Ideenwettbewerb

Preisträger für den Bensheimer Marktplatz sollen Ende Februar feststehen

Die Stadt Bensheim unternimmt ab September einen zweiten Anlauf für den Ideenwettbewerb für den Marktplatz der Zukunft. Ende Februar sollen die Entwürfe der Architekturbüros diskutiert und die Sieger gekürt werden.

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Dirk Rosenberger
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Was soll künftig – anstelle der Pflanzkübel – den oberen Marktplatz schmücken? Der Ideenwettbewerb nimmt ab September einen zweiten Anlauf. © Thomas Neu

Bensheim. Im Sommer 2019 machte das Haus am Markt Bekanntschaft mit der Abrissbirne, letztlich keine ganz glückliche Liaison. Seitdem klafft unterhalb der Kirche Sankt Georg eine städtebauliche Lücke.

Wie diese geschlossen werden soll, ist auch vier Jahre nach dem Abbruchkommando unklar. Die Stadt muss mittlerweile einen zweiten Anlauf unternehmen, um den Ideenwettbewerb für den Marktplatz der Zukunft (immerhin wird nicht festgelegt, wann diese Zukunft sein soll) über die Bühne zu bringen. Der erste Versuch wurde bekanntlich gestoppt, weil die Bürgerinitiative „Bensheimer Marktplatz besser beleben“ im Dezember 2022 ihre Bedenken gegen die Auslobung vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt per Eilantrag hinterlegt hatte. Die Stadt hatte den mit 60 000 Euro dotierten Wettbewerb daraufhin gestoppt. Ende April urteilte das Gericht schließlich im Sinne des Rathauses.

Dort hat man nun die Zeitschiene festgelegt, vermutlich verbunden mit ganz viel Hoffnung auf ein erfolgreiches Gelingen des Unterfangens. Wobei man die Frage nach dem Erfolg des Ideenwettbewerbs ohnehin erst künftig wird bemessen können. Nach „umfangreichen Abstimmungen mit den Preisrichterinnen und Preisrichtern“, so die Verwaltung, lautet das neue Zieldatum: 23. Februar 2024. An jenem Tag soll das Preisgericht tagen, um die eingereichten Entwürfe zu diskutieren und die Preisträgerentwürfe zu bestimmen.

Termine, Fristen und Sitzungen

In den vergangenen Wochen habe das wettbewerbsbetreuende Planungsbüro „Umbau Stadt“ aus Frankfurt in Abstimmung mit der Stadt Bensheim die neue Zeitschiene aufgestellt: Die zum Wettbewerbsverfahren zwingend vorgeschriebenen Termine, Fristen und Sitzungen bauen alle aufeinander auf und folgen den Richtlinien für Planungswettbewerbe, heißt es aus dem Rathaus.

Dazu gehören unter anderem die erneute Wettbewerbsbekanntmachung, das Preisrichtervorgespräch, das Rückfragenkolloquium mit den teilnehmenden Büros, Fristen für die Ausgabe der Auslobung und das Einreichen der Wettbewerbsbeiträge sowie die Preisgerichtssitzung.

Los geht es am 15. September mit dem Preisrichtervorgespräch: Dann kommt das Preisgericht, also die Jury, bestehend aus Fachpreis- und Sachpreisrichterinnen und -richtern sowie Sachverständigen zusammen - im Anschluss wird die Auslobung für den Ideenwettbewerb erneut veröffentlicht. Auf Nachfrage teilte das städtische Fachteam mit, dass die Sachpreisrichterinnen (wenig überraschend) ihre Teilnahme erneut zugesagt haben. Das Trio besteht aus Bürgermeisterin Christine Klein, Stadträtin Nicole Rauber-Jung und Doris Walter, auch bekannt als Fraa vun Bensem. Spannender wird es, ob die Sachverständigen wieder alle mit an Bord sind. In dieser Runde sitzen unter anderem die Vertreter der Kommunalpolitik sowie des Bürgernetzwerks und der Marktplatz-BI. „Die Abfrage der Sachverständigen läuft“, erklärte das Rathaus dazu.

