Fehlheim. Diesmal hatte das Schlusswort des Wehrführers eine andere Qualität: Nach über 27 Jahren hat Rüdiger Linder nicht mehr als Wehrführer in Fehlheim kandidiert. Seit Januar 1995 hatte er das Amt inne und mit viel Herzblut und Leidenschaft ausgeführt, wie ihm viele seiner Kameraden bei der Hauptversammlung am Freitag bestätigten.
Auch der stellvertretende Stadtbrandinspektor Thomas Strößinger würdigte Linder als wichtige Konstante bei der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtteil, die er in den vergangenen knapp drei Jahrzehnten als innerer Motor, aktiver Impulsgeber und sympathisches Gesicht nach außen repräsentiert hat. Nach seinem letzten Bericht gab es am Stützpunkt Ovationen im Stehen.
„Ich spiele kein Fußball und kann nicht singen, also geht man als Fehlheimer eben zur Feuerwehr“, kommentierte Rüdiger Linder augenzwinkernd bei seinem Abschied, der sich allerdings nur auf die erste Reihe bezieht: Er wird der aktiven Wehr weiterhin als aktives Mitglied erhalten bleiben. Neuerdings auch als Beisitzer in der Wehrführung sowie als Vereinsschriftführer.
Sein Nachfolger, auch als Vorsitzender des Feuerwehrvereins (das Amt wird in Fehlheim traditionell als Doppelspitze besetzt), ist sein bisheriger Stellvertreter Sascha Klein. Zum neuen stellvertretenden Wehrführer wurde Harald Friedrich gewählt. Beide erhielten bei 15 Wahlberechtigten jeweils 13 Ja-Stimmen bei je einer Enthaltung. Weitere Beisitzer sind Rico Klos, Patrick Rossmanith, Tobias Jehlicka und Andreas Herzog.
Bereits zum Ende des vergangenen Jahres war Christian Friedrich als Jugendwart nachgerückt. Stellvertretender Vereinsvorsitzende ist Andrea Pflüger, Rechner bleibt Martin Mäncher. Beisitzer sind Rico Klos, Andreas Herzog und Benedikt Jehlicka.
In seinem Rückblick skizzierte Rüdiger Linder die aus seiner Sicht wichtigsten Projekte der letzten 27 Jahre. Unter anderem war die Fehlheimer Wehr die erste im Kreisgebiet mit einer Webseite im Internet, die bereits 1997 freigeschaltet wurde. Ein Meilenstein war auch der Neubau des Feuerwehrhauses an der Mittelstraße gleich gegenüber des alten Standorts, den die Wehr mit einer Eigenhilfeleistung im Gegenwert von 178 000 Euro gestemmt hatte. Das Gebäude wurde im Mai 2008 eingeweiht.
Thomas Strößinger bezeichnete Linder bei dieser Maßnahme als „Kümmerer“, der das Vorhaben auch ideell vorangetrieben habe. 2003 begann die Brandschutzerziehung für die dritten Klassen der Carl-Orff-Grundschule, 2007 wurde mitten in der Neubauphase die Kindergruppe Löschfüchse gegründet.
Insgesamt hat der scheidende Wehrführer, der beruflich als Verwaltungsbeamter in Darmstadt tätig ist, seit 1995 etwa 250 Einsätze koordiniert und begleitet. Linder dankte allen Feuerwehrkollegen sowie der Stadt Bensheim und nicht zuletzt auch seiner Frau Martina für die Unterstützung während dieser langen Zeit in einem Führungsamt.
Zur Feuerwehrjugend kam er bereits 1984, danach war er unter anderem als Jugendwart und stellvertretender Wehrführer aktiv. Für seine Dienste wurde er 2009 mit dem Silbernen Brandschutzehrenzeichen am Bande und 2014 mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet, wie der ehrenamtliche Stadtrat Oliver Roeder betonte, der die Grüße der Bürgermeisterin und des Magistrats überbrachte – und auch die offizielle „Entlassungsurkunde“ für den Ehrenbeamten dabeihatte.
Worte des Dankes kamen auch von Ortsvorsteher Stefan Stötzel und von seinem langjährigen Weggefährten bei der Feuerwehr Harald Friedrich, der vom Ende einer Ära sprach. Fehlheim und die Stadt Bensheim seien Rüdiger Linder zu Dank verpflichtet, dass er sich über einen so langen Zeitraum für die Sicherheit der Bürger eingesetzt habe.
Linder überreicht das Zepter während einer Phase, in der die Einsatzabteilung konstant 20 Mitglieder zählt und momentan sogar einen leichten Aufwärtstrend erlebt: Drei weitere aktive Feuerwehrleute kommen demnächst hinzu. Die Jugendwehr ist mit fünf Köpfen zwar dünn besetzt, aber personell ebenfalls stabil durch die Pandemie gekommen.
Zwei Kinder sind bei den Löschfüchsen, die Zahl der passiven Mitglieder ist mit 185 gegenüber 2020 nur minimal gesunken (minus zwei). Insgesamt umfasst die Fehlheimer Feuerwehr somit aktuell 216 Mitglieder. Im vergangenen Berichtsjahr waren aufgrund er Corona-Krise nur Übungen in kleinen Gruppen möglich, die Unterrichtseinheiten im Herbst und Winter wurden noch als Videokonferenz online durchgeführt. Wie bei den Aktiven, so wurde auch der Dienstbetrieb beim Nachwuchs ab Frühjahr komplett eingestellt. Die Sammlung der Weihnachtsbäume musste abgesagt werden, auch die Zeltlager auf Bezirks- und auf Kreisebene fanden nicht statt.
Dies hatte auch negative Auswirkungen auf die Mitgliederentwicklung, in den Reihen der Kinder und Jugendlichen waren einige Austritte zu verzeichnen. Dem will die Wehr nun aktiv entgegenwirken, unter anderem durch eine verstärkte Werbung.
Und wie sieht es bei der Ausrüstung aus? Die Fehlheimer Einsatzfahrzeuge sind laut Rüdiger Linder in einwandfreiem Zustand, im letzten Jahr waren sie zu neun Einsätzen ausgerückt. Der stellvertretende Stadtbrandinspektor Thomas Strößinger bezeichnete die Fehlheimer Wehr als wichtigen Bestandteil in der Sicherheitsarchitektur des gesamten Stadtgebiets.
Neun Einsätze im letzten Jahr
Strößinger, der mit dem zweiten Stellvertreter Jürgen Ritz gekommen war, bilanziert aktuell wieder mehr Möglichkeiten für die Aktivitäten der Feuerwehr, was etwa Schulungen und Übungen betreffe. Er warnte aber auch vor den momentan wieder ansteigenden Corona-Zahlen im Kreisgebiet und einer eventuell zu erwartenden nächsten Welle noch in diesem Sommer.
Abschließend zeichnete er Sascha Klein mit dem Silbernen Brandschutzehrenzeichen am Bande für 25 Jahre aktive Dienstzeit aus.
Andreas Herzog wurde die Kinderfeuerwehr-Medaille des Landesfeuerwehrverbands in Silber verliehen.
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