Bensheim. Eine offizielle Verabschiedung wollte sie nicht. Denn die, die Nicole Rauber-Jung vor sechs Jahren nach Bensheim geholt hatten, hatten sie bei ihrer Kandidatur zur Wiederwahl als Erste Stadträtin nicht mehr unterstützt. Salbungsvolle Reden, die nicht so gemeint waren, wollte sie nicht hören und so entschied sie sich für eine private Abschiedsfeier.
Eingeladen hatte sie ins Hochstädter Haus eine bunte Mischung aus vielen Bereichen Bensheims, mit denen sie in den vergangenen sechs Jahren gut zusammengearbeitet hatte. Das waren vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Dezernat, von denen sie viel gelernt habe und die sie in den vergangenen sechs Jahren „unterstützt, getröstet und gepuscht“ hatten, die politischen Vertreter aus dem Magistrat und seitens der politischen Fraktionen insbesondere die Grünen, die sie für die Wiederwahl nominiert und gewählt haben.
Eingeladen waren zudem Vertreterinnen und Vertreter aus den verschiedenen Verbänden und Organisationen wie Riedgruppe-Ost oder Landschaftspflegeverband sowie einige Ortsvorsteher aus den Stadtteilen und die Freundschaftskreise Beaune, Mohács, Klodzko und Manlay, in denen sie Mitglied ist. Besonders begrüßte sie Einhausens Bürgermeister Helmut Glanzner, mit dem sie als Vorstandsvorsitzende des Zweckverbandes KMB eng zusammengearbeitet hat, sowie Revierförster Ruis-Eckhardt. Auch Hendrik Friedrich und Architekt Sanjin Maracic, mit denen sie bei der Entwicklung des Sanner-Geländes in Auerbach zu tun hatte, wurden genannt.
Um ihre weitere Zukunft müsse man sich keine Sorgen machen, zeigte sich Nicole Rauber-Jung ganz entspannt. Sie werde für den Rest des Jahres einfach mal „die Füße hochlegen und erstmals seit vielen Jahren wieder Plätzchen backen“. Gelassen blickt sie auf ihre berufliche Zukunft und schaut, was kommen wird. Auch die Tätigkeit in Bensheim sei von ihr nicht angestrebt worden, sondern sei „ihr zugeflogen“, war im Gespräch am Rande von ihr zu hören.
Für den Magistrat sprach Stadträtin Waltrud Ottiger die menschliche Seite von Rauber-Jung an, denn bei der Verabschiedung in ihrer letzten Magistratssitzung vergangene Woche sei es um ihre Arbeit als kommunale Politikerin gegangen. Ihre „Herzlichkeit und Weitsicht werden fehlen“, so Ottiger.
„Sie war mit Leib und Seele hier, die erste mit Herz und Verstand“, war einem Lied zu entnehmen, das die Stadtplanung mit Hilfe der KI generiert hatte. Darin ging es auch um Punkt und Komma, auf die sie bei den in der Bauverwaltung erstellten Vorlagen immer besonders geachtet hatte. „Ein Punkt zum Abschied, aber kein Schluss – nur ein Komma, weil es weiter gehen muss“, war diesem musikalischen Dankeschön zu entnehmen.
Von einer „tollen Arbeit, die Aufschwung nach Bensheim gebracht hat“, sprach Doris Sterzelmaier als Fraktionsvorsitzende der Grünen und Ingrid Schich-Kiefer, Ortvorsteherin von Bensheim-West dankte für die konstruktive Zusammenarbeit. Einhausens Bürgermeister Helmut Glanzner würdigte ihre Kompetenz und Menschlichkeit, die er im Zweckverband KMB kennen und schätzen gelernt habe. Ihr Hinweis auf das Plätzchenbacken nutzte er für eine Einladung, sich damit doch am Einhäuser Weihnachtsmarkt zu beteiligen. Auch Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach war ins Hochstädter Haus gekommen. Sie hatte Nicole Rauber-Jung noch als Bürgermeisterin von Absteinach kenngelernt.
Den Dank für das sechsjährige Engagement für Bensheim, verbunden mit den besten Wünschen für die weitere Zukunft, sprach Bürgermeisterin Christine Klein aus. Man habe in den vergangenen Jahren einiges zusammen gestemmt. Vieles sei nicht einfach gewesen und man habe auch einige Krisen meistern müssen und müsse es noch. Nicht immer sei man einer Meinung gewesen, aber das sei in der politischen Auseinandersetzung ganz normal. Dazu komme, dass sie beide vom Sternzeichen Widder seien und bei „Hörnertieren geht es immer heiß her“.
Nicole Rauber-Jung war am 23. Mai 2019 von der Stadtverordnetenversammlung für eine Amtszeit vom 15. Oktober 2019 bis 14. Oktober 2025 gewählt worden. Bei der Wahl Anfang Juli, für die sie zur Wiederwahl kandidiert hatte, hatten sich die Koalitionsfraktionen von CDU, SPD und FDP gegen sie und für den damaligen KMB-Geschäftsführer Frank Daum als ihren Amtsnachfolger ausgesprochen. Daum wird an diesem Mittwoch (15.) sein Amt als Erster Stadtrat von Bensheim antreten.
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