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Neben der Bürgerinitiative hatte auch das Bürgernetzwerk Teile der Ausschreibung kritisch betrachtet und ein weiteres Mitwirken von Änderungen abhängig gemacht. Mit Vertreterinnen und Vertretern des Bürgernetzwerkes habe es einen Austausch gegeben, so die Verwaltung. Am Preisrichtervorgespräch werde eine Vertretung der Architektenkammer teilnehmen und die im vergangenen Herbst von der Architektenkammer geforderten Auflagen, wie die geänderte Teilnahmevoraussetzung am Wettbewerb, erläutern.

Elf der 15 Planungsbüros, die sich im vergangenen Jahr im Rahmen des im Dezember 2022 gestoppten Ausschreibungsverfahrens beworben hatten, hätten bereits erneut ihr Interesse bekundet. Elf Büros halten sowohl die Architektenkammer als auch „Umbau Stadt“ jedoch für zu wenig. Zumal nicht gesagt ist, dass alle Interessierten auch tatsächlich einen Entwurf einreichen. „Um auch Büros, die bei der letzten Veröffentlichung nicht teilnehmen konnten, eine Chance zu ermöglichen und um ausreichend Entwürfe zu bekommen, wird die Ausschreibung erneut bekanntgemacht“, betonte das städtische Fachteam.

Entwürfe kommentieren und überarbeiten

Wie viele es letztlich sein werden, weiß man ohnehin erst im Herbst. Am 8. Dezember schließlich kommen Jury und die Büros zur Klärung möglicher Rückfragen zusammen. Die Teilnehmer bearbeiten dann die Wettbewerbsaufgabe bis Januar 2024. Alle Wettbewerbsergebnisse werden nach der Bekanntgabe der Sieger in einer mehrtägigen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.

Danach folgt bis Ende April die sogenannte partizipative Phase. In dieser haben alle interessierten Bürger die Möglichkeit, bei einer Werkstattveranstaltung mit den Preisträgerinnen und Preisträgern in Austausch zu treten, deren Entwürfe zu kommentieren und eventuelle Überarbeitungsvorschläge an die Planer heranzutragen. Zum Schluss entscheidet wie immer die Stadtverordnetenversammlung über das weitere Vorgehen.

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Übrigens: Die Kommunalaufsicht wurde von der Stadt nach eigenen Angaben im Juni um Überprüfung gebeten, ob der Abhilfebeschluss vom 1. Dezember 2020 rechtmäßig umgesetzt wird und ob mit diesem und dem Ideenwettbewerb dem Anliegen des Bürgerbegehrens genüge getan wurde.

Die Rathausspitze will damit mögliche Querschüsse im weiteren Verlauf des Verfahrens abgeräumt wissen. Eine Antwort aus Heppenheim steht jedoch noch aus. Es sei keine Aussage dazu getroffen worden, bis wann eine Rückmeldung erfolgt, hieß es dazu auf Nachfrage.

Am Ende eines langen Marktplatz-Tages ist dies sowieso lediglich eine weitere, wenngleich nicht uninteressante Fußnote. Ob der Ideenwettbewerb tatsächlich zündende Ideen liefert, hängt letztlich von der Qualität der Vorschläge ab.

Entwürfe die zeigen, was sinnvoll und umsetzbar ist

Losgelöst von allen Debatten und Gräben, die in den vergangenen vier Jahren aufgerissen und höchstens notdürftig zugeschüttet wurden, braucht es nun zwingend Entwürfe, die deutlich aufzeigen, was am Marktplatz sinnvoll umsetzbar ist - von einem Gebäude bis hin zu einer Freiflächengestaltung. Aber das ist mit Blick auf den Marktplatz keine neue Erkenntnis.

Letztlich muss man mittlerweile schon zufrieden sein, wenn der Wettbewerb unfallfrei über die Bühne geht. Denn die Ansprüche haben in den vergangenen vier Jahren ebenso gelitten wie das Interesse eines Großteils der Bensheimer. Die Hoffnungen ruhen nun darauf, Planungsbüros für die Aufgabe zu begeistern, die mit guten Lösungen eine der größten Innenstadt-Baustellen schließen wollen.

Freier Autor

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