit ihrer Gründung 1996 mit egal welcher Sängerin etliche Hits abgeliefert. Während „Elan“ eher aus der neueren Schaffensphase stammt, gehen „Walking in the air“ und „Ever Dream“ auf die Zeit mit Tarja Turunen zurück. Um der nachzueifern, braucht es natürlich eine gute Gesangsausbildung, wie sie Niederreiter hat.

„7 days to the wolves“ besticht mit seinen Breaks- und Rhythmuswechseln, wie sie typisch für die Originale sind. Das Ganze natürlich immer hinterlegt mit einem wabernden Soundteppich, der die alte Güterhalle einhüllt. „Storytime“ und „Nemo“ sind Klassiker, bei denen Sleeping Sun nicht viel tun muss, damit die Fans ausrasten.

Der „Song of myself“ wartet mit harten Riffs, aber auch orchestralen Keyboardklängen auf. Und mit „Ghost love score“ aus dem Album Once, dem letzten mit Tarja Turunen als Frontfrau, steht das unvermeidliche Ende an. Noch einmal zeigt die Tributeband, warum Nightwish vor der selbst auferlegten Pause weltweit die größten Hallen füllten.

Die Gruppe lässt sich für eine Zugabe nicht lange bitten. Mit dem Klassiker „Over the hills“ von Gary Moore kommt in anderem Gewand sogar ein gecovertes Stück auf die Bühne, das die Originale vor über 20 Jahren aufnahmen. Es ist Nightwish-typisch symphonisch-bombastisch angepasst und hat seinen ganz eigenen Reiz.

Sleeping Sun ist am 28. Juni im 7er-Club Mannheim zu Gast. Das Konzert wurde vom 27. Januar auf dieses Datum verschoben.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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