Bensheim. Popa Chubby ist ein Phänomen. Eigentlich spielt der Gitarrist und Sänger altbekannte Bluesrock-Songs hoch und runter. Das Ganze aber so „anders“, so fetzig, dass er sich seine treue Fangemeinde erarbeitet hat. Die kommt in schöner Regelmäßigkeit ins Musiktheater Rex, um den Spielkünsten des 63-jährigen New Yorkers mit immer wieder anderen, mitreißenden Interpretationen zu lauschen.
Der Musiker reißt mit seinen besonderen Soli mehr als zwei Stunden sein Publikum jedes Mal aufs Neue zu Begeisterungsstürmen hin. Über 30 Jahre ist der US-Amerikaner schon auf den breiten Pfaden aktiv, die zwischen dem Blues und dem Rock liegen – meist tendiert er dazu, auf seiner Strecke die Rock-Abzweigung zu nehmen.
Popa Chubby steht – oder besser sitzt – seinen Mann, ist vertieft in seine exzessiven Gitarrenausflüge, die manchmal gar nicht mehr enden wollen. Radiotaugliche Songs von drei oder vier Minuten gibt es bei ihm nicht, selbst wenn das Original wie „Hey Joe“ mal so angelegt war. Er ist völlig vertieft in sein Spiel, findet immer wieder neue Facetten derselben Melodie, improvisiert bis zum Geht-nicht-mehr.
Seine spielfreudigen Kollegen tun ein Übriges, dass der Sound voll von der Bühne schallt. Die Gitarre lebt in etlichen Stücken vom Gegensatz mit Piano oder Hammond-Orgel, Bass und Schlagzeug halten fetzig-fordernd den Takt und treiben den Rhythmus voran. Ab und zu gibt es von ihm ein paar aufmunternde Rufe ans Auditorium, ein paar Worte zu den Songs. Und das Bedauern, dass Bensheim der vorletzte Auftritt seiner aktuellen Tour ist.
Der Leader und seine „Beast-Band“ leben musikalisch in der glorreichen Vergangenheit, als Handarbeit noch zählte und nichts gesampelt wurde. Effekte außer dem Wah-Wah sind verpönt. Wenn der Bass kraftvoll gezupft wird, der Schlagzeugstock gehoben, dann kommt nichts vom Band. Die schnellen Saitenläufe werden nicht durch irgendwelche Synthie-Klänge angereichert.
Wenn Ted Horowitz, wie er mit richtigem Namen heißt, den Blues spielt, ist gehörig der Rock drin. Seine Wurzeln hat der altgediente Kämpe an der Gitarre zwar nicht vergessen. Doch seine Art des Gitarrenspiels erinnert mehr an Hardrocker wie Toni Iommi oder Jimmy Page denn an einen getragenen Bluesschläfer. Mitwippen ist Pflicht, immer mehr setzt sich die Bewegung vom Kopf abwärts fort, bis sie die Füße erreicht.
Die Besucher, oft aus der Altersgruppe Ü 50, fühlen sich im Verlauf des Konzerts immer jünger. Ihnen geht es wie dem Chef auf der Bühne: Älteren Klassikern wird neues Leben eingehaucht. Es zwickt nicht mehr an allen Ecken und Enden. Es soll nicht einzige Stones-Song bleiben. Im Rex spielt Chubby alles, was die Finger hergeben: einen bunten Mix an eigenen Stücken, unter anderem auch seiner immer noch neuen Scheibe „Emotional Gangster“, und alten Klassikern.
Die pure Lust am Bluesrock
Egal, ob eigenes Werk oder gecovert: Es ist die pure Lust am knalligen Bluesrock, die ihn und die Fans vereint. Mit der aktuellen Scheibe hat er viel Erfolg, sie wird als Gipfeltreffen zwischen B. B. King und Stevie Ray Vaughn gelobt. Dass im Herbst eine Live-CD erscheinen soll, passt. Denn erst auf der Bühne kommt seine ganze Virtuosität zum Ausdruck. „Jumping Jack Flash“ kennt man eigentlich von den Stones. Bei Popa Chubby hat der Song – natürlich – mehr Saft und Kraft.
Aus der New Yorker U-Bahn auf die Bühnen der Welt: Seine ersten Sporen verdiente sich der Gitarrist in der Tube, ehe er dann im Manny’s Carwash, einem bekannten New Yorker Blues-Club, bekannt wurde. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre ist er gemeinsam mit seiner Band unterwegs und in schöner Regelmäßigkeit auch in Bensheim zu Gast.
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