Bensheim. Der Besuch im Musiktheater Rex ist überschaubar. Doch davon lässt sich Rob Tognoni mit seiner Band nicht beeinflussen. Der Australier – Spitzname „Tasmanian Devil“ – haut in die Saiten wie der Teufel. Auch wenn er eigentlich laut Selbstbeschreibung Bluesrock spielt, driftet die Musik durch seine fetzige Interpretation der Songs auf der Gitarre oft in die härtete Ecke ab.
Den Fans im Publikum gefällt das natürlich. So oft bekommen sie den fast 65-Jährigen schließlich nicht zu sehen. Vor ein paar Jahren war er mal auf dem Finkenbach-Festival im Odenwald zu Gast. Er würde eigentlich auch besser in einen kleineren Club wie das Muddys in Weinheim passen, wo die Töne nicht so sehr in der Weite der alten Güterhalle zerfasern.
Bei diesem klassischen Power-Trio ist ordentlich Druck im Kessel. Slawek Semeniuk an der Bassgitarre und Mirko Kirch am Schlagzeug halten dem Bandleader den Rücken frei, damit der sich an der Gitarre austoben kann. Und das tut er so, als gäbe es kein Morgen. Manchmal scheinen die Songs zwischendurch eher das Vehikel dafür zu sein, endlich wieder mit einem Solo losfetzen zu können.
Tognonis Einflüsse sind hörbar. Legenden wie Cream, Jimi Hendrix, John Lee Hooker (dem er mit „Boogie Man“ einen Song widmet), B.B. King und AC/DC haben ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Seit 40 Jahren ist der Australier auf den Bühnen der Welt, die am Anfang sehr klein waren, unterwegs. Er hat bereits für und zusammen mit bekannten Größen wie Roy Buchanan, Joe Walsh, Peter Green, Johnny Winter, ZZ Top, Sting oder Bo Diddley zusammengespielt.
Tognoni ist dabei ein Arbeitstier: In 29 Jahren hat er 27 Alben über verschiedene Labels veröffentlicht. Dazu kommt ein Tourneeplan auf der ganzen Welt ohne viele Unterbrechungen. Dass seine Live-Shows mehr als nur einfache Konzerte sind, sondern körperlich spürbare, vor Energie berstende Erlebnisse, die das Publikum fesseln, kommt auch dann rüber, wenn der Besuch nicht so stark ist.
Dank seiner Bühnenintensität und seiner kraftvollen Gitarrenarbeit überzeugt der Australier. Die überschaubare Anzahl im Rex macht es ihm aber etwas schwerer als sonst, die Fans mitzureißen. Der Stil ist feurig, energisch, erfinderisch und explosiv. Dass die Wurzeln im Blues, Blues-Rock und Klassik-Rock, ist immer wieder herauszuhören.
Die eigenen Stücke wie „No sleep in hell“ sind das eine, die umarrangierten Coverversionen das andere. „Brown Sugar“ von den Rolling Stones ist so eines, das bei Tognoni abgeht wie die Feuerwehr. „Rebel Rebel“ von David Bowie von der aktuellen Scheibe „Rebel“ nimmt ebenso kräftig Fahrt auf.
Etwas unglücklich ist die schnelle Pause nach knapp 40 Minuten, wenn das Konzert gerade richtig Fahrt aufgenommen hat. Sie nimmt ziemlich die Luft raus. Aber danach kommen die Besucher doch wieder rein, wenn der Musiker bei seinen Stücken losrockt. Platz zum Tanzen ist vor der Bühne auf jeden Fall genug.
Etliche Songs nach Schema F nutzen sich irgendwann aber auch ab. Es fehlt ein wenig der Aha-Effekt. Tognoni bietet solide Hausmannskost, die aber immer wieder eine Prise Chili bekommt, wenn er seine Gitarrenkünste zeigt.
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